Temperatur und grössere Metallverflüchtigung in der letzten Periode.
Werth der Potaschen- probe.
Wegen Anwendbarkeit kleiner Probirgefässe lassen sich viele Proben auf einmal (42--48 Stück) machen, aber bei der Unsicherheit des Kaltgehns sind die Resultate schwankend und bleiben wegen eines Rückhaltes an Schwefelblei in der Schlacke um mehrere Procente im Ausbringen hinter der Probe mit schwarzem Fluss und Eisen zurück, und zwar wächst dieser Rückhalt mit der Zunahme an fremden Schwefelmetallen. Man bringt aus reinem Bleiglanz bis 80 % Blei aus.
Nur bei einem Gehalte der Erze an Schwefelantimon zieht man diese Probe derjenigen mit schwarzem Fluss und Eisen vor, weil dabei dieses Schwefelmetall unter Bildung eines Schwe- felsalzes (K Sb) grösstentheils in der Schlacke bleibt, während durch Eisen Antimon ausgeschieden und ins Blei gebracht wird. Schwefelarsen verhält sich ähnlich, wie Schwefelantimon.
Wegen der angeführten Mängel ist die Potaschenprobe auf den Oberharzer Hütten und zu Tarnowitz der Probe mit schwarzem Fluss und Eisen gewichen und waren dabei auf ersteren 5 % Differenz gestattet.
Modifica- tionen.
Als Surrogate für Potasche hat man die billigere Soda, auch wohl Cyankalium1) versucht, ohne jedoch ein so hohes Bleiausbringen, als bei der Probe mit schwarzem Fluss und Eisen zu erhalten. Man brachte aus reinem Bleiglanz mit ersterer 74--76, mit letzterem bei gleichzeitig höherem Preis und Gif- tigkeit nur 57--58 % Blei aus.
Durch Einmengung von Kohle oder Mehl in die Potasche lässt sich zwar die entschwefelnde Wirkung des Alkalis beför- dern (S. 129), allein das gebildete Schwefelsalz sich durch Luftzutritt weniger leicht zersetzen, so dass man nur 76--79 % Blei aus reinem Bleiglanz ausbringt. Aus diesem Grunde ist die- ses Verfahren zur Victor Friedrichshütte am Harze (Schmel- zen von 1 Ctr. Erz mit 3--4 % schwarzem Fluss und bei kie- sigen Erzen noch mit 10 Pfd. Borax während 25 Min. unter einer Kochsalzdecke, 5 Min. lang Kaltgehen, dann Herausnehmen der Proben) neuerdings dem Schmelzen mit schwarzem Fluss und Eisen gewichen.
Auf belgischen Hütten2) beschickt man antimonhal-
1) B. u. h. Ztg. 1856. S. 319.
2) B. u. h. Ztg. 1864. S. 56.
I. Blei. Proben für geschwefelte Subst.
Temperatur und grössere Metallverflüchtigung in der letzten Periode.
Werth der Potaschen- probe.
Wegen Anwendbarkeit kleiner Probirgefässe lassen sich viele Proben auf einmal (42—48 Stück) machen, aber bei der Unsicherheit des Kaltgehns sind die Resultate schwankend und bleiben wegen eines Rückhaltes an Schwefelblei in der Schlacke um mehrere Procente im Ausbringen hinter der Probe mit schwarzem Fluss und Eisen zurück, und zwar wächst dieser Rückhalt mit der Zunahme an fremden Schwefelmetallen. Man bringt aus reinem Bleiglanz bis 80 % Blei aus.
Nur bei einem Gehalte der Erze an Schwefelantimon zieht man diese Probe derjenigen mit schwarzem Fluss und Eisen vor, weil dabei dieses Schwefelmetall unter Bildung eines Schwe- felsalzes (K Sb) grösstentheils in der Schlacke bleibt, während durch Eisen Antimon ausgeschieden und ins Blei gebracht wird. Schwefelarsen verhält sich ähnlich, wie Schwefelantimon.
Wegen der angeführten Mängel ist die Potaschenprobe auf den Oberharzer Hütten und zu Tarnowitz der Probe mit schwarzem Fluss und Eisen gewichen und waren dabei auf ersteren 5 % Differenz gestattet.
Modifica- tionen.
Als Surrogate für Potasche hat man die billigere Soda, auch wohl Cyankalium1) versucht, ohne jedoch ein so hohes Bleiausbringen, als bei der Probe mit schwarzem Fluss und Eisen zu erhalten. Man brachte aus reinem Bleiglanz mit ersterer 74—76, mit letzterem bei gleichzeitig höherem Preis und Gif- tigkeit nur 57—58 % Blei aus.
Durch Einmengung von Kohle oder Mehl in die Potasche lässt sich zwar die entschwefelnde Wirkung des Alkalis beför- dern (S. 129), allein das gebildete Schwefelsalz sich durch Luftzutritt weniger leicht zersetzen, so dass man nur 76—79 % Blei aus reinem Bleiglanz ausbringt. Aus diesem Grunde ist die- ses Verfahren zur Victor Friedrichshütte am Harze (Schmel- zen von 1 Ctr. Erz mit 3—4 % schwarzem Fluss und bei kie- sigen Erzen noch mit 10 Pfd. Borax während 25 Min. unter einer Kochsalzdecke, 5 Min. lang Kaltgehen, dann Herausnehmen der Proben) neuerdings dem Schmelzen mit schwarzem Fluss und Eisen gewichen.
Auf belgischen Hütten2) beschickt man antimonhal-
1) B. u. h. Ztg. 1856. S. 319.
2) B. u. h. Ztg. 1864. S. 56.
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I. Blei. Proben für geschwefelte Subst.
Temperatur und grössere Metallverflüchtigung in der letzten
Periode.
Wegen Anwendbarkeit kleiner Probirgefässe lassen sich
viele Proben auf einmal (42—48 Stück) machen, aber bei
der Unsicherheit des Kaltgehns sind die Resultate schwankend
und bleiben wegen eines Rückhaltes an Schwefelblei in der
Schlacke um mehrere Procente im Ausbringen hinter der Probe
mit schwarzem Fluss und Eisen zurück, und zwar wächst dieser
Rückhalt mit der Zunahme an fremden Schwefelmetallen. Man
bringt aus reinem Bleiglanz bis 80 % Blei aus.
Nur bei einem Gehalte der Erze an Schwefelantimon
zieht man diese Probe derjenigen mit schwarzem Fluss und Eisen
vor, weil dabei dieses Schwefelmetall unter Bildung eines Schwe-
felsalzes (K Sb) grösstentheils in der Schlacke bleibt, während
durch Eisen Antimon ausgeschieden und ins Blei gebracht wird.
Schwefelarsen verhält sich ähnlich, wie Schwefelantimon.
Wegen der angeführten Mängel ist die Potaschenprobe auf
den Oberharzer Hütten und zu Tarnowitz der Probe mit
schwarzem Fluss und Eisen gewichen und waren dabei auf ersteren
5 % Differenz gestattet.
Als Surrogate für Potasche hat man die billigere Soda,
auch wohl Cyankalium 1) versucht, ohne jedoch ein so hohes
Bleiausbringen, als bei der Probe mit schwarzem Fluss und Eisen
zu erhalten. Man brachte aus reinem Bleiglanz mit ersterer
74—76, mit letzterem bei gleichzeitig höherem Preis und Gif-
tigkeit nur 57—58 % Blei aus.
Durch Einmengung von Kohle oder Mehl in die Potasche
lässt sich zwar die entschwefelnde Wirkung des Alkalis beför-
dern (S. 129), allein das gebildete Schwefelsalz sich durch
Luftzutritt weniger leicht zersetzen, so dass man nur 76—79 %
Blei aus reinem Bleiglanz ausbringt. Aus diesem Grunde ist die-
ses Verfahren zur Victor Friedrichshütte am Harze (Schmel-
zen von 1 Ctr. Erz mit 3—4 % schwarzem Fluss und bei kie-
sigen Erzen noch mit 10 Pfd. Borax während 25 Min. unter
einer Kochsalzdecke, 5 Min. lang Kaltgehen, dann Herausnehmen
der Proben) neuerdings dem Schmelzen mit schwarzem Fluss
und Eisen gewichen.
Auf belgischen Hütten 2) beschickt man antimonhal-
1) B. u. h. Ztg. 1856. S. 319.
2) B. u. h. Ztg. 1864. S. 56.
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/192>, abgerufen am 23.11.2024.
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