1) Bestimmung des Nässegehaltes (Nässprobe). Man nimmt Probirgut aus der Mitte des Gefässes vom Boden weg herauf -- weil das Wasser sich nach unten zieht und das Material ober- flächlich trockner wird --, wiegt dasselbe nach einem gewöhn- lich dem Landesgewicht analog eingetheilten, aber verjüngten Probirgewicht, Nässprobirgewicht (§. 48), so viel Centner im Kleinen ein, als das Gewicht der Post beträgt, thut die Masse in eine etwa 28 Cm. lange, 22 Cm. breite und 6 Cm. tiefe Kupfer- oder Eisenpfanne mit Stiel und erwärmt dieselbe auf einem Ofen unter öfterem vorsichtigen Umrühren mit einem Eisenspatel bei einer nicht viel über 100°C. gehenden Temperatur so lange, bis das Pulver stäubt, eine darüber gehaltene kalte Glasplatte nicht mehr beschlägt und zwei nach einander vorgenommene Wägungen gleiche Resultate geben. Die Temperatur darf nicht so hoch gesteigert werden, dass Wasserdämpfe lebhaft entweichen, eingeschlossene organische Substanzen verkohlen oder ausser hygroskopischem Wasser sich andere Substanzen (Quecksilber, Schwefel, Arsen etc.) verflüchtigen. Man stellt deshalb die Trocken- pfanne sicherer, statt direct auf den eisernen Ofen, auf ein einige Zoll darüber aus Drahtgeflecht gebildetes Trockengestell und legt ein Stückchen Papier in die Pfanne, welches sich nicht bräunen darf. Auch findet das Trocknen wohl in einer Kupferschale direct über einem gelinden Kohlenfeuer statt (Przibram).
Das Auswägen geschieht auf den Oberharzer Hütten z. B. bis auf 0,1 Ctr., auf den Freiberger Hütten bis auf 0,5 Pfund, zu Przibram bis auf 1/4 Pfd., der Nässegehalt wird in die Probenzettel (S. 7) eingetragen.
Trocknen.
2) Trocknen des Probirgutes. Dasselbe geschieht in grösseren Mengen ähnlich wie bei der Nässprobe; geringere Quan- titäten werden auf einem Uhrglase oder in einer Prozellanschale im Wasserbade (Taf. IV. Fig. 56, 57) bei 100°C. getrocknet. Reicht diese Temperatur nicht aus, so bedient man sich zur Er- zielung höherer Temperaturen (bis 120° und mehr) eines Luft- bades (Taf. IV. Fig. 58). Auch kann man das die Substanz enthaltende Porzellangefäss direct auf dem Sandbad oder in einem Stubenofen erwärmen und zur Beobachtung der Temperatur in ein daneben gestelltes, mit Messing- oder Kupferfeile gefülltes Messingschälchen an einem Stativ ein Thermometer so einsenken, dass dasselbe den Boden berührt. Zur gleichzeitigen Trocknung mehrerer Proben lässt sich eine Trockenscheibe (§. 50,2.) anwenden.
Mechanische Operationen.
Nässprobe.
1) Bestimmung des Nässegehaltes (Nässprobe). Man nimmt Probirgut aus der Mitte des Gefässes vom Boden weg herauf — weil das Wasser sich nach unten zieht und das Material ober- flächlich trockner wird —, wiegt dasselbe nach einem gewöhn- lich dem Landesgewicht analog eingetheilten, aber verjüngten Probirgewicht, Nässprobirgewicht (§. 48), so viel Centner im Kleinen ein, als das Gewicht der Post beträgt, thut die Masse in eine etwa 28 Cm. lange, 22 Cm. breite und 6 Cm. tiefe Kupfer- oder Eisenpfanne mit Stiel und erwärmt dieselbe auf einem Ofen unter öfterem vorsichtigen Umrühren mit einem Eisenspatel bei einer nicht viel über 100°C. gehenden Temperatur so lange, bis das Pulver stäubt, eine darüber gehaltene kalte Glasplatte nicht mehr beschlägt und zwei nach einander vorgenommene Wägungen gleiche Resultate geben. Die Temperatur darf nicht so hoch gesteigert werden, dass Wasserdämpfe lebhaft entweichen, eingeschlossene organische Substanzen verkohlen oder ausser hygroskopischem Wasser sich andere Substanzen (Quecksilber, Schwefel, Arsen etc.) verflüchtigen. Man stellt deshalb die Trocken- pfanne sicherer, statt direct auf den eisernen Ofen, auf ein einige Zoll darüber aus Drahtgeflecht gebildetes Trockengestell und legt ein Stückchen Papier in die Pfanne, welches sich nicht bräunen darf. Auch findet das Trocknen wohl in einer Kupferschale direct über einem gelinden Kohlenfeuer statt (Przibram).
Das Auswägen geschieht auf den Oberharzer Hütten z. B. bis auf 0,1 Ctr., auf den Freiberger Hütten bis auf 0,5 Pfund, zu Przibram bis auf ¼ Pfd., der Nässegehalt wird in die Probenzettel (S. 7) eingetragen.
Trocknen.
2) Trocknen des Probirgutes. Dasselbe geschieht in grösseren Mengen ähnlich wie bei der Nässprobe; geringere Quan- titäten werden auf einem Uhrglase oder in einer Prozellanschale im Wasserbade (Taf. IV. Fig. 56, 57) bei 100°C. getrocknet. Reicht diese Temperatur nicht aus, so bedient man sich zur Er- zielung höherer Temperaturen (bis 120° und mehr) eines Luft- bades (Taf. IV. Fig. 58). Auch kann man das die Substanz enthaltende Porzellangefäss direct auf dem Sandbad oder in einem Stubenofen erwärmen und zur Beobachtung der Temperatur in ein daneben gestelltes, mit Messing- oder Kupferfeile gefülltes Messingschälchen an einem Stativ ein Thermometer so einsenken, dass dasselbe den Boden berührt. Zur gleichzeitigen Trocknung mehrerer Proben lässt sich eine Trockenscheibe (§. 50,2.) anwenden.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0054"n="16"/><fwplace="top"type="header">Mechanische Operationen.</fw><lb/><noteplace="left">Nässprobe.</note><p>1) <hirendition="#g">Bestimmung des Nässegehaltes (Nässprobe)</hi>. Man<lb/>
nimmt Probirgut aus der Mitte des Gefässes vom Boden weg herauf<lb/>— weil das Wasser sich nach unten zieht und das Material ober-<lb/>
flächlich trockner wird —, wiegt dasselbe nach einem gewöhn-<lb/>
lich dem Landesgewicht analog eingetheilten, aber verjüngten<lb/>
Probirgewicht, <hirendition="#g">Nässprobirgewicht</hi> (§. 48), so viel Centner im<lb/>
Kleinen ein, als das Gewicht der Post beträgt, thut die Masse<lb/>
in eine etwa 28 Cm. lange, 22 Cm. breite und 6 Cm. tiefe Kupfer-<lb/>
oder Eisenpfanne mit Stiel und erwärmt dieselbe auf einem<lb/>
Ofen unter öfterem vorsichtigen Umrühren mit einem Eisenspatel<lb/>
bei einer nicht viel über 100°C. gehenden Temperatur so lange,<lb/>
bis das Pulver stäubt, eine darüber gehaltene kalte Glasplatte<lb/>
nicht mehr beschlägt und zwei nach einander vorgenommene<lb/>
Wägungen gleiche Resultate geben. Die Temperatur darf nicht<lb/>
so hoch gesteigert werden, dass Wasserdämpfe lebhaft entweichen,<lb/>
eingeschlossene organische Substanzen verkohlen oder ausser<lb/>
hygroskopischem Wasser sich andere Substanzen (Quecksilber,<lb/>
Schwefel, Arsen etc.) verflüchtigen. Man stellt deshalb die Trocken-<lb/>
pfanne sicherer, statt direct auf den eisernen Ofen, auf ein einige<lb/>
Zoll darüber aus Drahtgeflecht gebildetes Trockengestell und<lb/>
legt ein Stückchen Papier in die Pfanne, welches sich nicht bräunen<lb/>
darf. Auch findet das Trocknen wohl in einer Kupferschale<lb/>
direct über einem gelinden Kohlenfeuer statt (<hirendition="#g">Przibram</hi>).</p><lb/><p>Das Auswägen geschieht auf den <hirendition="#g">Oberharzer Hütten</hi><lb/>
z. B. bis auf 0,1 Ctr., auf den <hirendition="#g">Freiberger</hi> Hütten bis auf<lb/>
0,5 Pfund, zu <hirendition="#g">Przibram</hi> bis auf ¼ Pfd., der Nässegehalt wird<lb/>
in die Probenzettel (S. 7) eingetragen.</p><lb/><noteplace="left">Trocknen.</note><p>2) <hirendition="#g">Trocknen des Probirgutes</hi>. Dasselbe geschieht in<lb/>
grösseren Mengen ähnlich wie bei der Nässprobe; geringere Quan-<lb/>
titäten werden auf einem Uhrglase oder in einer Prozellanschale<lb/>
im <hirendition="#g">Wasserbade</hi> (Taf. IV. Fig. 56, 57) bei 100°C. getrocknet.<lb/>
Reicht diese Temperatur nicht aus, so bedient man sich zur Er-<lb/>
zielung höherer Temperaturen (bis 120° und mehr) eines <hirendition="#g">Luft-<lb/>
bades</hi> (Taf. IV. Fig. 58). Auch kann man das die Substanz<lb/>
enthaltende Porzellangefäss direct auf dem Sandbad oder in einem<lb/>
Stubenofen erwärmen und zur Beobachtung der Temperatur in<lb/>
ein daneben gestelltes, mit Messing- oder Kupferfeile gefülltes<lb/>
Messingschälchen an einem Stativ ein Thermometer so einsenken,<lb/>
dass dasselbe den Boden berührt. Zur gleichzeitigen Trocknung<lb/>
mehrerer Proben lässt sich eine <hirendition="#g">Trockenscheibe</hi> (§. 50,2.)<lb/>
anwenden.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[16/0054]
Mechanische Operationen.
1) Bestimmung des Nässegehaltes (Nässprobe). Man
nimmt Probirgut aus der Mitte des Gefässes vom Boden weg herauf
— weil das Wasser sich nach unten zieht und das Material ober-
flächlich trockner wird —, wiegt dasselbe nach einem gewöhn-
lich dem Landesgewicht analog eingetheilten, aber verjüngten
Probirgewicht, Nässprobirgewicht (§. 48), so viel Centner im
Kleinen ein, als das Gewicht der Post beträgt, thut die Masse
in eine etwa 28 Cm. lange, 22 Cm. breite und 6 Cm. tiefe Kupfer-
oder Eisenpfanne mit Stiel und erwärmt dieselbe auf einem
Ofen unter öfterem vorsichtigen Umrühren mit einem Eisenspatel
bei einer nicht viel über 100°C. gehenden Temperatur so lange,
bis das Pulver stäubt, eine darüber gehaltene kalte Glasplatte
nicht mehr beschlägt und zwei nach einander vorgenommene
Wägungen gleiche Resultate geben. Die Temperatur darf nicht
so hoch gesteigert werden, dass Wasserdämpfe lebhaft entweichen,
eingeschlossene organische Substanzen verkohlen oder ausser
hygroskopischem Wasser sich andere Substanzen (Quecksilber,
Schwefel, Arsen etc.) verflüchtigen. Man stellt deshalb die Trocken-
pfanne sicherer, statt direct auf den eisernen Ofen, auf ein einige
Zoll darüber aus Drahtgeflecht gebildetes Trockengestell und
legt ein Stückchen Papier in die Pfanne, welches sich nicht bräunen
darf. Auch findet das Trocknen wohl in einer Kupferschale
direct über einem gelinden Kohlenfeuer statt (Przibram).
Das Auswägen geschieht auf den Oberharzer Hütten
z. B. bis auf 0,1 Ctr., auf den Freiberger Hütten bis auf
0,5 Pfund, zu Przibram bis auf ¼ Pfd., der Nässegehalt wird
in die Probenzettel (S. 7) eingetragen.
2) Trocknen des Probirgutes. Dasselbe geschieht in
grösseren Mengen ähnlich wie bei der Nässprobe; geringere Quan-
titäten werden auf einem Uhrglase oder in einer Prozellanschale
im Wasserbade (Taf. IV. Fig. 56, 57) bei 100°C. getrocknet.
Reicht diese Temperatur nicht aus, so bedient man sich zur Er-
zielung höherer Temperaturen (bis 120° und mehr) eines Luft-
bades (Taf. IV. Fig. 58). Auch kann man das die Substanz
enthaltende Porzellangefäss direct auf dem Sandbad oder in einem
Stubenofen erwärmen und zur Beobachtung der Temperatur in
ein daneben gestelltes, mit Messing- oder Kupferfeile gefülltes
Messingschälchen an einem Stativ ein Thermometer so einsenken,
dass dasselbe den Boden berührt. Zur gleichzeitigen Trocknung
mehrerer Proben lässt sich eine Trockenscheibe (§. 50,2.)
anwenden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/54>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.