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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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VII. Eisen. Trockne Proben.
eine unvollständig geschmolzene oder gar nicht geschmolzene
pulverige Schlacke mit eingemengten kleineren oder grösseren,
äusserlich glatten und in Folge unvollständiger Kohlung etwas
hämmerbaren, von der Schlacke schwierig zu trennenden Roh-
eisenkörnern, welche sich nicht zu einem Könige vereinigen
konnten. Zuschläge von quarzigem Thon oder quarzreichem
Thonschiefer werden die überschüssige Kalkerde neutralisiren
und sollte die Strengflüssigkeit von Magnesia herrühren, so muss
neben Kieselsäure Kalk zugeschlagen werden, um den Magnesia-
gehalt herabzudrücken (S. 330).


Schlacken-
beschaffenheit.

2) Schlackenbeschaffenheit hinsichtlich des Ag-
gregatzustandes und der Farbe
.

a) Gute Schlacken sind farblos, an den Kanten durch-
scheinend, glasig, halbglasig, porzellan- oder emailartig bei
weisser, hellgrauer oder bläulichgrauer Farbe. Auf das glasige
oder emailartige Ansehen ist von Einfluss der Kieselsäuregehalt
der Beschickung und die Schnelligkeit des Erkaltens; je rascher
dieses geschieht, um so glasiger bleibt die Schlacke. Der zu-
gehörige runde König ist grau oder halbirt, ohne Graphitaus-
scheidung auf der Oberfläche, zähe und trennt sich von der
Schlacke vollkommen und leicht. Amethystfarbige glasige oder
email- bis steinartige gelblichgrüne oder braune Schlacken deuten
auf Manganoxydul; Thonerde, in richtiger oder grösserer
Menge vorhanden, erzeugt dunklere graue Farben, welche mit dem
Abnehmen der ersteren und dem Zunehmen von Kalk lichter wer-
den; desgleichen färbt Kohlenstoff grau, Magnesia in grösserer
Menge bräunlich. Schwefel und Titan in grösserer Menge er-
zeugen schwarze und letzteres auch kolophoniumartige, äusserlich
eigenthümlich gerunzelte Schlacken, die zuweilen, so wie der
König, mit kupferrothem Cyanstickstofftitan überzogen sind.
Schwefelcalcium giebt geaderte oder gefleckte, beim An-
hauchen nach Schwefelwasserstoff riechende Schlacken. Blaue
Färbungen können von Titan, Phosphor, einer Ultrama-
rinbildung
oder von optischen Verhältnissen erzeugt werden.

b) Zu kieselerdereiche Schlacken sind mehr oder
weniger durchsichtig, glasig, leichtzerbrechlich, scharfkantig,
grüngefärbt und schwieriger von dem weissen geschmeidigen,
zuweilen eckigen (kohlenstoffarmen) Eisenkorn zu trennen (S. 343).

c) Ein Ueberschuss an Basen, namentlich an Kalk-
und Talkerde, ertheilt der Schlacke ein porzellanartiges, stei-
niges bis erdige; Ansehen, rauhen, zuweilen krystallinischen

VII. Eisen. Trockne Proben.
eine unvollständig geschmolzene oder gar nicht geschmolzene
pulverige Schlacke mit eingemengten kleineren oder grösseren,
äusserlich glatten und in Folge unvollständiger Kohlung etwas
hämmerbaren, von der Schlacke schwierig zu trennenden Roh-
eisenkörnern, welche sich nicht zu einem Könige vereinigen
konnten. Zuschläge von quarzigem Thon oder quarzreichem
Thonschiefer werden die überschüssige Kalkerde neutralisiren
und sollte die Strengflüssigkeit von Magnesia herrühren, so muss
neben Kieselsäure Kalk zugeschlagen werden, um den Magnesia-
gehalt herabzudrücken (S. 330).


Schlacken-
beschaffenheit.

2) Schlackenbeschaffenheit hinsichtlich des Ag-
gregatzustandes und der Farbe
.

a) Gute Schlacken sind farblos, an den Kanten durch-
scheinend, glasig, halbglasig, porzellan- oder emailartig bei
weisser, hellgrauer oder bläulichgrauer Farbe. Auf das glasige
oder emailartige Ansehen ist von Einfluss der Kieselsäuregehalt
der Beschickung und die Schnelligkeit des Erkaltens; je rascher
dieses geschieht, um so glasiger bleibt die Schlacke. Der zu-
gehörige runde König ist grau oder halbirt, ohne Graphitaus-
scheidung auf der Oberfläche, zähe und trennt sich von der
Schlacke vollkommen und leicht. Amethystfarbige glasige oder
email- bis steinartige gelblichgrüne oder braune Schlacken deuten
auf Manganoxydul; Thonerde, in richtiger oder grösserer
Menge vorhanden, erzeugt dunklere graue Farben, welche mit dem
Abnehmen der ersteren und dem Zunehmen von Kalk lichter wer-
den; desgleichen färbt Kohlenstoff grau, Magnesia in grösserer
Menge bräunlich. Schwefel und Titan in grösserer Menge er-
zeugen schwarze und letzteres auch kolophoniumartige, äusserlich
eigenthümlich gerunzelte Schlacken, die zuweilen, so wie der
König, mit kupferrothem Cyanstickstofftitan überzogen sind.
Schwefelcalcium giebt geaderte oder gefleckte, beim An-
hauchen nach Schwefelwasserstoff riechende Schlacken. Blaue
Färbungen können von Titan, Phosphor, einer Ultrama-
rinbildung
oder von optischen Verhältnissen erzeugt werden.

b) Zu kieselerdereiche Schlacken sind mehr oder
weniger durchsichtig, glasig, leichtzerbrechlich, scharfkantig,
grüngefärbt und schwieriger von dem weissen geschmeidigen,
zuweilen eckigen (kohlenstoffarmen) Eisenkorn zu trennen (S. 343).

c) Ein Ueberschuss an Basen, namentlich an Kalk-
und Talkerde, ertheilt der Schlacke ein porzellanartiges, stei-
niges bis erdige; Ansehen, rauhen, zuweilen krystallinischen

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[344/0382] VII. Eisen. Trockne Proben. eine unvollständig geschmolzene oder gar nicht geschmolzene pulverige Schlacke mit eingemengten kleineren oder grösseren, äusserlich glatten und in Folge unvollständiger Kohlung etwas hämmerbaren, von der Schlacke schwierig zu trennenden Roh- eisenkörnern, welche sich nicht zu einem Könige vereinigen konnten. Zuschläge von quarzigem Thon oder quarzreichem Thonschiefer werden die überschüssige Kalkerde neutralisiren und sollte die Strengflüssigkeit von Magnesia herrühren, so muss neben Kieselsäure Kalk zugeschlagen werden, um den Magnesia- gehalt herabzudrücken (S. 330). 2) Schlackenbeschaffenheit hinsichtlich des Ag- gregatzustandes und der Farbe. a) Gute Schlacken sind farblos, an den Kanten durch- scheinend, glasig, halbglasig, porzellan- oder emailartig bei weisser, hellgrauer oder bläulichgrauer Farbe. Auf das glasige oder emailartige Ansehen ist von Einfluss der Kieselsäuregehalt der Beschickung und die Schnelligkeit des Erkaltens; je rascher dieses geschieht, um so glasiger bleibt die Schlacke. Der zu- gehörige runde König ist grau oder halbirt, ohne Graphitaus- scheidung auf der Oberfläche, zähe und trennt sich von der Schlacke vollkommen und leicht. Amethystfarbige glasige oder email- bis steinartige gelblichgrüne oder braune Schlacken deuten auf Manganoxydul; Thonerde, in richtiger oder grösserer Menge vorhanden, erzeugt dunklere graue Farben, welche mit dem Abnehmen der ersteren und dem Zunehmen von Kalk lichter wer- den; desgleichen färbt Kohlenstoff grau, Magnesia in grösserer Menge bräunlich. Schwefel und Titan in grösserer Menge er- zeugen schwarze und letzteres auch kolophoniumartige, äusserlich eigenthümlich gerunzelte Schlacken, die zuweilen, so wie der König, mit kupferrothem Cyanstickstofftitan überzogen sind. Schwefelcalcium giebt geaderte oder gefleckte, beim An- hauchen nach Schwefelwasserstoff riechende Schlacken. Blaue Färbungen können von Titan, Phosphor, einer Ultrama- rinbildung oder von optischen Verhältnissen erzeugt werden. b) Zu kieselerdereiche Schlacken sind mehr oder weniger durchsichtig, glasig, leichtzerbrechlich, scharfkantig, grüngefärbt und schwieriger von dem weissen geschmeidigen, zuweilen eckigen (kohlenstoffarmen) Eisenkorn zu trennen (S. 343). c) Ein Ueberschuss an Basen, namentlich an Kalk- und Talkerde, ertheilt der Schlacke ein porzellanartiges, stei- niges bis erdige; Ansehen, rauhen, zuweilen krystallinischen

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/382>, abgerufen am 23.11.2024.