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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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VII. Eisen. Trockne Proben.
erfolge das richtige Verhältniss, bei welchem sich nahezu eine Singulosilicat-
schlacke (S. 329) erzeugt. In der Praxis haben sich für 10 Grain1) (0,648 Grm.)
Erz nachstehende Gemenge in vielen Fällen bewährt: für reine Erze fast
frei von aller Gangart (manche Magnet-, Roth- und Brauneisensteine): 21/2--
2 Grain Glas und 2 1/3 --3 Grain Kalk oder 1--0 Sand, 2 Chinathon (S. 77) und
21/2 Kalk; z. B. Rotheisenstein gab mit 2 Glas und 3 Kalk 73,4% Roheisen,
auf nassem Wege 69,75 Fe, Brauneisenstein mit 21/2 Glas und 31/2 Kalk resp.
45,0 und 43,45%: für kieselige Erze: 1 Glas und 4 Kalk oder 2 Chinathon
und 4 Kalk; z. B. rohe Puddelschlacke mit 1 Glas und 4 Kalk 64,1% Roheisen und
56,54% Fe auf nassem Wege; für titanhaltigen Eisensand: 21/2 Glas,
11/2 Kalk und 1 Chinathon, mit 34,3% Roheisen und 32,13% Fe auf nassem
Wege; für Erze mit Carbonaten von Ca, Mg und Mn: 4--3 Glas und
11/2--2 Kalk oder 1 Sand, 2 Chinathon und 11/2 Kalk; z. B. kalkiger Roth-
eisenstein mit 4 Glas und 11/2 Kalk 35,2% Roheisen und auf nassem Wege
33,35% Fe, Spatheisenstein mit 3 Glas und 2 Kalk resp. 40,4 und 34,25;
für kieselige und thonige Erze: 21/2--0 Glas und 21/2--3 Kalk oder
0--2 Chinathon und 2--3 Kalk, z. B. Thoneisenstein mit 21/2 Glas und 21/2
Kalk 42,1% Roheisen und auf nassem Wege 37,55% Fe.

Bei Anwendung von Borax nimmt man z. B. für reine Erze das
halbe Gewicht eines aus gleichen Theilen Kalk und Boraxglas bestehenden
Gemenges; für kieselige und thonige 50% Kalk und 30% Borax; für
kalkige 50% Borax und 30% Kalk oder weniger. --


Klasek's
Beschick.

Nach Klasek2) beschickt man zu Przibram. 50 Pfd. quarz- und thon-
haltige Roth- und Brauneisensteine mit 50 Pfd. Borax, 20 Pfd. Flussspath
und 2 Pfd. Kohle, kalkige mit Borax allein oder mit quarzhaltigem Thon oder
Quarz.


Leitung der
Temperatur.

4) Die richtige Leitung der Temperatur. Damit
das oxydirte Eisen im Erz hinreichend Zeit hat, sich zu redu-
ciren und auch theilweise zu kohlen, bevor das Schmelzen der
schlackengebenden Bestandtheile stattfindet, darf man bei der
Schmelzprobe die Temperatur in der ersten Periode nur lang-
sam steigern und dann erst die stärkste Hitze geben.

Die Dauer der letzteren hängt von der Intensität und
Menge der Wärme ab, welche der angewandte Ofen geben
kann.

Am leichtesten lässt sich die Temperatur in einem Wind-
ofen mit hoher Esse (S. 56) reguliren, namentlich wenn man
denselben von oben anheizt (S. 59). Man giebt darin 3/4--1
Stunde lang schwache Hitze, dann rasch eine etwa eben so lange,
zum Schmelzen von Roheisen und Schlacke (1600--1800°) hin-
reichende Weissglühhitze. Im Gebläseofen steigt die Hitze vom
Anfang an rascher und es genügt eine Schmelzdauer von im

1) 1 Gramm = 15,43 Grain.
2) B. u. h. Ztg. 1859. S. 147.

VII. Eisen. Trockne Proben.
erfolge das richtige Verhältniss, bei welchem sich nahezu eine Singulosilicat-
schlacke (S. 329) erzeugt. In der Praxis haben sich für 10 Grain1) (0,648 Grm.)
Erz nachstehende Gemenge in vielen Fällen bewährt: für reine Erze fast
frei von aller Gangart (manche Magnet-, Roth- und Brauneisensteine): 2½—
2 Grain Glas und 2⅓—3 Grain Kalk oder 1—0 Sand, 2 Chinathon (S. 77) und
2½ Kalk; z. B. Rotheisenstein gab mit 2 Glas und 3 Kalk 73,4% Roheisen,
auf nassem Wege 69,75 Fe, Brauneisenstein mit 2½ Glas und 3½ Kalk resp.
45,0 und 43,45%: für kieselige Erze: 1 Glas und 4 Kalk oder 2 Chinathon
und 4 Kalk; z. B. rohe Puddelschlacke mit 1 Glas und 4 Kalk 64,1% Roheisen und
56,54% Fe auf nassem Wege; für titanhaltigen Eisensand: 2½ Glas,
1½ Kalk und 1 Chinathon, mit 34,3% Roheisen und 32,13% Fe auf nassem
Wege; für Erze mit Carbonaten von Ca, Mg und Mn: 4—3 Glas und
1½—2 Kalk oder 1 Sand, 2 Chinathon und 1½ Kalk; z. B. kalkiger Roth-
eisenstein mit 4 Glas und 1½ Kalk 35,2% Roheisen und auf nassem Wege
33,35% Fe, Spatheisenstein mit 3 Glas und 2 Kalk resp. 40,4 und 34,25;
für kieselige und thonige Erze: 2½—0 Glas und 2½—3 Kalk oder
0—2 Chinathon und 2—3 Kalk, z. B. Thoneisenstein mit 2½ Glas und 2½
Kalk 42,1% Roheisen und auf nassem Wege 37,55% Fe.

Bei Anwendung von Borax nimmt man z. B. für reine Erze das
halbe Gewicht eines aus gleichen Theilen Kalk und Boraxglas bestehenden
Gemenges; für kieselige und thonige 50% Kalk und 30% Borax; für
kalkige 50% Borax und 30% Kalk oder weniger. —


Klasek’s
Beschick.

Nach Klasek2) beschickt man zu Przibram. 50 Pfd. quarz- und thon-
haltige Roth- und Brauneisensteine mit 50 Pfd. Borax, 20 Pfd. Flussspath
und 2 Pfd. Kohle, kalkige mit Borax allein oder mit quarzhaltigem Thon oder
Quarz.


Leitung der
Temperatur.

4) Die richtige Leitung der Temperatur. Damit
das oxydirte Eisen im Erz hinreichend Zeit hat, sich zu redu-
ciren und auch theilweise zu kohlen, bevor das Schmelzen der
schlackengebenden Bestandtheile stattfindet, darf man bei der
Schmelzprobe die Temperatur in der ersten Periode nur lang-
sam steigern und dann erst die stärkste Hitze geben.

Die Dauer der letzteren hängt von der Intensität und
Menge der Wärme ab, welche der angewandte Ofen geben
kann.

Am leichtesten lässt sich die Temperatur in einem Wind-
ofen mit hoher Esse (S. 56) reguliren, namentlich wenn man
denselben von oben anheizt (S. 59). Man giebt darin ¾—1
Stunde lang schwache Hitze, dann rasch eine etwa eben so lange,
zum Schmelzen von Roheisen und Schlacke (1600—1800°) hin-
reichende Weissglühhitze. Im Gebläseofen steigt die Hitze vom
Anfang an rascher und es genügt eine Schmelzdauer von im

1) 1 Gramm = 15,43 Grain.
2) B. u. h. Ztg. 1859. S. 147.
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[334/0372] VII. Eisen. Trockne Proben. erfolge das richtige Verhältniss, bei welchem sich nahezu eine Singulosilicat- schlacke (S. 329) erzeugt. In der Praxis haben sich für 10 Grain 1) (0,648 Grm.) Erz nachstehende Gemenge in vielen Fällen bewährt: für reine Erze fast frei von aller Gangart (manche Magnet-, Roth- und Brauneisensteine): 2½— 2 Grain Glas und 2⅓—3 Grain Kalk oder 1—0 Sand, 2 Chinathon (S. 77) und 2½ Kalk; z. B. Rotheisenstein gab mit 2 Glas und 3 Kalk 73,4% Roheisen, auf nassem Wege 69,75 Fe, Brauneisenstein mit 2½ Glas und 3½ Kalk resp. 45,0 und 43,45%: für kieselige Erze: 1 Glas und 4 Kalk oder 2 Chinathon und 4 Kalk; z. B. rohe Puddelschlacke mit 1 Glas und 4 Kalk 64,1% Roheisen und 56,54% Fe auf nassem Wege; für titanhaltigen Eisensand: 2½ Glas, 1½ Kalk und 1 Chinathon, mit 34,3% Roheisen und 32,13% Fe auf nassem Wege; für Erze mit Carbonaten von Ca, Mg und Mn: 4—3 Glas und 1½—2 Kalk oder 1 Sand, 2 Chinathon und 1½ Kalk; z. B. kalkiger Roth- eisenstein mit 4 Glas und 1½ Kalk 35,2% Roheisen und auf nassem Wege 33,35% Fe, Spatheisenstein mit 3 Glas und 2 Kalk resp. 40,4 und 34,25; für kieselige und thonige Erze: 2½—0 Glas und 2½—3 Kalk oder 0—2 Chinathon und 2—3 Kalk, z. B. Thoneisenstein mit 2½ Glas und 2½ Kalk 42,1% Roheisen und auf nassem Wege 37,55% Fe. Bei Anwendung von Borax nimmt man z. B. für reine Erze das halbe Gewicht eines aus gleichen Theilen Kalk und Boraxglas bestehenden Gemenges; für kieselige und thonige 50% Kalk und 30% Borax; für kalkige 50% Borax und 30% Kalk oder weniger. — Nach Klasek 2) beschickt man zu Przibram. 50 Pfd. quarz- und thon- haltige Roth- und Brauneisensteine mit 50 Pfd. Borax, 20 Pfd. Flussspath und 2 Pfd. Kohle, kalkige mit Borax allein oder mit quarzhaltigem Thon oder Quarz. 4) Die richtige Leitung der Temperatur. Damit das oxydirte Eisen im Erz hinreichend Zeit hat, sich zu redu- ciren und auch theilweise zu kohlen, bevor das Schmelzen der schlackengebenden Bestandtheile stattfindet, darf man bei der Schmelzprobe die Temperatur in der ersten Periode nur lang- sam steigern und dann erst die stärkste Hitze geben. Die Dauer der letzteren hängt von der Intensität und Menge der Wärme ab, welche der angewandte Ofen geben kann. Am leichtesten lässt sich die Temperatur in einem Wind- ofen mit hoher Esse (S. 56) reguliren, namentlich wenn man denselben von oben anheizt (S. 59). Man giebt darin ¾—1 Stunde lang schwache Hitze, dann rasch eine etwa eben so lange, zum Schmelzen von Roheisen und Schlacke (1600—1800°) hin- reichende Weissglühhitze. Im Gebläseofen steigt die Hitze vom Anfang an rascher und es genügt eine Schmelzdauer von im 1) 1 Gramm = 15,43 Grain. 2) B. u. h. Ztg. 1859. S. 147.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/372>, abgerufen am 23.11.2024.