Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

Bild:
<< vorherige Seite

Deutsche Probe. §. 88. Allgemeines.
wenn sie reich und von andern reducirbaren Metallen frei sind,
gleichwie gediegen Kupfer sofort einem Schmelzen auf Gaar-
kupfer unterwerfen (z. B. Rothkupfererz, Kupfercarbo-
nate, Atacamit); Substanzen mit einem Gehalt
an
Schwefel, Antimon, Arsen oder den Säuren dieser Radi-
cale
bedürfen einer sorgfältigen Abröstung, namentlich die schwe-
felhaltigen, worauf sie einem reducirend-solvirenden Schmelzen
auf Schwarzkupfer, seltener gleich auf Gaarkupfer (z. B. Kupfer-
glanz, bleifreie Kupferconcentrationssteine) unterworfen werden.

Den im Vorhergehenden angeführten Operationen lässt
man zum möglichst vollständigen Ausbringen des Kupfers wohl
noch ein Schmelzen des Erzes auf Stein, der dann zur
Röstung gelangt, in nachstehenden Fällen vorangehen:

a) Enthält das Probirgut schwefelsaure Salze, welche sich
beim Rösten nicht zersetzen lassen (Gyps, Schwerspath
etc.) und demnächst beim Schwarzmachen zur Bildung von
Schwefelkupfer Veranlassung geben würden, so muss man 1 Pro-
bircentner davon mit 1 Ctr. Boraxglas, 1 Ctr. Glas, 10 Pfd.
Kolophonium, -- und bei nicht hinreichendem Schwefelgehalt
mit 20 Pfd. Schwefel und 20--25 Pfd. kupferfreiem Schwefel-
kies -- in einer Kupfertute gemengt, mit Kochsalz bedeckt und
einem Kohlenstückchen darauf (S. 112), bei bedeckter Tute etwa
1/2 Stunde in der Muffel oder 3/4 Stunden im Windofen schmelzen,
bis die Masse in völligen Fluss gekommen ist. Dabei bildet
sich unter Verschlackung der Erden ein kupferhaltiger Lech,
welcher wie Erz geröstet wird. Gyps erzeugt sich beim Rösten
leicht, wenn das Probirgut neben Schwefelmetallen Kalkspath
enthält.

b) Von armen oxydischen Erzen wird 1 Probircentner
in einer Kupfertute auf eine Unterlage von 20--25 Pfd. kupfer-
freiem Schwefelkies und 20 Pfd. Schwefel gethan, darauf ein
Gemenge von 1 Ctr. Boraxglas, 1 Ctr. Glas und 20--25 Pfd.
Kolophonium geschüttet, eine Kochsalzdecke gegeben und wie
vorhin behandelt.

c) Arme geschwefelte Erze werden in Quantitäten von
5--10 und mehr Centnern mit 15--20 % kupferfreiem Schwefel-
kies und 50--100 % Borax in vorhinniger Weise auf Rohstein
verschmolzen; auch beschickt man wohl das zuvor geröstete
Erz mit 20 % Schwefelkies, 20 % Schwefel und der hinreichen-
den Menge Borax und Glas. Der Kupferverlust bei diesem
Concentrationsschmelzen ist geringer, als bei directem Schmelzen

Deutsche Probe. §. 88. Allgemeines.
wenn sie reich und von andern reducirbaren Metallen frei sind,
gleichwie gediegen Kupfer sofort einem Schmelzen auf Gaar-
kupfer unterwerfen (z. B. Rothkupfererz, Kupfercarbo-
nate, Atacamit); Substanzen mit einem Gehalt
an
Schwefel, Antimon, Arsen oder den Säuren dieser Radi-
cale
bedürfen einer sorgfältigen Abröstung, namentlich die schwe-
felhaltigen, worauf sie einem reducirend-solvirenden Schmelzen
auf Schwarzkupfer, seltener gleich auf Gaarkupfer (z. B. Kupfer-
glanz, bleifreie Kupferconcentrationssteine) unterworfen werden.

Den im Vorhergehenden angeführten Operationen lässt
man zum möglichst vollständigen Ausbringen des Kupfers wohl
noch ein Schmelzen des Erzes auf Stein, der dann zur
Röstung gelangt, in nachstehenden Fällen vorangehen:

a) Enthält das Probirgut schwefelsaure Salze, welche sich
beim Rösten nicht zersetzen lassen (Gyps, Schwerspath
etc.) und demnächst beim Schwarzmachen zur Bildung von
Schwefelkupfer Veranlassung geben würden, so muss man 1 Pro-
bircentner davon mit 1 Ctr. Boraxglas, 1 Ctr. Glas, 10 Pfd.
Kolophonium, — und bei nicht hinreichendem Schwefelgehalt
mit 20 Pfd. Schwefel und 20—25 Pfd. kupferfreiem Schwefel-
kies — in einer Kupfertute gemengt, mit Kochsalz bedeckt und
einem Kohlenstückchen darauf (S. 112), bei bedeckter Tute etwa
½ Stunde in der Muffel oder ¾ Stunden im Windofen schmelzen,
bis die Masse in völligen Fluss gekommen ist. Dabei bildet
sich unter Verschlackung der Erden ein kupferhaltiger Lech,
welcher wie Erz geröstet wird. Gyps erzeugt sich beim Rösten
leicht, wenn das Probirgut neben Schwefelmetallen Kalkspath
enthält.

b) Von armen oxydischen Erzen wird 1 Probircentner
in einer Kupfertute auf eine Unterlage von 20—25 Pfd. kupfer-
freiem Schwefelkies und 20 Pfd. Schwefel gethan, darauf ein
Gemenge von 1 Ctr. Boraxglas, 1 Ctr. Glas und 20—25 Pfd.
Kolophonium geschüttet, eine Kochsalzdecke gegeben und wie
vorhin behandelt.

c) Arme geschwefelte Erze werden in Quantitäten von
5—10 und mehr Centnern mit 15—20 % kupferfreiem Schwefel-
kies und 50—100 % Borax in vorhinniger Weise auf Rohstein
verschmolzen; auch beschickt man wohl das zuvor geröstete
Erz mit 20 % Schwefelkies, 20 % Schwefel und der hinreichen-
den Menge Borax und Glas. Der Kupferverlust bei diesem
Concentrationsschmelzen ist geringer, als bei directem Schmelzen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0211" n="173"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Deutsche Probe</hi>. §. 88. Allgemeines.</fw><lb/>
wenn sie reich und von andern reducirbaren Metallen frei sind,<lb/>
gleichwie <hi rendition="#g">gediegen Kupfer</hi> sofort einem Schmelzen auf Gaar-<lb/>
kupfer unterwerfen (z. B. <hi rendition="#g">Rothkupfererz, Kupfercarbo-<lb/>
nate, Atacamit); Substanzen mit einem Gehalt</hi> an<lb/><hi rendition="#g">Schwefel, Antimon, Arsen</hi> oder <hi rendition="#g">den Säuren dieser Radi-<lb/>
cale</hi> bedürfen einer sorgfältigen Abröstung, namentlich die schwe-<lb/>
felhaltigen, worauf sie einem reducirend-solvirenden Schmelzen<lb/>
auf Schwarzkupfer, seltener gleich auf Gaarkupfer (z. B. Kupfer-<lb/>
glanz, bleifreie Kupferconcentrationssteine) unterworfen werden.</p><lb/>
              <p>Den im Vorhergehenden angeführten Operationen lässt<lb/>
man zum möglichst vollständigen Ausbringen des Kupfers wohl<lb/>
noch ein <hi rendition="#g">Schmelzen des Erzes auf Stein</hi>, der dann zur<lb/>
Röstung gelangt, in nachstehenden Fällen vorangehen:</p><lb/>
              <p>a) Enthält das Probirgut schwefelsaure Salze, welche sich<lb/>
beim Rösten nicht zersetzen lassen (<hi rendition="#g">Gyps, Schwerspath</hi><lb/>
etc.) und demnächst beim Schwarzmachen zur Bildung von<lb/>
Schwefelkupfer Veranlassung geben würden, so muss man 1 Pro-<lb/>
bircentner davon mit 1 Ctr. Boraxglas, 1 Ctr. Glas, 10 Pfd.<lb/>
Kolophonium, &#x2014; und bei nicht hinreichendem Schwefelgehalt<lb/>
mit 20 Pfd. Schwefel und 20&#x2014;25 Pfd. kupferfreiem Schwefel-<lb/>
kies &#x2014; in einer Kupfertute gemengt, mit Kochsalz bedeckt und<lb/>
einem Kohlenstückchen darauf (S. 112), bei bedeckter Tute etwa<lb/>
½ Stunde in der Muffel oder ¾ Stunden im Windofen schmelzen,<lb/>
bis die Masse in völligen Fluss gekommen ist. Dabei bildet<lb/>
sich unter Verschlackung der Erden ein kupferhaltiger Lech,<lb/>
welcher wie Erz geröstet wird. Gyps erzeugt sich beim Rösten<lb/>
leicht, wenn das Probirgut neben Schwefelmetallen Kalkspath<lb/>
enthält.</p><lb/>
              <p>b) <hi rendition="#g">Von armen oxydischen Erzen</hi> wird 1 Probircentner<lb/>
in einer Kupfertute auf eine Unterlage von 20&#x2014;25 Pfd. kupfer-<lb/>
freiem Schwefelkies und 20 Pfd. Schwefel gethan, darauf ein<lb/>
Gemenge von 1 Ctr. Boraxglas, 1 Ctr. Glas und 20&#x2014;25 Pfd.<lb/>
Kolophonium geschüttet, eine Kochsalzdecke gegeben und wie<lb/>
vorhin behandelt.</p><lb/>
              <p>c) <hi rendition="#g">Arme geschwefelte Erze</hi> werden in Quantitäten von<lb/>
5&#x2014;10 und mehr Centnern mit 15&#x2014;20 % kupferfreiem Schwefel-<lb/>
kies und 50&#x2014;100 % Borax in vorhinniger Weise auf Rohstein<lb/>
verschmolzen; auch beschickt man wohl das zuvor geröstete<lb/>
Erz mit 20 % Schwefelkies, 20 % Schwefel und der hinreichen-<lb/>
den Menge Borax und Glas. Der Kupferverlust bei diesem<lb/>
Concentrationsschmelzen ist geringer, als bei directem Schmelzen<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0211] Deutsche Probe. §. 88. Allgemeines. wenn sie reich und von andern reducirbaren Metallen frei sind, gleichwie gediegen Kupfer sofort einem Schmelzen auf Gaar- kupfer unterwerfen (z. B. Rothkupfererz, Kupfercarbo- nate, Atacamit); Substanzen mit einem Gehalt an Schwefel, Antimon, Arsen oder den Säuren dieser Radi- cale bedürfen einer sorgfältigen Abröstung, namentlich die schwe- felhaltigen, worauf sie einem reducirend-solvirenden Schmelzen auf Schwarzkupfer, seltener gleich auf Gaarkupfer (z. B. Kupfer- glanz, bleifreie Kupferconcentrationssteine) unterworfen werden. Den im Vorhergehenden angeführten Operationen lässt man zum möglichst vollständigen Ausbringen des Kupfers wohl noch ein Schmelzen des Erzes auf Stein, der dann zur Röstung gelangt, in nachstehenden Fällen vorangehen: a) Enthält das Probirgut schwefelsaure Salze, welche sich beim Rösten nicht zersetzen lassen (Gyps, Schwerspath etc.) und demnächst beim Schwarzmachen zur Bildung von Schwefelkupfer Veranlassung geben würden, so muss man 1 Pro- bircentner davon mit 1 Ctr. Boraxglas, 1 Ctr. Glas, 10 Pfd. Kolophonium, — und bei nicht hinreichendem Schwefelgehalt mit 20 Pfd. Schwefel und 20—25 Pfd. kupferfreiem Schwefel- kies — in einer Kupfertute gemengt, mit Kochsalz bedeckt und einem Kohlenstückchen darauf (S. 112), bei bedeckter Tute etwa ½ Stunde in der Muffel oder ¾ Stunden im Windofen schmelzen, bis die Masse in völligen Fluss gekommen ist. Dabei bildet sich unter Verschlackung der Erden ein kupferhaltiger Lech, welcher wie Erz geröstet wird. Gyps erzeugt sich beim Rösten leicht, wenn das Probirgut neben Schwefelmetallen Kalkspath enthält. b) Von armen oxydischen Erzen wird 1 Probircentner in einer Kupfertute auf eine Unterlage von 20—25 Pfd. kupfer- freiem Schwefelkies und 20 Pfd. Schwefel gethan, darauf ein Gemenge von 1 Ctr. Boraxglas, 1 Ctr. Glas und 20—25 Pfd. Kolophonium geschüttet, eine Kochsalzdecke gegeben und wie vorhin behandelt. c) Arme geschwefelte Erze werden in Quantitäten von 5—10 und mehr Centnern mit 15—20 % kupferfreiem Schwefel- kies und 50—100 % Borax in vorhinniger Weise auf Rohstein verschmolzen; auch beschickt man wohl das zuvor geröstete Erz mit 20 % Schwefelkies, 20 % Schwefel und der hinreichen- den Menge Borax und Glas. Der Kupferverlust bei diesem Concentrationsschmelzen ist geringer, als bei directem Schmelzen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/211
Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/211>, abgerufen am 28.11.2024.