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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.
Münze wandten Peligot und Levol1) Koksöfen mit zwei
einander gegenüber liegenden Muffeln, einer grössern und einer
kleineren an, wobei aber die Wärmeausstrahlung der grossen
glühenden Muffel den Probirer belästigte, auch die Arbeiten des
einen oft durch die des andern behindert wurden. Man hat
zur Vermeidung dieser Uebelstände zwei gleichgrosse Muffeln
neben einander gelegt und spart dabei gleichzeitig die Hälfte
Koks gegen früher, indem man bei vierstündiger Feuerung des
Ofens durchschnittlich nur 1/2 Hektoliter Koks verbraucht.

Der neue Ofen2) hat nachstehende Einrichtung (Taf. I. Fig.
12--14). a Muffeln, vorn auf dem Gemäuer ruhend und hinten
durch Träger b gestützt. c Thonplatte mit Eisenreif umgeben,
auf welcher sich die Schieber d für die Muffelmündungen e be-
wegen. f Rost, aus zwei Theilen bestehend, damit man ihn von
oben her, ohne den Dom abzuheben, einbringen kann. g Oeff-
nungen zum Ausräumen der Asche, Einbringen von Koks etc.
h Oeffnung zum Aschenfall. i Oeffnung, mit einer um die Angel
k drehbaren eisernen Thür verschliessbar, welche mittelst der
bei l befestigten Schwengel m und n von beiden Seiten geöffnet
werden kann. Der Schwengel n hat eine Führung, damit er
sich nicht senken kann oder damit er bei theilweise geöffneter Thür
stehen bleibt, und ist mit einem Schirm o zum Schutz der an-
fassenden Hand gegen die Hitze versehen. Durch Oeffnen oder
Schliessen der Oeffnung i regulirt man die Hitze im Ofen und
giebt durch dieselbe auch Koks auf. p Plätte zum Aufstellen
der Capellen.

e) Gaudry3) hat einen Koksmuffelofen zum Einäschern von
Brennstoffen construirt, in welchem 4 kleine Muffeln über einer
Feuerung liegen.


Vergleichung
mit andern
Oefen.

§. 23. Steinkohlenmuffelöfen. Solche Oefen sind nach
Plattner's Construction4) zuerst auf den Freiberger Hüt-
ten an die Stelle der festgemauerten Holzkohlenöfen (S. 44)
getreten. Sie erfordern zur Verbrennung der Steinkohlen einen
rapideren Zug, sind hinsichtlich der mehr Uebung erfordernden
Befeuerung unbequemer, als die Holzkohlen- und Koksöfen,
lassen aber eine leichtere Regulirung der Temperatur (durch
Modificationen beim Schüren und passende Stellung des Essen-

1) Polyt. Centr. 1854. S. 1444.
2) Polyt. Centr. 1857. S. 313.
3) Polyt. Centr. 1858. S. 335.
4) Freiberger Jahrbuch f. d. Berg- und Hüttenm. 1842. S. 1.

Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.
Münze wandten Peligot und Levol1) Koksöfen mit zwei
einander gegenüber liegenden Muffeln, einer grössern und einer
kleineren an, wobei aber die Wärmeausstrahlung der grossen
glühenden Muffel den Probirer belästigte, auch die Arbeiten des
einen oft durch die des andern behindert wurden. Man hat
zur Vermeidung dieser Uebelstände zwei gleichgrosse Muffeln
neben einander gelegt und spart dabei gleichzeitig die Hälfte
Koks gegen früher, indem man bei vierstündiger Feuerung des
Ofens durchschnittlich nur ½ Hektoliter Koks verbraucht.

Der neue Ofen2) hat nachstehende Einrichtung (Taf. I. Fig.
12—14). a Muffeln, vorn auf dem Gemäuer ruhend und hinten
durch Träger b gestützt. c Thonplatte mit Eisenreif umgeben,
auf welcher sich die Schieber d für die Muffelmündungen e be-
wegen. f Rost, aus zwei Theilen bestehend, damit man ihn von
oben her, ohne den Dom abzuheben, einbringen kann. g Oeff-
nungen zum Ausräumen der Asche, Einbringen von Koks etc.
h Oeffnung zum Aschenfall. i Oeffnung, mit einer um die Angel
k drehbaren eisernen Thür verschliessbar, welche mittelst der
bei l befestigten Schwengel m und n von beiden Seiten geöffnet
werden kann. Der Schwengel n hat eine Führung, damit er
sich nicht senken kann oder damit er bei theilweise geöffneter Thür
stehen bleibt, und ist mit einem Schirm o zum Schutz der an-
fassenden Hand gegen die Hitze versehen. Durch Oeffnen oder
Schliessen der Oeffnung i regulirt man die Hitze im Ofen und
giebt durch dieselbe auch Koks auf. p Plätte zum Aufstellen
der Capellen.

e) Gaudry3) hat einen Koksmuffelofen zum Einäschern von
Brennstoffen construirt, in welchem 4 kleine Muffeln über einer
Feuerung liegen.


Vergleichung
mit andern
Oefen.

§. 23. Steinkohlenmuffelöfen. Solche Oefen sind nach
Plattner’s Construction4) zuerst auf den Freiberger Hüt-
ten an die Stelle der festgemauerten Holzkohlenöfen (S. 44)
getreten. Sie erfordern zur Verbrennung der Steinkohlen einen
rapideren Zug, sind hinsichtlich der mehr Uebung erfordernden
Befeuerung unbequemer, als die Holzkohlen- und Koksöfen,
lassen aber eine leichtere Regulirung der Temperatur (durch
Modificationen beim Schüren und passende Stellung des Essen-

1) Polyt. Centr. 1854. S. 1444.
2) Polyt. Centr. 1857. S. 313.
3) Polyt. Centr. 1858. S. 335.
4) Freiberger Jahrbuch f. d. Berg- und Hüttenm. 1842. S. 1.
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[46/0084] Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen. Münze wandten Peligot und Levol 1) Koksöfen mit zwei einander gegenüber liegenden Muffeln, einer grössern und einer kleineren an, wobei aber die Wärmeausstrahlung der grossen glühenden Muffel den Probirer belästigte, auch die Arbeiten des einen oft durch die des andern behindert wurden. Man hat zur Vermeidung dieser Uebelstände zwei gleichgrosse Muffeln neben einander gelegt und spart dabei gleichzeitig die Hälfte Koks gegen früher, indem man bei vierstündiger Feuerung des Ofens durchschnittlich nur ½ Hektoliter Koks verbraucht. Der neue Ofen 2) hat nachstehende Einrichtung (Taf. I. Fig. 12—14). a Muffeln, vorn auf dem Gemäuer ruhend und hinten durch Träger b gestützt. c Thonplatte mit Eisenreif umgeben, auf welcher sich die Schieber d für die Muffelmündungen e be- wegen. f Rost, aus zwei Theilen bestehend, damit man ihn von oben her, ohne den Dom abzuheben, einbringen kann. g Oeff- nungen zum Ausräumen der Asche, Einbringen von Koks etc. h Oeffnung zum Aschenfall. i Oeffnung, mit einer um die Angel k drehbaren eisernen Thür verschliessbar, welche mittelst der bei l befestigten Schwengel m und n von beiden Seiten geöffnet werden kann. Der Schwengel n hat eine Führung, damit er sich nicht senken kann oder damit er bei theilweise geöffneter Thür stehen bleibt, und ist mit einem Schirm o zum Schutz der an- fassenden Hand gegen die Hitze versehen. Durch Oeffnen oder Schliessen der Oeffnung i regulirt man die Hitze im Ofen und giebt durch dieselbe auch Koks auf. p Plätte zum Aufstellen der Capellen. e) Gaudry 3) hat einen Koksmuffelofen zum Einäschern von Brennstoffen construirt, in welchem 4 kleine Muffeln über einer Feuerung liegen. §. 23. Steinkohlenmuffelöfen. Solche Oefen sind nach Plattner’s Construction 4) zuerst auf den Freiberger Hüt- ten an die Stelle der festgemauerten Holzkohlenöfen (S. 44) getreten. Sie erfordern zur Verbrennung der Steinkohlen einen rapideren Zug, sind hinsichtlich der mehr Uebung erfordernden Befeuerung unbequemer, als die Holzkohlen- und Koksöfen, lassen aber eine leichtere Regulirung der Temperatur (durch Modificationen beim Schüren und passende Stellung des Essen- 1) Polyt. Centr. 1854. S. 1444. 2) Polyt. Centr. 1857. S. 313. 3) Polyt. Centr. 1858. S. 335. 4) Freiberger Jahrbuch f. d. Berg- und Hüttenm. 1842. S. 1.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/84>, abgerufen am 11.12.2024.