hält man ein für die Praxis meist hinreichendes Bild von der Erzzusammensetzung.
Manipu- lationen. Calciniren.
Das Verfahren umfasst nachstehende Operationen:
1) Calciniren zur Bestimmung der fixen Bestand- theile. 1 Probircentner (5 Grmm.) des bei 100° C. getrock- neten feingeriebenen Erzes wird auf einem Röstscherben einer etwa 1/4stündigen starken Rothglühhitze zur Austreibung flüch- tiger Stoffe (Wasser, Kohlensäure, Bitumen) ausgesetzt. Eisen- oxydul und Manganoxydul enthaltende Erze bedürfen zur Ueber- führung in Oxyde einer längern Oxydation. Dieselben werden zweckmässig 25--30 Min. geglüht, dann der Scherben aus der Muffel genommen, nach dem Erkalten etwas Salpetersäure auf die Masse getröpfelt und allmälig wieder bis zur Rothgluth er- hitzt. Das Glühen muss so lange fortgesetzt werden, bis zwei Wägungen übereinstimmende Resultate geben. Sollte die ge- glühte Masse, was nach Anwendung von Salpetersäure leicht geschieht, am Scherben festhaften, so muss der Versuch in einem tarirten Platintiegel vorgenommen werden.
Schwefel- oder Arsenmetalle enthaltende Eisenerze glüht man anfangs für sich, dann 1--2mal mit 10--15% Kohlenstaub, indem man nöthigenfalls zuletzt etwas Salpetersäure hinzufügt.
Kalk- u. Talk- erdegehalt.
2) Bestimmung der Kalk- und Talkerde. Um sich von der Anwesenheit dieser kohlensauren Erden zunächst zu überzeugen, rührt man, ohne genau zu wägen, 2--3 Ctr. Erz in einem Glase mit Wasser zusammen, so dass ersteres frei von Luftblasen wird, lässt sich das Erz setzen und giesst nach und nach concentrirte Salzsäure hinzu, wo dann eine nicht wahr- nehmbare Gasentwicklung oder die Heftigkeit des Aufbrausens und die Grösse der Blasen anzeigt, ob überall Kohlensäure vorhanden und eventuell, ob sie an Kalk, Dolomit oder Eisen- oxydul gebunden ist.
Bei Anwesenheit von kohlensaurer Kalk- und Talkerde wird 1 Probircentner feingeriebenes und bei 100° C. getrocknetes Erz in einem Kolben längere Zeit (4--6 Stunden) mit concentrirter Essigsäure oder stark verdünnter Salpetersäure in der Kälte oder nur in ganz geringer Wärme behandelt und öfters umgeschüttelt. Dabei lösen sich die Kalk- und Talkerdesalze auf und das Eisen bleibt unangegriffen, wenn man nicht zu concentrirte Salpeter- säure oder höhere Temperatur beim Lösen anwendet, wo dann die Lösung gefärbt erscheint. Man filtrirt auf ein gewogenes Filter, süsst gut aus, trocknet Filter nebst Inhalt, wiegt, zieht
VII. Eisen. Trockne Proben.
hält man ein für die Praxis meist hinreichendes Bild von der Erzzusammensetzung.
Manipu- lationen. Calciniren.
Das Verfahren umfasst nachstehende Operationen:
1) Calciniren zur Bestimmung der fixen Bestand- theile. 1 Probircentner (5 Grmm.) des bei 100° C. getrock- neten feingeriebenen Erzes wird auf einem Röstscherben einer etwa ¼stündigen starken Rothglühhitze zur Austreibung flüch- tiger Stoffe (Wasser, Kohlensäure, Bitumen) ausgesetzt. Eisen- oxydul und Manganoxydul enthaltende Erze bedürfen zur Ueber- führung in Oxyde einer längern Oxydation. Dieselben werden zweckmässig 25—30 Min. geglüht, dann der Scherben aus der Muffel genommen, nach dem Erkalten etwas Salpetersäure auf die Masse getröpfelt und allmälig wieder bis zur Rothgluth er- hitzt. Das Glühen muss so lange fortgesetzt werden, bis zwei Wägungen übereinstimmende Resultate geben. Sollte die ge- glühte Masse, was nach Anwendung von Salpetersäure leicht geschieht, am Scherben festhaften, so muss der Versuch in einem tarirten Platintiegel vorgenommen werden.
Schwefel- oder Arsenmetalle enthaltende Eisenerze glüht man anfangs für sich, dann 1—2mal mit 10—15% Kohlenstaub, indem man nöthigenfalls zuletzt etwas Salpetersäure hinzufügt.
Kalk- u. Talk- erdegehalt.
2) Bestimmung der Kalk- und Talkerde. Um sich von der Anwesenheit dieser kohlensauren Erden zunächst zu überzeugen, rührt man, ohne genau zu wägen, 2—3 Ctr. Erz in einem Glase mit Wasser zusammen, so dass ersteres frei von Luftblasen wird, lässt sich das Erz setzen und giesst nach und nach concentrirte Salzsäure hinzu, wo dann eine nicht wahr- nehmbare Gasentwicklung oder die Heftigkeit des Aufbrausens und die Grösse der Blasen anzeigt, ob überall Kohlensäure vorhanden und eventuell, ob sie an Kalk, Dolomit oder Eisen- oxydul gebunden ist.
Bei Anwesenheit von kohlensaurer Kalk- und Talkerde wird 1 Probircentner feingeriebenes und bei 100° C. getrocknetes Erz in einem Kolben längere Zeit (4—6 Stunden) mit concentrirter Essigsäure oder stark verdünnter Salpetersäure in der Kälte oder nur in ganz geringer Wärme behandelt und öfters umgeschüttelt. Dabei lösen sich die Kalk- und Talkerdesalze auf und das Eisen bleibt unangegriffen, wenn man nicht zu concentrirte Salpeter- säure oder höhere Temperatur beim Lösen anwendet, wo dann die Lösung gefärbt erscheint. Man filtrirt auf ein gewogenes Filter, süsst gut aus, trocknet Filter nebst Inhalt, wiegt, zieht
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[348/0386]
VII. Eisen. Trockne Proben.
hält man ein für die Praxis meist hinreichendes Bild von der
Erzzusammensetzung.
Das Verfahren umfasst nachstehende Operationen:
1) Calciniren zur Bestimmung der fixen Bestand-
theile. 1 Probircentner (5 Grmm.) des bei 100° C. getrock-
neten feingeriebenen Erzes wird auf einem Röstscherben einer
etwa ¼stündigen starken Rothglühhitze zur Austreibung flüch-
tiger Stoffe (Wasser, Kohlensäure, Bitumen) ausgesetzt. Eisen-
oxydul und Manganoxydul enthaltende Erze bedürfen zur Ueber-
führung in Oxyde einer längern Oxydation. Dieselben werden
zweckmässig 25—30 Min. geglüht, dann der Scherben aus der
Muffel genommen, nach dem Erkalten etwas Salpetersäure auf
die Masse getröpfelt und allmälig wieder bis zur Rothgluth er-
hitzt. Das Glühen muss so lange fortgesetzt werden, bis zwei
Wägungen übereinstimmende Resultate geben. Sollte die ge-
glühte Masse, was nach Anwendung von Salpetersäure leicht
geschieht, am Scherben festhaften, so muss der Versuch in
einem tarirten Platintiegel vorgenommen werden.
Schwefel- oder Arsenmetalle enthaltende Eisenerze glüht
man anfangs für sich, dann 1—2mal mit 10—15% Kohlenstaub,
indem man nöthigenfalls zuletzt etwas Salpetersäure hinzufügt.
2) Bestimmung der Kalk- und Talkerde. Um sich
von der Anwesenheit dieser kohlensauren Erden zunächst zu
überzeugen, rührt man, ohne genau zu wägen, 2—3 Ctr. Erz
in einem Glase mit Wasser zusammen, so dass ersteres frei von
Luftblasen wird, lässt sich das Erz setzen und giesst nach und
nach concentrirte Salzsäure hinzu, wo dann eine nicht wahr-
nehmbare Gasentwicklung oder die Heftigkeit des Aufbrausens
und die Grösse der Blasen anzeigt, ob überall Kohlensäure
vorhanden und eventuell, ob sie an Kalk, Dolomit oder Eisen-
oxydul gebunden ist.
Bei Anwesenheit von kohlensaurer Kalk- und Talkerde wird
1 Probircentner feingeriebenes und bei 100° C. getrocknetes Erz
in einem Kolben längere Zeit (4—6 Stunden) mit concentrirter
Essigsäure oder stark verdünnter Salpetersäure in der Kälte oder
nur in ganz geringer Wärme behandelt und öfters umgeschüttelt.
Dabei lösen sich die Kalk- und Talkerdesalze auf und das Eisen
bleibt unangegriffen, wenn man nicht zu concentrirte Salpeter-
säure oder höhere Temperatur beim Lösen anwendet, wo dann
die Lösung gefärbt erscheint. Man filtrirt auf ein gewogenes
Filter, süsst gut aus, trocknet Filter nebst Inhalt, wiegt, zieht
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/386>, abgerufen am 23.11.2024.
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