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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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VII. Eisen. Nasse Proben.
Eisenstein in einem langhalsigen Kolben von 450--500 C. C. In-
halt mit concentrirter Salzsäure bis zur vollständigen Zer-
setzung, wobei je nach der Oxydationsstufe des Eisens Chlorür,
Chlorid oder beide entstehen können. Da die Probe das Vor-
handensein von Eisenchlorid verlangt, so fügt man etwas chlor-
saures Kali in Krystallen nach und nach vorsichtig hinzu, (so
dass kein zu starkes Aufschäumen stattfindet und im Halse
nichts davon hängen bleibt, sonst muss dasselbe mit Säure
hinabgespült werden), kocht zur völligen Austreibung des
freien Chlors etwa 5 Min., bis sich reiner Salzsäuregeruch zeigt
und ein mit dem Glasstab herausgenommener Tropfen Lösung
auf Porzellan mit Eisenkaliumcyanid keinen blauen Niederschlag
mehr, sondern nur eine grünbraune Färbung giebt, zum Be-
weise, dass alles Eisen als Chlorid vorhanden. Man setzt dann
noch etwas Säure zu, füllt den Kolben bis reichlich zur Hälfte
mit destillirtem Wasser, bringt die Flüssigkeit zum Sieden,
wirft dann rasch einen genau gewogenen zusammengebogenen
Streifen reinen Kupferblechs (das 3--4fache von dem Gewichte
des angewandten Erzes) in die Flüssigkeit, verschliesst den
Kolben rasch mit einem Kautschukpfropfen, welcher entweder
ein Kautschukventil hat (Taf. VI. Fig. 103) oder mit einer etwa
10 Cm. langen offenen Glasröhre versehen ist, und erhält die
das Kupfer völlig bedeckende Flüssigkeit fortwährend im
Kochen. Dabei verliert sich die braune Farbe des Eisen-
chlorides immer mehr und die Flüssigkeit wird zuletzt (nach
1--2 Stunden oder länger) ganz farblos oder erscheint nur noch
unbedeutend grünlichgelb, wo dann alles Eisenchlorid durch das
Kupfer unter Bildung von Kupferchlorür in Eisenchlorür, welche
beide eine nahezu farblose Flüssigkeit geben, umgewandelt ist
(Fe2 Cl3 + 2 Cu = 2 Fe Cl + Cu2Cl). Dabei verliert das Kupfer
an Gewicht, indem das gebildete, in Wasser unlösliche Kupfer-
chlorür sich in der Salzsäure auflöst.

Sobald die Lösung farblos geworden -- bei Gegenwart
anderer färbender Körper muss das Ende des Versuches an der
Unveränderlichkeit der Farbe der länger gekochten Flüssigkeit
erkannt werden --, so füllt man den Kolben rasch mit ausge-
kochtem warmen Wasser, kippt denselben, wie bei der schwe-
dischen Kupferprobe (S. 200), in eine Porzellanschale um, zieht
den Kolben vorsichtig weg, wirft das in die Schale gefallene
Kupfer rasch in ein Gefäss mit Wasser, wäscht den Streifen
mehrmals ab, entfernt durch schwaches Reiben den schwarzen

VII. Eisen. Nasse Proben.
Eisenstein in einem langhalsigen Kolben von 450—500 C. C. In-
halt mit concentrirter Salzsäure bis zur vollständigen Zer-
setzung, wobei je nach der Oxydationsstufe des Eisens Chlorür,
Chlorid oder beide entstehen können. Da die Probe das Vor-
handensein von Eisenchlorid verlangt, so fügt man etwas chlor-
saures Kali in Krystallen nach und nach vorsichtig hinzu, (so
dass kein zu starkes Aufschäumen stattfindet und im Halse
nichts davon hängen bleibt, sonst muss dasselbe mit Säure
hinabgespült werden), kocht zur völligen Austreibung des
freien Chlors etwa 5 Min., bis sich reiner Salzsäuregeruch zeigt
und ein mit dem Glasstab herausgenommener Tropfen Lösung
auf Porzellan mit Eisenkaliumcyanid keinen blauen Niederschlag
mehr, sondern nur eine grünbraune Färbung giebt, zum Be-
weise, dass alles Eisen als Chlorid vorhanden. Man setzt dann
noch etwas Säure zu, füllt den Kolben bis reichlich zur Hälfte
mit destillirtem Wasser, bringt die Flüssigkeit zum Sieden,
wirft dann rasch einen genau gewogenen zusammengebogenen
Streifen reinen Kupferblechs (das 3—4fache von dem Gewichte
des angewandten Erzes) in die Flüssigkeit, verschliesst den
Kolben rasch mit einem Kautschukpfropfen, welcher entweder
ein Kautschukventil hat (Taf. VI. Fig. 103) oder mit einer etwa
10 Cm. langen offenen Glasröhre versehen ist, und erhält die
das Kupfer völlig bedeckende Flüssigkeit fortwährend im
Kochen. Dabei verliert sich die braune Farbe des Eisen-
chlorides immer mehr und die Flüssigkeit wird zuletzt (nach
1—2 Stunden oder länger) ganz farblos oder erscheint nur noch
unbedeutend grünlichgelb, wo dann alles Eisenchlorid durch das
Kupfer unter Bildung von Kupferchlorür in Eisenchlorür, welche
beide eine nahezu farblose Flüssigkeit geben, umgewandelt ist
(Fe2 Cl3 + 2 Cu = 2 Fe Cl + Cu2Cl). Dabei verliert das Kupfer
an Gewicht, indem das gebildete, in Wasser unlösliche Kupfer-
chlorür sich in der Salzsäure auflöst.

Sobald die Lösung farblos geworden — bei Gegenwart
anderer färbender Körper muss das Ende des Versuches an der
Unveränderlichkeit der Farbe der länger gekochten Flüssigkeit
erkannt werden —, so füllt man den Kolben rasch mit ausge-
kochtem warmen Wasser, kippt denselben, wie bei der schwe-
dischen Kupferprobe (S. 200), in eine Porzellanschale um, zieht
den Kolben vorsichtig weg, wirft das in die Schale gefallene
Kupfer rasch in ein Gefäss mit Wasser, wäscht den Streifen
mehrmals ab, entfernt durch schwaches Reiben den schwarzen

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[352/0390] VII. Eisen. Nasse Proben. Eisenstein in einem langhalsigen Kolben von 450—500 C. C. In- halt mit concentrirter Salzsäure bis zur vollständigen Zer- setzung, wobei je nach der Oxydationsstufe des Eisens Chlorür, Chlorid oder beide entstehen können. Da die Probe das Vor- handensein von Eisenchlorid verlangt, so fügt man etwas chlor- saures Kali in Krystallen nach und nach vorsichtig hinzu, (so dass kein zu starkes Aufschäumen stattfindet und im Halse nichts davon hängen bleibt, sonst muss dasselbe mit Säure hinabgespült werden), kocht zur völligen Austreibung des freien Chlors etwa 5 Min., bis sich reiner Salzsäuregeruch zeigt und ein mit dem Glasstab herausgenommener Tropfen Lösung auf Porzellan mit Eisenkaliumcyanid keinen blauen Niederschlag mehr, sondern nur eine grünbraune Färbung giebt, zum Be- weise, dass alles Eisen als Chlorid vorhanden. Man setzt dann noch etwas Säure zu, füllt den Kolben bis reichlich zur Hälfte mit destillirtem Wasser, bringt die Flüssigkeit zum Sieden, wirft dann rasch einen genau gewogenen zusammengebogenen Streifen reinen Kupferblechs (das 3—4fache von dem Gewichte des angewandten Erzes) in die Flüssigkeit, verschliesst den Kolben rasch mit einem Kautschukpfropfen, welcher entweder ein Kautschukventil hat (Taf. VI. Fig. 103) oder mit einer etwa 10 Cm. langen offenen Glasröhre versehen ist, und erhält die das Kupfer völlig bedeckende Flüssigkeit fortwährend im Kochen. Dabei verliert sich die braune Farbe des Eisen- chlorides immer mehr und die Flüssigkeit wird zuletzt (nach 1—2 Stunden oder länger) ganz farblos oder erscheint nur noch unbedeutend grünlichgelb, wo dann alles Eisenchlorid durch das Kupfer unter Bildung von Kupferchlorür in Eisenchlorür, welche beide eine nahezu farblose Flüssigkeit geben, umgewandelt ist (Fe2 Cl3 + 2 Cu = 2 Fe Cl + Cu2Cl). Dabei verliert das Kupfer an Gewicht, indem das gebildete, in Wasser unlösliche Kupfer- chlorür sich in der Salzsäure auflöst. Sobald die Lösung farblos geworden — bei Gegenwart anderer färbender Körper muss das Ende des Versuches an der Unveränderlichkeit der Farbe der länger gekochten Flüssigkeit erkannt werden —, so füllt man den Kolben rasch mit ausge- kochtem warmen Wasser, kippt denselben, wie bei der schwe- dischen Kupferprobe (S. 200), in eine Porzellanschale um, zieht den Kolben vorsichtig weg, wirft das in die Schale gefallene Kupfer rasch in ein Gefäss mit Wasser, wäscht den Streifen mehrmals ab, entfernt durch schwaches Reiben den schwarzen

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/390>, abgerufen am 23.11.2024.