ein farbloses Manganoxydulsalz entsteht. Das Reagens muss in einer mit Glasstöpsel wohl verschlossenen Flasche aufbewahrt werden, weil dasselbe mit organischen Körpern (z. B. Staub, Korksubstanz, Kautschuk etc.) in Berührung leicht desoxydirt wird. Aus diesem Grunde lassen sich für Chamäleon nicht die gewöhnlichen Quetschhahnbüretten (S. 97) anwenden.
Man schmilzt zu seiner Bereitung 10 Gramm festes Aetzkali in einem hessischen Tiegel, fügt 7 Gramm chlorsaures Kali hinzu und zuletzt 8 Gramm sehr feingepulverten Braunstein und erhält die Masse unter Umrühren mit einem eisernen Spatel so lange in dunkler Rothglühhitze, bis eine mit dem Spatel herausgenommene Probe sich in Wasser mit tiefgrüner Farbe (mangan- saures Kali) löst. Alsdann schüttet man die bröckliche Masse auf eine kalte Stein- oder Eisenplatte, übergiesst sie in einem Kolben mit 1 Liter Wasser und kocht, bis die grüne Farbe der Lösung in eine rothe übergegangen ist, indem sich dabei die Mangansäure in Uebermangansäure und Mangansuper- oxydhydrat zersetzt (3 Mn = Mn2 O7 + Mn). Man giesst die klare rothe Lösung von übermangansaurem Kali von dem niedergeschlagenen Mangan- superoxydhydrat ab, bringt ihr Volumen durch destillirtes Wasser wieder auf 1 Liter und bestimmt auf die später anzugebende Weise den Titer dieser Normallösung.
Bei der schwankenden Zusammensetzung des Braunsteins fällt auch die Bereitung des Chamäleons verschieden aus, weshalb man sich nach Graeger1) besser statt des ersteren des rothen Manganoxydes, Mn, bedient, welches sich als Nebenproduct aus der bei der Chlorbereitung erfolgenden Mangan- lösung erhalten lässt. Man fügt zu derselben so viel Soda, bis die Flüssig- keit farblos geworden, d. h. alles Eisen nebst etwas Mangan ausgefällt ist, filtrirt. wäscht aus, schlägt durch kohlensaures Natron das Mangan nieder und glüht den völlig ausgewaschenen und getrockneten Niederschlag, wobei derselbe in Mn übergeht. Man kocht dann Aetzkalilauge, welche 184 Thle. Aetzkali enthält, mit 100 Thln. chlorsaurem Kali rasch ein, mengt dabei 130 Thle. des schwarzbraunen Manganoxydpulvers innig bei, bringt die Masse über der Spirituslampe zur Trockne, schmilzt und erhält das Ganze etwa 1/4 Stunde im schwachen Rothglühen. Die erkaltete Schmelze löst man in Wasser und leitet zur Umwandlung des freien, auf die Uebermangansäure zer- setzend einwirkenden Aetzkalis in zweifach kohlensaures Salz so lange Kohlen- säure ein, bis ein Tropfen der Flüssigkeit auf weissem Fliesspapier einen rein rothen Fleck giebt. Die durch in einem Glastrichter befindlichen ge- pulverten Marmor 2) filtrirte Flüssigkeit wird zur Krystallisation abgedampft. Das angewandte Kalihydrat muss möglichst frei von Kohlensäure sein, weil dies von wesentlichem Einfluss auf die Ausbeute an Chamäleon bei jeder Darstellungsmethode ist.
Schwefel- natrium.
2) Schwefelnatrium (S. 139). Dasselbe dient bei Fäl- lungsanalysen zur Ausscheidung gewisser Metalle (Zink, Kupfer,
1)Erdm., Journ. f. pr. Chem. Bd. 96. S. 169.
2) Ibid. S. 168.
Reagentien f. volumetr. Proben.
ein farbloses Manganoxydulsalz entsteht. Das Reagens muss in einer mit Glasstöpsel wohl verschlossenen Flasche aufbewahrt werden, weil dasselbe mit organischen Körpern (z. B. Staub, Korksubstanz, Kautschuk etc.) in Berührung leicht desoxydirt wird. Aus diesem Grunde lassen sich für Chamäleon nicht die gewöhnlichen Quetschhahnbüretten (S. 97) anwenden.
Man schmilzt zu seiner Bereitung 10 Gramm festes Aetzkali in einem hessischen Tiegel, fügt 7 Gramm chlorsaures Kali hinzu und zuletzt 8 Gramm sehr feingepulverten Braunstein und erhält die Masse unter Umrühren mit einem eisernen Spatel so lange in dunkler Rothglühhitze, bis eine mit dem Spatel herausgenommene Probe sich in Wasser mit tiefgrüner Farbe (mangan- saures Kali) löst. Alsdann schüttet man die bröckliche Masse auf eine kalte Stein- oder Eisenplatte, übergiesst sie in einem Kolben mit 1 Liter Wasser und kocht, bis die grüne Farbe der Lösung in eine rothe übergegangen ist, indem sich dabei die Mangansäure in Uebermangansäure und Mangansuper- oxydhydrat zersetzt (3 Mn = Mn2 O7 + Mn). Man giesst die klare rothe Lösung von übermangansaurem Kali von dem niedergeschlagenen Mangan- superoxydhydrat ab, bringt ihr Volumen durch destillirtes Wasser wieder auf 1 Liter und bestimmt auf die später anzugebende Weise den Titer dieser Normallösung.
Bei der schwankenden Zusammensetzung des Braunsteins fällt auch die Bereitung des Chamäleons verschieden aus, weshalb man sich nach Graeger1) besser statt des ersteren des rothen Manganoxydes, Mn, bedient, welches sich als Nebenproduct aus der bei der Chlorbereitung erfolgenden Mangan- lösung erhalten lässt. Man fügt zu derselben so viel Soda, bis die Flüssig- keit farblos geworden, d. h. alles Eisen nebst etwas Mangan ausgefällt ist, filtrirt. wäscht aus, schlägt durch kohlensaures Natron das Mangan nieder und glüht den völlig ausgewaschenen und getrockneten Niederschlag, wobei derselbe in Mn übergeht. Man kocht dann Aetzkalilauge, welche 184 Thle. Aetzkali enthält, mit 100 Thln. chlorsaurem Kali rasch ein, mengt dabei 130 Thle. des schwarzbraunen Manganoxydpulvers innig bei, bringt die Masse über der Spirituslampe zur Trockne, schmilzt und erhält das Ganze etwa ¼ Stunde im schwachen Rothglühen. Die erkaltete Schmelze löst man in Wasser und leitet zur Umwandlung des freien, auf die Uebermangansäure zer- setzend einwirkenden Aetzkalis in zweifach kohlensaures Salz so lange Kohlen- säure ein, bis ein Tropfen der Flüssigkeit auf weissem Fliesspapier einen rein rothen Fleck giebt. Die durch in einem Glastrichter befindlichen ge- pulverten Marmor 2) filtrirte Flüssigkeit wird zur Krystallisation abgedampft. Das angewandte Kalihydrat muss möglichst frei von Kohlensäure sein, weil dies von wesentlichem Einfluss auf die Ausbeute an Chamäleon bei jeder Darstellungsmethode ist.
Schwefel- natrium.
2) Schwefelnatrium (S. 139). Dasselbe dient bei Fäl- lungsanalysen zur Ausscheidung gewisser Metalle (Zink, Kupfer,
1)Erdm., Journ. f. pr. Chem. Bd. 96. S. 169.
2) Ibid. S. 168.
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Reagentien f. volumetr. Proben.
ein farbloses Manganoxydulsalz entsteht. Das Reagens muss in
einer mit Glasstöpsel wohl verschlossenen Flasche aufbewahrt
werden, weil dasselbe mit organischen Körpern (z. B. Staub,
Korksubstanz, Kautschuk etc.) in Berührung leicht desoxydirt
wird. Aus diesem Grunde lassen sich für Chamäleon nicht die
gewöhnlichen Quetschhahnbüretten (S. 97) anwenden.
Man schmilzt zu seiner Bereitung 10 Gramm festes Aetzkali in einem
hessischen Tiegel, fügt 7 Gramm chlorsaures Kali hinzu und zuletzt 8 Gramm
sehr feingepulverten Braunstein und erhält die Masse unter Umrühren mit
einem eisernen Spatel so lange in dunkler Rothglühhitze, bis eine mit dem
Spatel herausgenommene Probe sich in Wasser mit tiefgrüner Farbe (mangan-
saures Kali) löst. Alsdann schüttet man die bröckliche Masse auf eine kalte
Stein- oder Eisenplatte, übergiesst sie in einem Kolben mit 1 Liter Wasser
und kocht, bis die grüne Farbe der Lösung in eine rothe übergegangen ist,
indem sich dabei die Mangansäure in Uebermangansäure und Mangansuper-
oxydhydrat zersetzt (3 Mn = Mn2 O7 + Mn). Man giesst die klare rothe
Lösung von übermangansaurem Kali von dem niedergeschlagenen Mangan-
superoxydhydrat ab, bringt ihr Volumen durch destillirtes Wasser wieder
auf 1 Liter und bestimmt auf die später anzugebende Weise den Titer dieser
Normallösung.
Bei der schwankenden Zusammensetzung des Braunsteins fällt auch die
Bereitung des Chamäleons verschieden aus, weshalb man sich nach Graeger 1)
besser statt des ersteren des rothen Manganoxydes, Mn, bedient, welches
sich als Nebenproduct aus der bei der Chlorbereitung erfolgenden Mangan-
lösung erhalten lässt. Man fügt zu derselben so viel Soda, bis die Flüssig-
keit farblos geworden, d. h. alles Eisen nebst etwas Mangan ausgefällt ist,
filtrirt. wäscht aus, schlägt durch kohlensaures Natron das Mangan nieder
und glüht den völlig ausgewaschenen und getrockneten Niederschlag, wobei
derselbe in Mn übergeht. Man kocht dann Aetzkalilauge, welche 184 Thle.
Aetzkali enthält, mit 100 Thln. chlorsaurem Kali rasch ein, mengt dabei
130 Thle. des schwarzbraunen Manganoxydpulvers innig bei, bringt die Masse
über der Spirituslampe zur Trockne, schmilzt und erhält das Ganze etwa
¼ Stunde im schwachen Rothglühen. Die erkaltete Schmelze löst man in
Wasser und leitet zur Umwandlung des freien, auf die Uebermangansäure zer-
setzend einwirkenden Aetzkalis in zweifach kohlensaures Salz so lange Kohlen-
säure ein, bis ein Tropfen der Flüssigkeit auf weissem Fliesspapier einen
rein rothen Fleck giebt. Die durch in einem Glastrichter befindlichen ge-
pulverten Marmor 2) filtrirte Flüssigkeit wird zur Krystallisation abgedampft.
Das angewandte Kalihydrat muss möglichst frei von Kohlensäure sein, weil
dies von wesentlichem Einfluss auf die Ausbeute an Chamäleon bei jeder
Darstellungsmethode ist.
2) Schwefelnatrium (S. 139). Dasselbe dient bei Fäl-
lungsanalysen zur Ausscheidung gewisser Metalle (Zink, Kupfer,
1) Erdm., Journ. f. pr. Chem. Bd. 96. S. 169.
2) Ibid. S. 168.
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/180>, abgerufen am 27.11.2024.
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