Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 212. Verkohlung.
hauptsächlich Wasser und Kohlensäure, dann condensirt
sich in der Vorlage eine wässrige Flüssigkeit, welche bei
sauerstoffreichen Gebilden (Holz, Torf) hauptsächlich Essigsäure,
bei stickstoffhaltigen (Steinkohlen) Ammoniaksalze enthält, ferner
eine dickflüssige, ölige Flüssigkeit, Theer, ein Gemenge ver-
schiedener neuer organischer kohlenstoffhaltiger Moleküle (z. B.
Kreosot, Benzol, Naphthalin, Phenyloxydhydrat etc.). Gleich-
zeitig entstehen Gase, Kohlensäure, Kohlenoxyd, Sumpfgas,
ölbildendes Gas, freies Wasserstoffgas etc., und es bleibt eine
gewisse Menge Kohle mit den aschengebenden Bestandtheilen
zurück. Die Zusammensetzung dieser Gase hängt hauptsächlich
davon ab, ob, nachdem Wasserstoff und Sauerstoff sich zu
Wasser verbunden, weniger oder mehr Wasserstoff übrig bleibt.
Im ersteren Falle entsteht hauptsächlich Kohlensäure und Koh-
lenoxydgas (Holz, Torf, jüngere Braunkohle), in letzterem
Kohlenwasserstoffgas (ältere Braunkohle, Steinkohle).

Das Ausbringen an Kohle hängt wesentlich davon ab,Kohlenaus-
bringen.

ob man das Brennmaterial rasch zur starken Rothgluth erhitzt
oder die Temperatur allmalig steigert. In ersterem Falle erhält
man weniger Kohle und an Kohlenwasserstoff reichere, mit
hellerer Flamme brennende Gase, · als in letzterem, indem das
hygroskopische Wasser zur Vergasung von Kohlenstoff mit bei-
trägt, während bei langsamem Erhitzen das Wasser bereits
entwichen ist, wenn die Zersetzung beginnt.

Zur Erzielung vergleichbarer Resultate zwischen verschie-
denen Brennmaterialien muss deshalb die Verkohlung unter
gleichen Verhältnissen ausgeführt werden und es empfiehlt sich,
jedesmal zwei Versuche zu machen, den einen bei allmälig, den
andern bei rasch steigender Temperatur.

Die zum Verkohlen angewandte Temperatur übt auch einenZusammen-
setzung der
Kohle.

Einfluss auf die Zusammensetzung der Kohle aus, indem
mit abnehmender Temperatur der Wasserstoff- und Sauerstoff-
gehalt zunimmt. Selbst bei höchster Temperatur dargestellte
Kohle enthält noch geringe Mengen dieser Elemente. Ausserdem
enthält die Kohle stets Asche, deren Gehalt abgezogen werden
muss. Je nachdem nun die Kohle allein oder auch die übrigen
Destillationsproducte bei der Verkohlung bestimmt werden sollen,
weicht das Probirverfahren etwas ab.

A. Bestimmung des Kohlengehaltes. Dieselbe kannKohlengehalt.
in unverkohlten und verkohlten Brennstoffen geschehen.


Kerl, Probirkunst. 29

§. 212. Verkohlung.
hauptsächlich Wasser und Kohlensäure, dann condensirt
sich in der Vorlage eine wässrige Flüssigkeit, welche bei
sauerstoffreichen Gebilden (Holz, Torf) hauptsächlich Essigsäure,
bei stickstoffhaltigen (Steinkohlen) Ammoniaksalze enthält, ferner
eine dickflüssige, ölige Flüssigkeit, Theer, ein Gemenge ver-
schiedener neuer organischer kohlenstoffhaltiger Moleküle (z. B.
Kreosot, Benzol, Naphthalin, Phenyloxydhydrat etc.). Gleich-
zeitig entstehen Gase, Kohlensäure, Kohlenoxyd, Sumpfgas,
ölbildendes Gas, freies Wasserstoffgas etc., und es bleibt eine
gewisse Menge Kohle mit den aschengebenden Bestandtheilen
zurück. Die Zusammensetzung dieser Gase hängt hauptsächlich
davon ab, ob, nachdem Wasserstoff und Sauerstoff sich zu
Wasser verbunden, weniger oder mehr Wasserstoff übrig bleibt.
Im ersteren Falle entsteht hauptsächlich Kohlensäure und Koh-
lenoxydgas (Holz, Torf, jüngere Braunkohle), in letzterem
Kohlenwasserstoffgas (ältere Braunkohle, Steinkohle).

Das Ausbringen an Kohle hängt wesentlich davon ab,Kohlenaus-
bringen.

ob man das Brennmaterial rasch zur starken Rothgluth erhitzt
oder die Temperatur allmalig steigert. In ersterem Falle erhält
man weniger Kohle und an Kohlenwasserstoff reichere, mit
hellerer Flamme brennende Gase, · als in letzterem, indem das
hygroskopische Wasser zur Vergasung von Kohlenstoff mit bei-
trägt, während bei langsamem Erhitzen das Wasser bereits
entwichen ist, wenn die Zersetzung beginnt.

Zur Erzielung vergleichbarer Resultate zwischen verschie-
denen Brennmaterialien muss deshalb die Verkohlung unter
gleichen Verhältnissen ausgeführt werden und es empfiehlt sich,
jedesmal zwei Versuche zu machen, den einen bei allmälig, den
andern bei rasch steigender Temperatur.

Die zum Verkohlen angewandte Temperatur übt auch einenZusammen-
setzung der
Kohle.

Einfluss auf die Zusammensetzung der Kohle aus, indem
mit abnehmender Temperatur der Wasserstoff- und Sauerstoff-
gehalt zunimmt. Selbst bei höchster Temperatur dargestellte
Kohle enthält noch geringe Mengen dieser Elemente. Ausserdem
enthält die Kohle stets Asche, deren Gehalt abgezogen werden
muss. Je nachdem nun die Kohle allein oder auch die übrigen
Destillationsproducte bei der Verkohlung bestimmt werden sollen,
weicht das Probirverfahren etwas ab.

A. Bestimmung des Kohlengehaltes. Dieselbe kannKohlengehalt.
in unverkohlten und verkohlten Brennstoffen geschehen.


Kerl, Probirkunst. 29
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0487" n="449"/><fw place="top" type="header">§. 212. Verkohlung.</fw><lb/>
hauptsächlich <hi rendition="#g">Wasser</hi> und <hi rendition="#g">Kohlensäure</hi>, dann condensirt<lb/>
sich in der Vorlage eine <hi rendition="#g">wässrige Flüssigkeit</hi>, welche bei<lb/>
sauerstoffreichen Gebilden (Holz, Torf) hauptsächlich Essigsäure,<lb/>
bei stickstoffhaltigen (Steinkohlen) Ammoniaksalze enthält, ferner<lb/>
eine dickflüssige, ölige Flüssigkeit, <hi rendition="#g">Theer</hi>, ein Gemenge ver-<lb/>
schiedener neuer organischer kohlenstoffhaltiger Moleküle (z. B.<lb/>
Kreosot, Benzol, Naphthalin, Phenyloxydhydrat etc.). Gleich-<lb/>
zeitig entstehen <hi rendition="#g">Gase</hi>, Kohlensäure, Kohlenoxyd, Sumpfgas,<lb/>
ölbildendes Gas, freies Wasserstoffgas etc., und es bleibt eine<lb/>
gewisse Menge <hi rendition="#g">Kohle</hi> mit den aschengebenden Bestandtheilen<lb/>
zurück. Die Zusammensetzung dieser Gase hängt hauptsächlich<lb/>
davon ab, ob, nachdem Wasserstoff und Sauerstoff sich zu<lb/>
Wasser verbunden, weniger oder mehr Wasserstoff übrig bleibt.<lb/>
Im ersteren Falle entsteht hauptsächlich Kohlensäure und Koh-<lb/>
lenoxydgas (Holz, Torf, jüngere Braunkohle), in letzterem<lb/>
Kohlenwasserstoffgas (ältere Braunkohle, Steinkohle).</p><lb/>
          <p>Das <hi rendition="#g">Ausbringen an Kohle</hi> hängt wesentlich davon ab,<note place="right">Kohlenaus-<lb/>
bringen.</note><lb/>
ob man das Brennmaterial rasch zur starken Rothgluth erhitzt<lb/>
oder die Temperatur allmalig steigert. In ersterem Falle erhält<lb/>
man weniger Kohle und an Kohlenwasserstoff reichere, mit<lb/>
hellerer Flamme brennende Gase, · als in letzterem, indem das<lb/>
hygroskopische Wasser zur Vergasung von Kohlenstoff mit bei-<lb/>
trägt, während bei langsamem Erhitzen das Wasser bereits<lb/>
entwichen ist, wenn die Zersetzung beginnt.</p><lb/>
          <p>Zur Erzielung vergleichbarer Resultate zwischen verschie-<lb/>
denen Brennmaterialien muss deshalb die Verkohlung unter<lb/>
gleichen Verhältnissen ausgeführt werden und es empfiehlt sich,<lb/>
jedesmal zwei Versuche zu machen, den einen bei allmälig, den<lb/>
andern bei rasch steigender Temperatur.</p><lb/>
          <p>Die zum Verkohlen angewandte Temperatur übt auch einen<note place="right">Zusammen-<lb/>
setzung der<lb/>
Kohle.</note><lb/>
Einfluss auf die <hi rendition="#g">Zusammensetzung der Kohle</hi> aus, indem<lb/>
mit abnehmender Temperatur der Wasserstoff- und Sauerstoff-<lb/>
gehalt zunimmt. Selbst bei höchster Temperatur dargestellte<lb/>
Kohle enthält noch geringe Mengen dieser Elemente. Ausserdem<lb/>
enthält die Kohle stets Asche, deren Gehalt abgezogen werden<lb/>
muss. Je nachdem nun die Kohle allein oder auch die übrigen<lb/>
Destillationsproducte bei der Verkohlung bestimmt werden sollen,<lb/>
weicht das Probirverfahren etwas ab.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">A.</hi><hi rendition="#g">Bestimmung des Kohlengehaltes</hi>. Dieselbe kann<note place="right">Kohlengehalt.</note><lb/>
in unverkohlten und verkohlten Brennstoffen geschehen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#i">Kerl,</hi> Probirkunst. 29</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[449/0487] §. 212. Verkohlung. hauptsächlich Wasser und Kohlensäure, dann condensirt sich in der Vorlage eine wässrige Flüssigkeit, welche bei sauerstoffreichen Gebilden (Holz, Torf) hauptsächlich Essigsäure, bei stickstoffhaltigen (Steinkohlen) Ammoniaksalze enthält, ferner eine dickflüssige, ölige Flüssigkeit, Theer, ein Gemenge ver- schiedener neuer organischer kohlenstoffhaltiger Moleküle (z. B. Kreosot, Benzol, Naphthalin, Phenyloxydhydrat etc.). Gleich- zeitig entstehen Gase, Kohlensäure, Kohlenoxyd, Sumpfgas, ölbildendes Gas, freies Wasserstoffgas etc., und es bleibt eine gewisse Menge Kohle mit den aschengebenden Bestandtheilen zurück. Die Zusammensetzung dieser Gase hängt hauptsächlich davon ab, ob, nachdem Wasserstoff und Sauerstoff sich zu Wasser verbunden, weniger oder mehr Wasserstoff übrig bleibt. Im ersteren Falle entsteht hauptsächlich Kohlensäure und Koh- lenoxydgas (Holz, Torf, jüngere Braunkohle), in letzterem Kohlenwasserstoffgas (ältere Braunkohle, Steinkohle). Das Ausbringen an Kohle hängt wesentlich davon ab, ob man das Brennmaterial rasch zur starken Rothgluth erhitzt oder die Temperatur allmalig steigert. In ersterem Falle erhält man weniger Kohle und an Kohlenwasserstoff reichere, mit hellerer Flamme brennende Gase, · als in letzterem, indem das hygroskopische Wasser zur Vergasung von Kohlenstoff mit bei- trägt, während bei langsamem Erhitzen das Wasser bereits entwichen ist, wenn die Zersetzung beginnt. Kohlenaus- bringen. Zur Erzielung vergleichbarer Resultate zwischen verschie- denen Brennmaterialien muss deshalb die Verkohlung unter gleichen Verhältnissen ausgeführt werden und es empfiehlt sich, jedesmal zwei Versuche zu machen, den einen bei allmälig, den andern bei rasch steigender Temperatur. Die zum Verkohlen angewandte Temperatur übt auch einen Einfluss auf die Zusammensetzung der Kohle aus, indem mit abnehmender Temperatur der Wasserstoff- und Sauerstoff- gehalt zunimmt. Selbst bei höchster Temperatur dargestellte Kohle enthält noch geringe Mengen dieser Elemente. Ausserdem enthält die Kohle stets Asche, deren Gehalt abgezogen werden muss. Je nachdem nun die Kohle allein oder auch die übrigen Destillationsproducte bei der Verkohlung bestimmt werden sollen, weicht das Probirverfahren etwas ab. Zusammen- setzung der Kohle. A. Bestimmung des Kohlengehaltes. Dieselbe kann in unverkohlten und verkohlten Brennstoffen geschehen. Kohlengehalt. Kerl, Probirkunst. 29

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/487
Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/487>, abgerufen am 27.11.2024.