1) Eisen, theils in Form von 4--5 Mm. dicken und 6--9Eisen. Mm. langen Drahtstücken von 10--40 Probirpfd. (0,5--2 Gramm) Gewicht (Blei-, Wismuthproben), theils in dünneren leichtern Stiften von 5--20 Pfd. (0,25--1 Gramm) Gewicht (z. B. bei Nickel- und Kobaltproben zur Abscheidung von Blei und Wismuth), theils als Eisenfeile (Zinkblende-, Antimon- und Quecksilberpro- ben). Ausser entschwefelnd wirkt metallisches Eisen auch redu- cirend, z. B. auf Blei-, Wismuth- und Kupferoxyd, Blei- und Zinksilicat etc.
Man erhält die Drahtstücke entweder durch Absägen oder indem man den Draht auf eine in einen Schraubstock gespannte scharfe Schneide legt und mit dem Hammer darauf schlägt.
2) Entwässertes Blutlaugensalz, 2 K Cy + Fe Cy,Blutlaugen- salz. scheidet beim Zusammenschmelzen mit Potasche oder Soda im Probirgefäss feinzertheiltes, kräftig entschwefelnd wirkendes Eisen ab und es bildet sich Cyankalium, welches Schwefelmetalle und besonders die zum Cyan weniger verwandten (Pb, Bi, Sb, As, Sn) unter Bildung von Schwefelcyankalium zerlegt. Das Ent- wässern des Salzes geschieht unter Umrühren bei gelinder Tem- peratur.
3) Cyankalium (S. 114) wird, wegen der unter 2) ange-Cyankalium. gebenen Wirkung, wohl gemeinschaftlich mit Blutlaugensalz an- gewandt. Da die Reactionen schon bei niedriger Temperatur damit vorgehen, so entsteht bei flüchtigen Metallen (Antimon, Zinn, Blei) weniger Metallverlust.
4) Bleiglätte wirkt in der S. 119 angegebenen Weise aufBleiglätte. Schwefelmetalle zerlegend ein, wobei aber mit dem Bleioxyd sich verbindende Metalloxyde, sowie Kieselsäure dessen Wirkung schwächen.
5) Aetzende und kohlensaure Alkalien (S. 122) geben,Alkalien. und zwar erstere energischer als letztere, Sauerstoff an den Schwefel unter Bildung von schwefligsaurem, unterschweflig- saurem und schwefelsaurem Alkali ab und das entstandene Al- kalimetall nimmt eine andere Menge Schwefel aus dem Sulfuret unter Abscheidung von Metall auf. Ein Zusatz von Kohle, z. B. im schwarzen Fluss, begünstigt die Wirkung (S. 126). Die Zersetzung findet entweder vollständig unter Verflüchtigung des betreffenden Metalles statt (Zinnober, Zinkblende) oder bei fixen Metallen wegen Bildung von Schwefelsalzen (z. B. K Pb, K Sb etc.) nur theilweise (z. B. Bleiglanz, Schwefelantimon), und zwar um
Kerl, Probirkunst. 9
§. 59. Präcipitirende Zuschläge.
1) Eisen, theils in Form von 4—5 Mm. dicken und 6—9Eisen. Mm. langen Drahtstücken von 10—40 Probirpfd. (0,5—2 Gramm) Gewicht (Blei-, Wismuthproben), theils in dünneren leichtern Stiften von 5—20 Pfd. (0,25—1 Gramm) Gewicht (z. B. bei Nickel- und Kobaltproben zur Abscheidung von Blei und Wismuth), theils als Eisenfeile (Zinkblende-, Antimon- und Quecksilberpro- ben). Ausser entschwefelnd wirkt metallisches Eisen auch redu- cirend, z. B. auf Blei-, Wismuth- und Kupferoxyd, Blei- und Zinksilicat etc.
Man erhält die Drahtstücke entweder durch Absägen oder indem man den Draht auf eine in einen Schraubstock gespannte scharfe Schneide legt und mit dem Hammer darauf schlägt.
2) Entwässertes Blutlaugensalz, 2 K Cy + Fe Cy,Blutlaugen- salz. scheidet beim Zusammenschmelzen mit Potasche oder Soda im Probirgefäss feinzertheiltes, kräftig entschwefelnd wirkendes Eisen ab und es bildet sich Cyankalium, welches Schwefelmetalle und besonders die zum Cyan weniger verwandten (Pb, Bi, Sb, As, Sn) unter Bildung von Schwefelcyankalium zerlegt. Das Ent- wässern des Salzes geschieht unter Umrühren bei gelinder Tem- peratur.
3) Cyankalium (S. 114) wird, wegen der unter 2) ange-Cyankalium. gebenen Wirkung, wohl gemeinschaftlich mit Blutlaugensalz an- gewandt. Da die Reactionen schon bei niedriger Temperatur damit vorgehen, so entsteht bei flüchtigen Metallen (Antimon, Zinn, Blei) weniger Metallverlust.
4) Bleiglätte wirkt in der S. 119 angegebenen Weise aufBleiglätte. Schwefelmetalle zerlegend ein, wobei aber mit dem Bleioxyd sich verbindende Metalloxyde, sowie Kieselsäure dessen Wirkung schwächen.
5) Aetzende und kohlensaure Alkalien (S. 122) geben,Alkalien. und zwar erstere energischer als letztere, Sauerstoff an den Schwefel unter Bildung von schwefligsaurem, unterschweflig- saurem und schwefelsaurem Alkali ab und das entstandene Al- kalimetall nimmt eine andere Menge Schwefel aus dem Sulfuret unter Abscheidung von Metall auf. Ein Zusatz von Kohle, z. B. im schwarzen Fluss, begünstigt die Wirkung (S. 126). Die Zersetzung findet entweder vollständig unter Verflüchtigung des betreffenden Metalles statt (Zinnober, Zinkblende) oder bei fixen Metallen wegen Bildung von Schwefelsalzen (z. B. K Pb, K Sb etc.) nur theilweise (z. B. Bleiglanz, Schwefelantimon), und zwar um
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§. 59. Präcipitirende Zuschläge.
1) Eisen, theils in Form von 4—5 Mm. dicken und 6—9
Mm. langen Drahtstücken von 10—40 Probirpfd. (0,5—2 Gramm)
Gewicht (Blei-, Wismuthproben), theils in dünneren leichtern Stiften
von 5—20 Pfd. (0,25—1 Gramm) Gewicht (z. B. bei Nickel-
und Kobaltproben zur Abscheidung von Blei und Wismuth),
theils als Eisenfeile (Zinkblende-, Antimon- und Quecksilberpro-
ben). Ausser entschwefelnd wirkt metallisches Eisen auch redu-
cirend, z. B. auf Blei-, Wismuth- und Kupferoxyd, Blei- und
Zinksilicat etc.
Eisen.
Man erhält die Drahtstücke entweder durch Absägen oder
indem man den Draht auf eine in einen Schraubstock gespannte
scharfe Schneide legt und mit dem Hammer darauf schlägt.
2) Entwässertes Blutlaugensalz, 2 K Cy + Fe Cy,
scheidet beim Zusammenschmelzen mit Potasche oder Soda im
Probirgefäss feinzertheiltes, kräftig entschwefelnd wirkendes Eisen
ab und es bildet sich Cyankalium, welches Schwefelmetalle und
besonders die zum Cyan weniger verwandten (Pb, Bi, Sb, As,
Sn) unter Bildung von Schwefelcyankalium zerlegt. Das Ent-
wässern des Salzes geschieht unter Umrühren bei gelinder Tem-
peratur.
Blutlaugen-
salz.
3) Cyankalium (S. 114) wird, wegen der unter 2) ange-
gebenen Wirkung, wohl gemeinschaftlich mit Blutlaugensalz an-
gewandt. Da die Reactionen schon bei niedriger Temperatur
damit vorgehen, so entsteht bei flüchtigen Metallen (Antimon,
Zinn, Blei) weniger Metallverlust.
Cyankalium.
4) Bleiglätte wirkt in der S. 119 angegebenen Weise auf
Schwefelmetalle zerlegend ein, wobei aber mit dem Bleioxyd
sich verbindende Metalloxyde, sowie Kieselsäure dessen Wirkung
schwächen.
Bleiglätte.
5) Aetzende und kohlensaure Alkalien (S. 122) geben,
und zwar erstere energischer als letztere, Sauerstoff an den
Schwefel unter Bildung von schwefligsaurem, unterschweflig-
saurem und schwefelsaurem Alkali ab und das entstandene Al-
kalimetall nimmt eine andere Menge Schwefel aus dem Sulfuret
unter Abscheidung von Metall auf. Ein Zusatz von Kohle, z. B.
im schwarzen Fluss, begünstigt die Wirkung (S. 126). Die
Zersetzung findet entweder vollständig unter Verflüchtigung des
betreffenden Metalles statt (Zinnober, Zinkblende) oder bei fixen
Metallen wegen Bildung von Schwefelsalzen (z. B. K Pb, K Sb etc.)
nur theilweise (z. B. Bleiglanz, Schwefelantimon), und zwar um
Alkalien.
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/167>, abgerufen am 27.11.2024.
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