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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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Probirgefässe von Thon.
angeführten Ingredienzien noch einen Zusatz von gepochten
Schmelztiegelscherben erhalten, ertragen 20--25 Güsse.

c) Graphittiegel der Patent Plumbago Crucible Compag-
nie1) in London sind von sehr guter Qualität. Zu den corni-
schen Zinnerzproben werden gute Graphittiegel (Taf. VI. Fig. 89)
von Juleff in Redruth angefertigt.


Eigenschaften.

§. 40. Retorten und Röhren. Müssen bei Destillationen
(S. 66) oder Sublimationen (S. 66) derartige Gefässe für wässrige
Flüssigkeiten oder Gase undurchdringlich sein, so brennt man
sie entweder bei einem weniger feuerbeständigen Thon so stark,
dass sie fritten (Kolben und Retorten von Waldenburg in Sachsen),
wo sie dann aber leichter springen, oder man versieht dieselben
äusserlich mit einer Glasur von 1 Thl. Borax und 9 Theilen
Lehm oder 2 Thln. Glas. Man trägt die mit Wasser zu einem
steifen Brei angerührte Masse mittelst einer Bürste auf, lässt
trocknen und schmilzt die Glasur in starker Glühhitze auf.

Zur Erhöhung der Feuerbeständigkeit und Verhütung des
Reissens beschlägt man die Retorten mit einer Composition von
Thon, Quarzsand oder Chamotte und kurzzerschnittenen Adhärenz-
mitteln (Kuhhaaren, Stroh, Schebe etc.) und lässt trocknen.


Herstellung.

Der Bauch der Retorten wird auf der Töpferscheibe ge-
dreht und der besonders geformte Hals an diesen angesetzt.
Röhren aus hessischem Thon wendet man z. B. in der Länge
von 60 Cm. bei 42 Mm. äusserem und 22 Mm. innerem Durch-
messer an. Müssen derartige Gefässe vollständig undurchdring-
lich sein, so nimmt man dieselben unter Umständen von Por-
zellan
oder Glas.


Anfertigung.

§. 41. Muffeln. Diese bestehen aus dem eigentlichen Muffel-
gewölbe und dem Muffelblatt (S. 41), müssen den Temperatur-
wechsel gut vertragen und möglichst feuerbeständig sein. Man
stellt ersteres auf die Weise her, dass man aus einem Thonballen
ein Blatt ausschneidet, dieses über ein der Muffel in Form und
Grösse gleichendes, etwas mit Fett bestrichenes Holzmodell (Stock)
legt, an die Rückwand des Modells ein zweites Thonblatt drückt
und beide an den Berührungspuncten gut verbindet. Nach
einigen Minuten schneidet man an den Seitenwänden und an der
Rückwand die Zugöffnungen aus, nimmt die Muffel vom Modell
ab und brennt sie nach gehörigem Trocknen. Die Muffelblätter
werden in hölzernen Rahmen gestrichen. Bei Feststellung der

1) Polyt. Centralbl. 1864. S 1317.

Probirgefässe von Thon.
angeführten Ingredienzien noch einen Zusatz von gepochten
Schmelztiegelscherben erhalten, ertragen 20—25 Güsse.

c) Graphittiegel der Patent Plumbago Crucible Compag-
nie1) in London sind von sehr guter Qualität. Zu den corni-
schen Zinnerzproben werden gute Graphittiegel (Taf. VI. Fig. 89)
von Juleff in Redruth angefertigt.


Eigenschaften.

§. 40. Retorten und Röhren. Müssen bei Destillationen
(S. 66) oder Sublimationen (S. 66) derartige Gefässe für wässrige
Flüssigkeiten oder Gase undurchdringlich sein, so brennt man
sie entweder bei einem weniger feuerbeständigen Thon so stark,
dass sie fritten (Kolben und Retorten von Waldenburg in Sachsen),
wo sie dann aber leichter springen, oder man versieht dieselben
äusserlich mit einer Glasur von 1 Thl. Borax und 9 Theilen
Lehm oder 2 Thln. Glas. Man trägt die mit Wasser zu einem
steifen Brei angerührte Masse mittelst einer Bürste auf, lässt
trocknen und schmilzt die Glasur in starker Glühhitze auf.

Zur Erhöhung der Feuerbeständigkeit und Verhütung des
Reissens beschlägt man die Retorten mit einer Composition von
Thon, Quarzsand oder Chamotte und kurzzerschnittenen Adhärenz-
mitteln (Kuhhaaren, Stroh, Schebe etc.) und lässt trocknen.


Herstellung.

Der Bauch der Retorten wird auf der Töpferscheibe ge-
dreht und der besonders geformte Hals an diesen angesetzt.
Röhren aus hessischem Thon wendet man z. B. in der Länge
von 60 Cm. bei 42 Mm. äusserem und 22 Mm. innerem Durch-
messer an. Müssen derartige Gefässe vollständig undurchdring-
lich sein, so nimmt man dieselben unter Umständen von Por-
zellan
oder Glas.


Anfertigung.

§. 41. Muffeln. Diese bestehen aus dem eigentlichen Muffel-
gewölbe und dem Muffelblatt (S. 41), müssen den Temperatur-
wechsel gut vertragen und möglichst feuerbeständig sein. Man
stellt ersteres auf die Weise her, dass man aus einem Thonballen
ein Blatt ausschneidet, dieses über ein der Muffel in Form und
Grösse gleichendes, etwas mit Fett bestrichenes Holzmodell (Stock)
legt, an die Rückwand des Modells ein zweites Thonblatt drückt
und beide an den Berührungspuncten gut verbindet. Nach
einigen Minuten schneidet man an den Seitenwänden und an der
Rückwand die Zugöffnungen aus, nimmt die Muffel vom Modell
ab und brennt sie nach gehörigem Trocknen. Die Muffelblätter
werden in hölzernen Rahmen gestrichen. Bei Feststellung der

1) Polyt. Centralbl. 1864. S 1317.
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[86/0124] Probirgefässe von Thon. angeführten Ingredienzien noch einen Zusatz von gepochten Schmelztiegelscherben erhalten, ertragen 20—25 Güsse. c) Graphittiegel der Patent Plumbago Crucible Compag- nie 1) in London sind von sehr guter Qualität. Zu den corni- schen Zinnerzproben werden gute Graphittiegel (Taf. VI. Fig. 89) von Juleff in Redruth angefertigt. §. 40. Retorten und Röhren. Müssen bei Destillationen (S. 66) oder Sublimationen (S. 66) derartige Gefässe für wässrige Flüssigkeiten oder Gase undurchdringlich sein, so brennt man sie entweder bei einem weniger feuerbeständigen Thon so stark, dass sie fritten (Kolben und Retorten von Waldenburg in Sachsen), wo sie dann aber leichter springen, oder man versieht dieselben äusserlich mit einer Glasur von 1 Thl. Borax und 9 Theilen Lehm oder 2 Thln. Glas. Man trägt die mit Wasser zu einem steifen Brei angerührte Masse mittelst einer Bürste auf, lässt trocknen und schmilzt die Glasur in starker Glühhitze auf. Zur Erhöhung der Feuerbeständigkeit und Verhütung des Reissens beschlägt man die Retorten mit einer Composition von Thon, Quarzsand oder Chamotte und kurzzerschnittenen Adhärenz- mitteln (Kuhhaaren, Stroh, Schebe etc.) und lässt trocknen. Der Bauch der Retorten wird auf der Töpferscheibe ge- dreht und der besonders geformte Hals an diesen angesetzt. Röhren aus hessischem Thon wendet man z. B. in der Länge von 60 Cm. bei 42 Mm. äusserem und 22 Mm. innerem Durch- messer an. Müssen derartige Gefässe vollständig undurchdring- lich sein, so nimmt man dieselben unter Umständen von Por- zellan oder Glas. §. 41. Muffeln. Diese bestehen aus dem eigentlichen Muffel- gewölbe und dem Muffelblatt (S. 41), müssen den Temperatur- wechsel gut vertragen und möglichst feuerbeständig sein. Man stellt ersteres auf die Weise her, dass man aus einem Thonballen ein Blatt ausschneidet, dieses über ein der Muffel in Form und Grösse gleichendes, etwas mit Fett bestrichenes Holzmodell (Stock) legt, an die Rückwand des Modells ein zweites Thonblatt drückt und beide an den Berührungspuncten gut verbindet. Nach einigen Minuten schneidet man an den Seitenwänden und an der Rückwand die Zugöffnungen aus, nimmt die Muffel vom Modell ab und brennt sie nach gehörigem Trocknen. Die Muffelblätter werden in hölzernen Rahmen gestrichen. Bei Feststellung der 1) Polyt. Centralbl. 1864. S 1317.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/124>, abgerufen am 26.11.2024.