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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 76. Niederschlagsprobe.
tige Erze mit dem 4 fachen Soda und schwarzem Fluss oder
gereinigtem Weinstein, um das Antimon grösstentheils in die
Schlacke zu führen.

§. 76. Probe mit schwarzem Fluss und Eisen (Niederschlags-Theorie.
probe). Diese Probe wird am häufigsten angewandt, weil sie
leicht auszuführen ist und das grösste Bleiausbringen giebt, in-
dem bei einer Bildung von bleihaltigem Schwefelsalz das Blei
durch Eisen ausgeschieden wird.

Es tritt nämlich ganz wie bei der Potaschenprobe (S. 152)
zu Anfang des Schmelzens eine Zersetzung des Schwefelbleies
durch das Alkali unter Abscheidung von metallischem Blei und
Bildung von Schwefelkalium-Schwefelblei ein, welches letztere
dann bei höherer Temperatur durch das Eisen entschwefelt wird.

Aus reinem Bleiglanz erhält man bei nicht zu hoher Tem-
peratur bis 85,5 % Blei, das Resultat wird aber um so unge-
nauer, je mehr fremde Schwefel- oder Arsenmetalle vorhanden.
Bei einer nicht zu grossen Menge davon erhält man noch gute
Resultate, wenn man die Probe vorher etwas abröstet (blendige
Erze) oder bei Luftabschluss in einer bedeckten Probirtute, ohne
dass zur Verhütung einer Bleiverflüchtigung Schmelzung ein-
tritt, glüht (kiesige Erze oder solche mit gediegen Arsen und
Arsenkies), weniger bei antimon- und kupferhaltigen Erzen,
welche ein antimon- und kupferhaltiges Bleikorn geben.

Markus1) hat vergleichende Versuche in der Weise ange-
stellt, dass Bleiglanz ungeröstet (a) und geröstet (b) mit schwar-
zem Fluss und Eisen, ferner geröstet mit schwarzem Fluss allein
(c) geschmolzen wurde. Bei ziemlich reinen Bleiglanzen erfolgte
durch a das höchste Bleiausbringen (bis 96 % vom Gesammtge-
halt), bei unreineren Erzen mit mehr fremden Schwefelmetallen
erfolgte bei a ebenfalls der höchste Gehalt, b und c gaben aber
nur einige Procent weniger; bei überwiegender Menge fremder
Schwefelmetalle wiesen die Methoden b und c einen unbedeutend
höheren Gehalt gegen a nach.

Reines Schwefelblei bedarf zur Zerlegung etwa 23,5 %
Eisen und normirt man demgemäss, ohne auf die entschwefelnde
Wirkung des alkalischen Zuschlages Rücksicht zu nehmen, den
Eisenzusatz nach dem ungefähren Bleigehalt, giebt aber meist
einen Ueberschuss von Eisen (bis 30 Pfd.), namentlich wenn
fremde Schwefel- und Arsenmetalle vorhanden sind. Die ge-

1) Oestr. Zeitschr. 1856. S. 234.

§. 76. Niederschlagsprobe.
tige Erze mit dem 4 fachen Soda und schwarzem Fluss oder
gereinigtem Weinstein, um das Antimon grösstentheils in die
Schlacke zu führen.

§. 76. Probe mit schwarzem Fluss und Eisen (Niederschlags-Theorie.
probe). Diese Probe wird am häufigsten angewandt, weil sie
leicht auszuführen ist und das grösste Bleiausbringen giebt, in-
dem bei einer Bildung von bleihaltigem Schwefelsalz das Blei
durch Eisen ausgeschieden wird.

Es tritt nämlich ganz wie bei der Potaschenprobe (S. 152)
zu Anfang des Schmelzens eine Zersetzung des Schwefelbleies
durch das Alkali unter Abscheidung von metallischem Blei und
Bildung von Schwefelkalium-Schwefelblei ein, welches letztere
dann bei höherer Temperatur durch das Eisen entschwefelt wird.

Aus reinem Bleiglanz erhält man bei nicht zu hoher Tem-
peratur bis 85,5 % Blei, das Resultat wird aber um so unge-
nauer, je mehr fremde Schwefel- oder Arsenmetalle vorhanden.
Bei einer nicht zu grossen Menge davon erhält man noch gute
Resultate, wenn man die Probe vorher etwas abröstet (blendige
Erze) oder bei Luftabschluss in einer bedeckten Probirtute, ohne
dass zur Verhütung einer Bleiverflüchtigung Schmelzung ein-
tritt, glüht (kiesige Erze oder solche mit gediegen Arsen und
Arsenkies), weniger bei antimon- und kupferhaltigen Erzen,
welche ein antimon- und kupferhaltiges Bleikorn geben.

Markus1) hat vergleichende Versuche in der Weise ange-
stellt, dass Bleiglanz ungeröstet (a) und geröstet (b) mit schwar-
zem Fluss und Eisen, ferner geröstet mit schwarzem Fluss allein
(c) geschmolzen wurde. Bei ziemlich reinen Bleiglanzen erfolgte
durch a das höchste Bleiausbringen (bis 96 % vom Gesammtge-
halt), bei unreineren Erzen mit mehr fremden Schwefelmetallen
erfolgte bei a ebenfalls der höchste Gehalt, b und c gaben aber
nur einige Procent weniger; bei überwiegender Menge fremder
Schwefelmetalle wiesen die Methoden b und c einen unbedeutend
höheren Gehalt gegen a nach.

Reines Schwefelblei bedarf zur Zerlegung etwa 23,5 %
Eisen und normirt man demgemäss, ohne auf die entschwefelnde
Wirkung des alkalischen Zuschlages Rücksicht zu nehmen, den
Eisenzusatz nach dem ungefähren Bleigehalt, giebt aber meist
einen Ueberschuss von Eisen (bis 30 Pfd.), namentlich wenn
fremde Schwefel- und Arsenmetalle vorhanden sind. Die ge-

1) Oestr. Zeitschr. 1856. S. 234.
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[155/0193] §. 76. Niederschlagsprobe. tige Erze mit dem 4 fachen Soda und schwarzem Fluss oder gereinigtem Weinstein, um das Antimon grösstentheils in die Schlacke zu führen. §. 76. Probe mit schwarzem Fluss und Eisen (Niederschlags- probe). Diese Probe wird am häufigsten angewandt, weil sie leicht auszuführen ist und das grösste Bleiausbringen giebt, in- dem bei einer Bildung von bleihaltigem Schwefelsalz das Blei durch Eisen ausgeschieden wird. Theorie. Es tritt nämlich ganz wie bei der Potaschenprobe (S. 152) zu Anfang des Schmelzens eine Zersetzung des Schwefelbleies durch das Alkali unter Abscheidung von metallischem Blei und Bildung von Schwefelkalium-Schwefelblei ein, welches letztere dann bei höherer Temperatur durch das Eisen entschwefelt wird. Aus reinem Bleiglanz erhält man bei nicht zu hoher Tem- peratur bis 85,5 % Blei, das Resultat wird aber um so unge- nauer, je mehr fremde Schwefel- oder Arsenmetalle vorhanden. Bei einer nicht zu grossen Menge davon erhält man noch gute Resultate, wenn man die Probe vorher etwas abröstet (blendige Erze) oder bei Luftabschluss in einer bedeckten Probirtute, ohne dass zur Verhütung einer Bleiverflüchtigung Schmelzung ein- tritt, glüht (kiesige Erze oder solche mit gediegen Arsen und Arsenkies), weniger bei antimon- und kupferhaltigen Erzen, welche ein antimon- und kupferhaltiges Bleikorn geben. Markus 1) hat vergleichende Versuche in der Weise ange- stellt, dass Bleiglanz ungeröstet (a) und geröstet (b) mit schwar- zem Fluss und Eisen, ferner geröstet mit schwarzem Fluss allein (c) geschmolzen wurde. Bei ziemlich reinen Bleiglanzen erfolgte durch a das höchste Bleiausbringen (bis 96 % vom Gesammtge- halt), bei unreineren Erzen mit mehr fremden Schwefelmetallen erfolgte bei a ebenfalls der höchste Gehalt, b und c gaben aber nur einige Procent weniger; bei überwiegender Menge fremder Schwefelmetalle wiesen die Methoden b und c einen unbedeutend höheren Gehalt gegen a nach. Reines Schwefelblei bedarf zur Zerlegung etwa 23,5 % Eisen und normirt man demgemäss, ohne auf die entschwefelnde Wirkung des alkalischen Zuschlages Rücksicht zu nehmen, den Eisenzusatz nach dem ungefähren Bleigehalt, giebt aber meist einen Ueberschuss von Eisen (bis 30 Pfd.), namentlich wenn fremde Schwefel- und Arsenmetalle vorhanden sind. Die ge- 1) Oestr. Zeitschr. 1856. S. 234.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/193>, abgerufen am 27.11.2024.