§. 62. Luftabschliessende Zuschläge (Deckmittel). DieselbenWirkungs- weise. sollen zunächst die Luft vom Schmelzgut abhalten, nehmen aber an dessen Zersetzung meist mehr oder weniger Antheil und wirken auch wohl, wenn sie dünnflüssig geworden, mechanisch zum Niederspülen an den Wänden haftender Metallkörnchen.
1) Kochsalz, (S. 134) dient sehr häufig bei Tiegelschmel-Kochsalz. zungen als Decke, schmilzt gewöhnlich leichter (schon bei ge- wöhnlicher Rothglühhitze), als das Probirgut, erschwert dadurch den Luftzutritt zu demselben, hält von den aufsteigenden Gas- arten mechanisch fortgerissene Metalltheilchen zurück und nimmt beim Niedersinken Metalltheilchen von den Gefässwänden weg, welche beim Aufblähen des Schmelzgutes daran hängen geblie- ben sind.
Dabei ist das in höherer Temperatur stark verdampfende Kochsalz nicht immer ohne Einfluss auf das Schmelzgut. Nach Plattner1) schmilzt dasselbe z. B. schon bei Dunkelrothgluth mit schwefelsaurem Blei- und Zinkoxyd zu- sammen und giebt Dämpfe von Chlorblei und Chlorzink, während freies Blei- und Zinkoxyd davon nicht angegriffen werden, wohl aber Antimonoxyd und Antimonsäure unter Bildung von dampfförmigem Chlorantimon. Schwefelsaures Kupferoxyd schmilzt unter Entlassung von flüchtigem Kupferchlorid mit Kochsalz bei Dunkelrothgluth zu einer undurchsichtigen Masse zusammen, ersteres zerlegt sich aber bei höherer Temperatur in weniger flüchtiges Kupfer- chlorür unter Entwicklung von Chlor. Durch Einwirkung anderer Gase kann oberflächlich rothfarbenes Kupferoxydul entstehen. Schwefelnatrium hat eine ähnliche Farbe und kann sich auch bilden.
Man bedarf des Kochsalzes von verschiedenem Grade der Reinheit. Für die meisten Proben genügt gewöhnliches Küchen- oder Steinsalz, neben mechanisch eingeschlossenem Wasser mit einem Gehalt an schwefelsauren Salzen (Gyps, schwefelsaure Magnesia etc.), Chlorcalcium und Chlormagnesium, welche letzte- ren dasselbe hygroskopisch machen. Es wird in einem Salz- brenner (S. 108) so lange bei dunkler Rothgluth erhitzt, bis das Zerknistern (Verkrachen) in Folge mechanisch eingeschlossenen Wassers zwischen den Krystallflächen aufgehört hat, worauf man dasselbe zerreibt und als verknistertes oder verkrachtes Kochsalz trocken aufbewahrt. Wegen theilweiser Zerstörung des Chlormagnesiums ist es weniger geneigt, als vorher, Feuch- tigkeit aufzunehmen.
Sind schwefelsaure Salze im Kochsalz schädlich, z. B. bei Kupfer- proben, so versetzt man eine Lösung desselben so lange mit Chlorbarium, bis eine abfiltrirte Probe damit keinen Niederschlag mehr giebt. Man filtrirt,
1) B. u. h. Ztg. 1854. S. 126.
§. 62. Deckmittel.
§. 62. Luftabschliessende Zuschläge (Deckmittel). DieselbenWirkungs- weise. sollen zunächst die Luft vom Schmelzgut abhalten, nehmen aber an dessen Zersetzung meist mehr oder weniger Antheil und wirken auch wohl, wenn sie dünnflüssig geworden, mechanisch zum Niederspülen an den Wänden haftender Metallkörnchen.
1) Kochsalz, (S. 134) dient sehr häufig bei Tiegelschmel-Kochsalz. zungen als Decke, schmilzt gewöhnlich leichter (schon bei ge- wöhnlicher Rothglühhitze), als das Probirgut, erschwert dadurch den Luftzutritt zu demselben, hält von den aufsteigenden Gas- arten mechanisch fortgerissene Metalltheilchen zurück und nimmt beim Niedersinken Metalltheilchen von den Gefässwänden weg, welche beim Aufblähen des Schmelzgutes daran hängen geblie- ben sind.
Dabei ist das in höherer Temperatur stark verdampfende Kochsalz nicht immer ohne Einfluss auf das Schmelzgut. Nach Plattner1) schmilzt dasselbe z. B. schon bei Dunkelrothgluth mit schwefelsaurem Blei- und Zinkoxyd zu- sammen und giebt Dämpfe von Chlorblei und Chlorzink, während freies Blei- und Zinkoxyd davon nicht angegriffen werden, wohl aber Antimonoxyd und Antimonsäure unter Bildung von dampfförmigem Chlorantimon. Schwefelsaures Kupferoxyd schmilzt unter Entlassung von flüchtigem Kupferchlorid mit Kochsalz bei Dunkelrothgluth zu einer undurchsichtigen Masse zusammen, ersteres zerlegt sich aber bei höherer Temperatur in weniger flüchtiges Kupfer- chlorür unter Entwicklung von Chlor. Durch Einwirkung anderer Gase kann oberflächlich rothfarbenes Kupferoxydul entstehen. Schwefelnatrium hat eine ähnliche Farbe und kann sich auch bilden.
Man bedarf des Kochsalzes von verschiedenem Grade der Reinheit. Für die meisten Proben genügt gewöhnliches Küchen- oder Steinsalz, neben mechanisch eingeschlossenem Wasser mit einem Gehalt an schwefelsauren Salzen (Gyps, schwefelsaure Magnesia etc.), Chlorcalcium und Chlormagnesium, welche letzte- ren dasselbe hygroskopisch machen. Es wird in einem Salz- brenner (S. 108) so lange bei dunkler Rothgluth erhitzt, bis das Zerknistern (Verkrachen) in Folge mechanisch eingeschlossenen Wassers zwischen den Krystallflächen aufgehört hat, worauf man dasselbe zerreibt und als verknistertes oder verkrachtes Kochsalz trocken aufbewahrt. Wegen theilweiser Zerstörung des Chlormagnesiums ist es weniger geneigt, als vorher, Feuch- tigkeit aufzunehmen.
Sind schwefelsaure Salze im Kochsalz schädlich, z. B. bei Kupfer- proben, so versetzt man eine Lösung desselben so lange mit Chlorbarium, bis eine abfiltrirte Probe damit keinen Niederschlag mehr giebt. Man filtrirt,
1) B. u. h. Ztg. 1854. S. 126.
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§. 62. Luftabschliessende Zuschläge (Deckmittel). Dieselben
sollen zunächst die Luft vom Schmelzgut abhalten, nehmen aber
an dessen Zersetzung meist mehr oder weniger Antheil und
wirken auch wohl, wenn sie dünnflüssig geworden, mechanisch
zum Niederspülen an den Wänden haftender Metallkörnchen.
Wirkungs-
weise.
1) Kochsalz, (S. 134) dient sehr häufig bei Tiegelschmel-
zungen als Decke, schmilzt gewöhnlich leichter (schon bei ge-
wöhnlicher Rothglühhitze), als das Probirgut, erschwert dadurch
den Luftzutritt zu demselben, hält von den aufsteigenden Gas-
arten mechanisch fortgerissene Metalltheilchen zurück und nimmt
beim Niedersinken Metalltheilchen von den Gefässwänden weg,
welche beim Aufblähen des Schmelzgutes daran hängen geblie-
ben sind.
Kochsalz.
Dabei ist das in höherer Temperatur stark verdampfende Kochsalz nicht
immer ohne Einfluss auf das Schmelzgut. Nach Plattner 1) schmilzt dasselbe
z. B. schon bei Dunkelrothgluth mit schwefelsaurem Blei- und Zinkoxyd zu-
sammen und giebt Dämpfe von Chlorblei und Chlorzink, während freies Blei-
und Zinkoxyd davon nicht angegriffen werden, wohl aber Antimonoxyd und
Antimonsäure unter Bildung von dampfförmigem Chlorantimon. Schwefelsaures
Kupferoxyd schmilzt unter Entlassung von flüchtigem Kupferchlorid mit
Kochsalz bei Dunkelrothgluth zu einer undurchsichtigen Masse zusammen,
ersteres zerlegt sich aber bei höherer Temperatur in weniger flüchtiges Kupfer-
chlorür unter Entwicklung von Chlor. Durch Einwirkung anderer Gase kann
oberflächlich rothfarbenes Kupferoxydul entstehen. Schwefelnatrium hat eine
ähnliche Farbe und kann sich auch bilden.
Man bedarf des Kochsalzes von verschiedenem Grade der
Reinheit. Für die meisten Proben genügt gewöhnliches Küchen-
oder Steinsalz, neben mechanisch eingeschlossenem Wasser
mit einem Gehalt an schwefelsauren Salzen (Gyps, schwefelsaure
Magnesia etc.), Chlorcalcium und Chlormagnesium, welche letzte-
ren dasselbe hygroskopisch machen. Es wird in einem Salz-
brenner (S. 108) so lange bei dunkler Rothgluth erhitzt, bis das
Zerknistern (Verkrachen) in Folge mechanisch eingeschlossenen
Wassers zwischen den Krystallflächen aufgehört hat, worauf man
dasselbe zerreibt und als verknistertes oder verkrachtes
Kochsalz trocken aufbewahrt. Wegen theilweiser Zerstörung
des Chlormagnesiums ist es weniger geneigt, als vorher, Feuch-
tigkeit aufzunehmen.
Sind schwefelsaure Salze im Kochsalz schädlich, z. B. bei Kupfer-
proben, so versetzt man eine Lösung desselben so lange mit Chlorbarium,
bis eine abfiltrirte Probe damit keinen Niederschlag mehr giebt. Man filtrirt,
1) B. u. h. Ztg. 1854. S. 126.
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/173>, abgerufen am 23.11.2024.
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