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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 113. Ansiedeprobe.

Bei einem vorherigen Rösten1) schwefelreicher Substanzen
entstehen meist grössere Silberverluste, als durch directes An-
sieden, indem einestheils Silber bei Anwesenheit von andern
flüchtigen Substanzen (Arsen, Antimon, Zink etc.) beim Rösten
zur Verdampfung disponirt wird, anderntheils dabei gebildeter
Silbervitriol an den Poren des Röstscherbens adhärirt. Eine
solche Röstung würde auch bei zink- und eisenreichen Sub-
stanzen zur Bildung sehr zähflüssiger Schlacken beim Ansieden
führen.

Nach der später mitgetheilten Beschickungstabelle (S. 247)
können silberhaltige Substanzen das 4--20fache Blei erfordern.
Fehlt es an Blei, so wachsen die Silberverluste und es kann ein
so unreiner Bleikönig erfolgen, dass sich derselbe nicht abtreiben
lässt, indem die gebildeten fremden Oxyde nicht in der Capelle
aufgenommen werden.

Als Probirbleies bedient man sich am zweckmässigsten
eines durch Pattinsoniren soweit entsilberten gekörnten
Bleies
(S. 131), dass dasselbe in 100 Ctr. nicht über 0,5 Pfdthl.
Silber enthält. Man braucht dann das nicht zu grob gesiebte
Kornblei für alle einzelnen Proben nicht abzuwägen, sondern
man wägt das erforderliche Quantum mehrmals ab und taxirt
dann die Menge nach dem Augenmasse, oder man wendet ver-
schieden grosse Löffel (S. 108) an, welche das nöthige Blei-
quantum etwa fassen.

Hat man silberhaltiges Blei (Frischblei) zu verwenden,
so muss die davon für die Ansiedeprobe angewandte Menge
(Bleischwere) für sich verschlackt und abgetrieben und das
erfolgende Silberkorn demnächst beim Auswägen zu den Ge-
wichten gelegt und so von den Probekörnern in Abzug gebracht
werden.

Zu Schemnitz fügt man beim Ansieden kupferhaltiger
und schwefelreicher Geschicke ausser metallischem Blei noch
Glätte zu.

b) Boraxzusatz. Durch diesen sollen basische ErdenBoraxmenge
und durch die Oxydation von Schwefelmetallen erhaltene Me-
talloxyde neben Bleioxyd verschlackt, auch bei Anwesenheit
strengflüssiger Substanzen (Zinkblende, Kobalt- und Nickel-
erze
) die Schlacken leichtflüssiger gemacht werden. Danach
können z. B. an Kalkspath und Zinkblende reiche Erze bis

1) Markus, in Oestr. Ztschr. 1856 S. 105.
§. 113. Ansiedeprobe.

Bei einem vorherigen Rösten1) schwefelreicher Substanzen
entstehen meist grössere Silberverluste, als durch directes An-
sieden, indem einestheils Silber bei Anwesenheit von andern
flüchtigen Substanzen (Arsen, Antimon, Zink etc.) beim Rösten
zur Verdampfung disponirt wird, anderntheils dabei gebildeter
Silbervitriol an den Poren des Röstscherbens adhärirt. Eine
solche Röstung würde auch bei zink- und eisenreichen Sub-
stanzen zur Bildung sehr zähflüssiger Schlacken beim Ansieden
führen.

Nach der später mitgetheilten Beschickungstabelle (S. 247)
können silberhaltige Substanzen das 4—20fache Blei erfordern.
Fehlt es an Blei, so wachsen die Silberverluste und es kann ein
so unreiner Bleikönig erfolgen, dass sich derselbe nicht abtreiben
lässt, indem die gebildeten fremden Oxyde nicht in der Capelle
aufgenommen werden.

Als Probirbleies bedient man sich am zweckmässigsten
eines durch Pattinsoniren soweit entsilberten gekörnten
Bleies
(S. 131), dass dasselbe in 100 Ctr. nicht über 0,5 Pfdthl.
Silber enthält. Man braucht dann das nicht zu grob gesiebte
Kornblei für alle einzelnen Proben nicht abzuwägen, sondern
man wägt das erforderliche Quantum mehrmals ab und taxirt
dann die Menge nach dem Augenmasse, oder man wendet ver-
schieden grosse Löffel (S. 108) an, welche das nöthige Blei-
quantum etwa fassen.

Hat man silberhaltiges Blei (Frischblei) zu verwenden,
so muss die davon für die Ansiedeprobe angewandte Menge
(Bleischwere) für sich verschlackt und abgetrieben und das
erfolgende Silberkorn demnächst beim Auswägen zu den Ge-
wichten gelegt und so von den Probekörnern in Abzug gebracht
werden.

Zu Schemnitz fügt man beim Ansieden kupferhaltiger
und schwefelreicher Geschicke ausser metallischem Blei noch
Glätte zu.

b) Boraxzusatz. Durch diesen sollen basische ErdenBoraxmenge
und durch die Oxydation von Schwefelmetallen erhaltene Me-
talloxyde neben Bleioxyd verschlackt, auch bei Anwesenheit
strengflüssiger Substanzen (Zinkblende, Kobalt- und Nickel-
erze
) die Schlacken leichtflüssiger gemacht werden. Danach
können z. B. an Kalkspath und Zinkblende reiche Erze bis

1) Markus, in Oestr. Ztschr. 1856 S. 105.
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[245/0283] §. 113. Ansiedeprobe. Bei einem vorherigen Rösten 1) schwefelreicher Substanzen entstehen meist grössere Silberverluste, als durch directes An- sieden, indem einestheils Silber bei Anwesenheit von andern flüchtigen Substanzen (Arsen, Antimon, Zink etc.) beim Rösten zur Verdampfung disponirt wird, anderntheils dabei gebildeter Silbervitriol an den Poren des Röstscherbens adhärirt. Eine solche Röstung würde auch bei zink- und eisenreichen Sub- stanzen zur Bildung sehr zähflüssiger Schlacken beim Ansieden führen. Nach der später mitgetheilten Beschickungstabelle (S. 247) können silberhaltige Substanzen das 4—20fache Blei erfordern. Fehlt es an Blei, so wachsen die Silberverluste und es kann ein so unreiner Bleikönig erfolgen, dass sich derselbe nicht abtreiben lässt, indem die gebildeten fremden Oxyde nicht in der Capelle aufgenommen werden. Als Probirbleies bedient man sich am zweckmässigsten eines durch Pattinsoniren soweit entsilberten gekörnten Bleies (S. 131), dass dasselbe in 100 Ctr. nicht über 0,5 Pfdthl. Silber enthält. Man braucht dann das nicht zu grob gesiebte Kornblei für alle einzelnen Proben nicht abzuwägen, sondern man wägt das erforderliche Quantum mehrmals ab und taxirt dann die Menge nach dem Augenmasse, oder man wendet ver- schieden grosse Löffel (S. 108) an, welche das nöthige Blei- quantum etwa fassen. Hat man silberhaltiges Blei (Frischblei) zu verwenden, so muss die davon für die Ansiedeprobe angewandte Menge (Bleischwere) für sich verschlackt und abgetrieben und das erfolgende Silberkorn demnächst beim Auswägen zu den Ge- wichten gelegt und so von den Probekörnern in Abzug gebracht werden. Zu Schemnitz fügt man beim Ansieden kupferhaltiger und schwefelreicher Geschicke ausser metallischem Blei noch Glätte zu. b) Boraxzusatz. Durch diesen sollen basische Erden und durch die Oxydation von Schwefelmetallen erhaltene Me- talloxyde neben Bleioxyd verschlackt, auch bei Anwesenheit strengflüssiger Substanzen (Zinkblende, Kobalt- und Nickel- erze) die Schlacken leichtflüssiger gemacht werden. Danach können z. B. an Kalkspath und Zinkblende reiche Erze bis Boraxmenge 1) Markus, in Oestr. Ztschr. 1856 S. 105.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/283>, abgerufen am 25.11.2024.