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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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VII. Eisen. Trockne Proben.

Tritt bei einer zu leichtflüssigen Beschickung Schmelzung
vor der Reduction des Eisenoxydes ein und verschlackt sich
Eisenoxydul, so wird auch die Kohlung beeinträchtigt, indem
das verschlackte Eisenoxydul an bereits entstandenes Kohlen-
eisen Sauerstoff abgiebt. Auch eine zu strengflüssige Be-
schickung kann der Kohlung hinderlich sein, indem an den
Wänden haften bleibende Schlacke den Contact des oxydirten
oder bereits reducirten Eisens mit den Kohlentiegelwänden auf-
hebt. Die Kohlung des Eisens beginnt bei etwa 1000°, in der
Schmelzhitze des Kupfers (1170° C.) entsteht Stahl und bei
etwa 1400° C. ist die Bildung des Roheisens vollendet, welches
bei 16--1700° C. oder je nach seiner Qualität auch schon
früher schmilzt.


Roheisenarten.

Auf die Qualität des erfolgenden Roheisens sind die ange-
wandte Temperatur und ihre Dauer, sowie die Anwesenheit
gewisser Verunreinigungen im Erz hauptsächlich von Einfluss
Weisses Roheisen, hart und spröde, entsteht im Allgemeinen
bei einer durch Alkalien oder Manganoxydul leichtflüssig ge-
machten Beschickung und nicht zu hoher und zu anhaltender
Schmelztemperatur; die Bildung des weissen Eisens begünstigt
auch bei höherer Temperatur ein Gehalt der Beschickung an
Schwefel, Phosphor und Arsen, ferner verschlacktes Eisen-
oxydul, welches entkohlend wirkt, und auch ein Mangan-
gehalt
des Roheisens. Letzterer pflegt mit dem Kalkgehalt
und der Schmelztemperatur zu steigen und bei Anwendung roher
manganhaltiger Erze grösser zu sein, als bei Anwendung ge-
rösteter oder verwitterter. Silicium kommt gewöhnlich in
weissem Roheisen in geringeren Mengen vor, als im grauen,
weil die Kieselsäure zur Reduction höhere Temperatur erfordert.
Graues Roheisen entsteht bei einer zum Schmelzen hohe
Temperatur verlangenden strengflüssigen, z. B. kalk- oder
magnesiareichen Beschickung, oder auch bei leichtflüssiger Be-
schickung, wenn dieselbe anhaltend einer zu hohen Temperatur
ausgesetzt worden, und zwar ist in beiden Fällen die Graphit-
ausscheidung im und auf dem König um so bedeutender und
dieser um so schwärzer und zerbrechlicher, je höher und an-
haltender die Hitze. Den Uebergang vom grauen zum weissen
Roheisen macht das halbirte ohne oberflächliche Graphit-
ausscheidung. Graues Roheisen enthält um so mehr dasselbe
weniger fest machendes Silicium, je kieselerdereicher die Be-
schickung und je höher die Schmelztemperatur; der Silicium-

VII. Eisen. Trockne Proben.

Tritt bei einer zu leichtflüssigen Beschickung Schmelzung
vor der Reduction des Eisenoxydes ein und verschlackt sich
Eisenoxydul, so wird auch die Kohlung beeinträchtigt, indem
das verschlackte Eisenoxydul an bereits entstandenes Kohlen-
eisen Sauerstoff abgiebt. Auch eine zu strengflüssige Be-
schickung kann der Kohlung hinderlich sein, indem an den
Wänden haften bleibende Schlacke den Contact des oxydirten
oder bereits reducirten Eisens mit den Kohlentiegelwänden auf-
hebt. Die Kohlung des Eisens beginnt bei etwa 1000°, in der
Schmelzhitze des Kupfers (1170° C.) entsteht Stahl und bei
etwa 1400° C. ist die Bildung des Roheisens vollendet, welches
bei 16—1700° C. oder je nach seiner Qualität auch schon
früher schmilzt.


Roheisenarten.

Auf die Qualität des erfolgenden Roheisens sind die ange-
wandte Temperatur und ihre Dauer, sowie die Anwesenheit
gewisser Verunreinigungen im Erz hauptsächlich von Einfluss
Weisses Roheisen, hart und spröde, entsteht im Allgemeinen
bei einer durch Alkalien oder Manganoxydul leichtflüssig ge-
machten Beschickung und nicht zu hoher und zu anhaltender
Schmelztemperatur; die Bildung des weissen Eisens begünstigt
auch bei höherer Temperatur ein Gehalt der Beschickung an
Schwefel, Phosphor und Arsen, ferner verschlacktes Eisen-
oxydul, welches entkohlend wirkt, und auch ein Mangan-
gehalt
des Roheisens. Letzterer pflegt mit dem Kalkgehalt
und der Schmelztemperatur zu steigen und bei Anwendung roher
manganhaltiger Erze grösser zu sein, als bei Anwendung ge-
rösteter oder verwitterter. Silicium kommt gewöhnlich in
weissem Roheisen in geringeren Mengen vor, als im grauen,
weil die Kieselsäure zur Reduction höhere Temperatur erfordert.
Graues Roheisen entsteht bei einer zum Schmelzen hohe
Temperatur verlangenden strengflüssigen, z. B. kalk- oder
magnesiareichen Beschickung, oder auch bei leichtflüssiger Be-
schickung, wenn dieselbe anhaltend einer zu hohen Temperatur
ausgesetzt worden, und zwar ist in beiden Fällen die Graphit-
ausscheidung im und auf dem König um so bedeutender und
dieser um so schwärzer und zerbrechlicher, je höher und an-
haltender die Hitze. Den Uebergang vom grauen zum weissen
Roheisen macht das halbirte ohne oberflächliche Graphit-
ausscheidung. Graues Roheisen enthält um so mehr dasselbe
weniger fest machendes Silicium, je kieselerdereicher die Be-
schickung und je höher die Schmelztemperatur; der Silicium-

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[342/0380] VII. Eisen. Trockne Proben. Tritt bei einer zu leichtflüssigen Beschickung Schmelzung vor der Reduction des Eisenoxydes ein und verschlackt sich Eisenoxydul, so wird auch die Kohlung beeinträchtigt, indem das verschlackte Eisenoxydul an bereits entstandenes Kohlen- eisen Sauerstoff abgiebt. Auch eine zu strengflüssige Be- schickung kann der Kohlung hinderlich sein, indem an den Wänden haften bleibende Schlacke den Contact des oxydirten oder bereits reducirten Eisens mit den Kohlentiegelwänden auf- hebt. Die Kohlung des Eisens beginnt bei etwa 1000°, in der Schmelzhitze des Kupfers (1170° C.) entsteht Stahl und bei etwa 1400° C. ist die Bildung des Roheisens vollendet, welches bei 16—1700° C. oder je nach seiner Qualität auch schon früher schmilzt. Auf die Qualität des erfolgenden Roheisens sind die ange- wandte Temperatur und ihre Dauer, sowie die Anwesenheit gewisser Verunreinigungen im Erz hauptsächlich von Einfluss Weisses Roheisen, hart und spröde, entsteht im Allgemeinen bei einer durch Alkalien oder Manganoxydul leichtflüssig ge- machten Beschickung und nicht zu hoher und zu anhaltender Schmelztemperatur; die Bildung des weissen Eisens begünstigt auch bei höherer Temperatur ein Gehalt der Beschickung an Schwefel, Phosphor und Arsen, ferner verschlacktes Eisen- oxydul, welches entkohlend wirkt, und auch ein Mangan- gehalt des Roheisens. Letzterer pflegt mit dem Kalkgehalt und der Schmelztemperatur zu steigen und bei Anwendung roher manganhaltiger Erze grösser zu sein, als bei Anwendung ge- rösteter oder verwitterter. Silicium kommt gewöhnlich in weissem Roheisen in geringeren Mengen vor, als im grauen, weil die Kieselsäure zur Reduction höhere Temperatur erfordert. Graues Roheisen entsteht bei einer zum Schmelzen hohe Temperatur verlangenden strengflüssigen, z. B. kalk- oder magnesiareichen Beschickung, oder auch bei leichtflüssiger Be- schickung, wenn dieselbe anhaltend einer zu hohen Temperatur ausgesetzt worden, und zwar ist in beiden Fällen die Graphit- ausscheidung im und auf dem König um so bedeutender und dieser um so schwärzer und zerbrechlicher, je höher und an- haltender die Hitze. Den Uebergang vom grauen zum weissen Roheisen macht das halbirte ohne oberflächliche Graphit- ausscheidung. Graues Roheisen enthält um so mehr dasselbe weniger fest machendes Silicium, je kieselerdereicher die Be- schickung und je höher die Schmelztemperatur; der Silicium-

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/380>, abgerufen am 23.11.2024.