§. 70. Allgemeines. Je nach der Beschaffenheit der Erze und Producte und der gewählten, davon abhängigen Probirmethode sind die Resultate der trocknen Proben, welche meist eine Zerlegung des Probirgutes durch alkalische Zuschläge mit oder ohne gleichzeitige Anwendung von Eisen oder Reductionsmitteln bezwecken, mehr oder weniger schwankend. Dies hat seinen Grund:
1) in der Flüchtigkeit des Bleies schon bei Rothglüh- hitze, je nach der Zeitdauer des Schmelzens und der Höhe der Temperatur variabel, beides Factoren, deren richtige Normirung ihre Schwierigkeiten hat. Auch Schwefelblei ist flüchtig.
2) in der Verschlackung von Blei und zwar
a) im oxydirten Zustande, bei Anwesenheit von Reductions- mitteln weniger zu fürchten, als
b) im geschwefelten Zustande wegen Bildung von Schwefel- salzen mit gleichzeitig aus dem Flussmittel reducirtem Schwefel- kalium oder Schwefelnatrium. Der durch derartige Verschlackung entstehende Verlust ist grösser, als der durch Verflüchtigung, und er wächst mit der Menge des Schwefels im Probirgute, sowie auch mit einem Gehalt an electronegativen Schwefelmetallen (As, Sb, Cu).
Specieller Theil der metallurgischen Probirkunst.
I. Blei.
Mängel der trocknen Proben.
§. 70. Allgemeines. Je nach der Beschaffenheit der Erze und Producte und der gewählten, davon abhängigen Probirmethode sind die Resultate der trocknen Proben, welche meist eine Zerlegung des Probirgutes durch alkalische Zuschläge mit oder ohne gleichzeitige Anwendung von Eisen oder Reductionsmitteln bezwecken, mehr oder weniger schwankend. Dies hat seinen Grund:
1) in der Flüchtigkeit des Bleies schon bei Rothglüh- hitze, je nach der Zeitdauer des Schmelzens und der Höhe der Temperatur variabel, beides Factoren, deren richtige Normirung ihre Schwierigkeiten hat. Auch Schwefelblei ist flüchtig.
2) in der Verschlackung von Blei und zwar
a) im oxydirten Zustande, bei Anwesenheit von Reductions- mitteln weniger zu fürchten, als
b) im geschwefelten Zustande wegen Bildung von Schwefel- salzen mit gleichzeitig aus dem Flussmittel reducirtem Schwefel- kalium oder Schwefelnatrium. Der durch derartige Verschlackung entstehende Verlust ist grösser, als der durch Verflüchtigung, und er wächst mit der Menge des Schwefels im Probirgute, sowie auch mit einem Gehalt an electronegativen Schwefelmetallen (As, Sb, Cu).
<TEI><text><body><pbfacs="#f0184"n="[146]"/><divn="1"><head>Specieller Theil<lb/>
der<lb/><hirendition="#b">metallurgischen Probirkunst.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#b">I. <hirendition="#g">Blei</hi>.</hi></head><lb/><noteplace="left">Mängel der<lb/>
trocknen<lb/>
Proben.</note><p><hirendition="#b">§. 70. Allgemeines.</hi> Je nach der Beschaffenheit der Erze und<lb/>
Producte und der gewählten, davon abhängigen Probirmethode<lb/>
sind die Resultate der <hirendition="#g">trocknen Proben</hi>, welche meist eine<lb/>
Zerlegung des Probirgutes durch alkalische Zuschläge mit oder<lb/>
ohne gleichzeitige Anwendung von Eisen oder Reductionsmitteln<lb/>
bezwecken, mehr oder weniger schwankend. Dies hat seinen<lb/>
Grund:</p><lb/><p>1) in der <hirendition="#g">Flüchtigkeit des Bleies</hi> schon bei Rothglüh-<lb/>
hitze, je nach der Zeitdauer des Schmelzens und der Höhe der<lb/>
Temperatur variabel, beides Factoren, deren richtige Normirung<lb/>
ihre Schwierigkeiten hat. Auch Schwefelblei ist flüchtig.</p><lb/><p>2) in der <hirendition="#g">Verschlackung von Blei</hi> und zwar</p><lb/><p>a) im oxydirten Zustande, bei Anwesenheit von Reductions-<lb/>
mitteln weniger zu fürchten, als</p><lb/><p>b) im geschwefelten Zustande wegen Bildung von Schwefel-<lb/>
salzen mit gleichzeitig aus dem Flussmittel reducirtem Schwefel-<lb/>
kalium oder <choice><sic>SchwefeInatrium</sic><corr>Schwefelnatrium</corr></choice>. Der durch derartige Verschlackung<lb/>
entstehende Verlust ist grösser, als der durch Verflüchtigung,<lb/>
und er wächst mit der Menge des Schwefels im Probirgute, sowie<lb/>
auch mit einem Gehalt an electronegativen Schwefelmetallen<lb/>
(As, Sb, Cu).</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[[146]/0184]
Specieller Theil
der
metallurgischen Probirkunst.
I. Blei.
§. 70. Allgemeines. Je nach der Beschaffenheit der Erze und
Producte und der gewählten, davon abhängigen Probirmethode
sind die Resultate der trocknen Proben, welche meist eine
Zerlegung des Probirgutes durch alkalische Zuschläge mit oder
ohne gleichzeitige Anwendung von Eisen oder Reductionsmitteln
bezwecken, mehr oder weniger schwankend. Dies hat seinen
Grund:
1) in der Flüchtigkeit des Bleies schon bei Rothglüh-
hitze, je nach der Zeitdauer des Schmelzens und der Höhe der
Temperatur variabel, beides Factoren, deren richtige Normirung
ihre Schwierigkeiten hat. Auch Schwefelblei ist flüchtig.
2) in der Verschlackung von Blei und zwar
a) im oxydirten Zustande, bei Anwesenheit von Reductions-
mitteln weniger zu fürchten, als
b) im geschwefelten Zustande wegen Bildung von Schwefel-
salzen mit gleichzeitig aus dem Flussmittel reducirtem Schwefel-
kalium oder Schwefelnatrium. Der durch derartige Verschlackung
entstehende Verlust ist grösser, als der durch Verflüchtigung,
und er wächst mit der Menge des Schwefels im Probirgute, sowie
auch mit einem Gehalt an electronegativen Schwefelmetallen
(As, Sb, Cu).
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. [146]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/184>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.