Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.von dem Erdtboden/ so offt er von gewisser Sorten deß Wetters handelt: Der Himmel allein vervrsachet nichts als den Antrieb der Geistischen art in dieser nidern Welt/ oder in der Erdenkugel/ daß sie aufftreibt was sie hat vnd findet. Nun kan dem Astrologo sein Praesumption fehlen. Dann die jnnerliche verenderung deß Erdtbodens an feuchte vnd trückene/ wird nit allein vom Himmel regiert/ sie hat jhren absönderlichen vmbgang/ wie es die erfahrung mitbringt. Solt es aber drümb nicht seyn/ daß ein Astrologus dannoch so viel versiehet/ wann vnd welchen Tagen es wittern werde? Jch weiß zwar nit was es vom künfftigen 28. April biß 17. May für wetter seyn werde/ dann ich hab zwo vnterschiedliche vermuhtungen von dem Erdtboden/ die eine ist diese/ daß es gemeinglich zu dieser Jahreszeit auff den Gebürgen noch viel Schnee hat/ dahero die Winde/ wann sie auffgetrieben werden/ pflegen kalt zu seyn: Die andere ist diese/ daß es sich ansehen läst/ als solte der Mertz wegen weniger Aspecten ziemlich schön sein/ vnd also die Wärme sich etlicher massen erholen/ darauff dann der April biß fast vmb den 19. viel aspecte hat/ die vielleicht den Schnee in Gebürgen mit stättigem Regen wol abtreiben können werden/ daß es hernach bis zu endt Aprilis schön Wetter geben mag. Wann ich aber wüste/ welches auß diesen beyden geschehen würde/ köndte ich hernach im Mayen darauff bauwen. Als zum Exempel/ laß es seyn was zu erst gesetzt/ so wolte ich im Mayen rauhe kalte Lüffte/ vnnd ein vngeschlacht kalt Regenwetter setzen. Ob aber schon diß vngewiß/ so ist doch diß gewiß/ daß das Wetter diese bestimbte Zeit nach Gelegenheit deß Erdtbodens sehr vnruhig/ vnd nicht schön seyn werde. Gleiches zusagen vom 3. biß in 15. Junij/ sonderlich den 12. 13. 14. Junii. Es kan viel Regen geben/ es kan auch nur vngestümmen Windt/ oder Donnerwetter geben/ nach dem das Erdtrich seyn wird: still wird es nicht zugehen. Diß Stückwerk ist nicht zu verwerffen/ wer weiß/ es mag noch einmal zu grossem Nutzen kommen. Wann ich zu schiffen hette/ vnd köndte ohne Versäumnuß meiner Sachen einen Tag oder viertzehen am Portu bleiben/ warvmb wolte ich nicht lieber nach dem 17. May die Segel fliehen lassen/ dann zuvor/ weil vngestümme Aspectus zuvor fürhanden. Hat S. Paulus den Winter gescheuwet/ vnd die Schiffahrt widerrahten/ warvmb wolte ich nicht auch ein Winterige vngestümme constitutionem scheuwen vmb den 12. 13. 14. Junii. LXII. Damit ich aber D. Feselio allen Verdacht der vngewissen Experientz halben benemme/ wil ich mir selber eynwerffen. Dann es die Frage/ ob auch die Astronomia so gewiß, daß man zu den Aspecten Kiiijr
von dem Erdtboden/ so offt er von gewisser Sorten deß Wetters handelt: Der Himmel allein vervrsachet nichts als den Antrieb der Geistischen art in dieser nidern Welt/ oder in der Erdenkugel/ daß sie aufftreibt was sie hat vnd findet. Nun kan dem Astrologo sein Praesumption fehlen. Dann die jnnerliche verenderung deß Erdtbodens an feuchte vnd trückene/ wird nit allein vom Himmel regiert/ sie hat jhren absönderlichen vmbgang/ wie es die erfahrung mitbringt. Solt es aber drümb nicht seyn/ daß ein Astrologus dannoch so viel versiehet/ wann vnd welchen Tagen es wittern werde? Jch weiß zwar nit was es vom künfftigen 28. April biß 17. May für wetter seyn werde/ dann ich hab zwo vnterschiedliche vermuhtungen von dem Erdtboden/ die eine ist diese/ daß es gemeinglich zu dieser Jahreszeit auff den Gebürgen noch viel Schnee hat/ dahero die Winde/ wann sie auffgetrieben werden/ pflegen kalt zu seyn: Die andere ist diese/ daß es sich ansehen läst/ als solte der Mertz wegen weniger Aspecten ziemlich schön sein/ vnd also die Wärme sich etlicher massen erholen/ darauff dann der April biß fast vmb den 19. viel aspecte hat/ die vielleicht den Schnee in Gebürgen mit stättigem Regen wol abtreiben können werden/ daß es hernach bis zu endt Aprilis schön Wetter geben mag. Wann ich aber wüste/ welches auß diesen beyden geschehen würde/ köndte ich hernach im Mayen darauff bauwen. Als zum Exempel/ laß es seyn was zu erst gesetzt/ so wolte ich im Mayen rauhe kalte Lüffte/ vnnd ein vngeschlacht kalt Regenwetter setzen. Ob aber schon diß vngewiß/ so ist doch diß gewiß/ daß das Wetter diese bestimbte Zeit nach Gelegenheit deß Erdtbodens sehr vnruhig/ vnd nicht schön seyn werde. Gleiches zusagen vom 3. biß in 15. Junij/ sonderlich den 12. 13. 14. Junii. Es kan viel Regen geben/ es kan auch nur vngestümmen Windt/ oder Donnerwetter geben/ nach dem das Erdtrich seyn wird: still wird es nicht zugehen. Diß Stückwerk ist nicht zu verwerffen/ wer weiß/ es mag noch einmal zu grossem Nutzen kommen. Wann ich zu schiffen hette/ vnd köndte ohne Versäumnuß meiner Sachen einen Tag oder viertzehen am Portu bleiben/ warvmb wolte ich nicht lieber nach dem 17. May die Segel fliehen lassen/ dann zuvor/ weil vngestümme Aspectus zuvor fürhanden. Hat S. Paulus den Winter gescheuwet/ vnd die Schiffahrt widerrahten/ warvmb wolte ich nicht auch ein Winterige vngestümme constitutionem scheuwen vmb den 12. 13. 14. Junii. LXII. Damit ich aber D. Feselio allen Verdacht der vngewissen Experientz halben benemme/ wil ich mir selber eynwerffen. Dann es die Frage/ ob auch die Astronomia so gewiß, daß man zu den Aspecten Kiiijr
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Jch weiß zwar nit was es vom künfftigen 28. April biß 17. May für wetter seyn werde/ dann ich hab zwo vnterschiedliche vermuhtungen von dem Erdtboden/ die eine ist diese/ daß es gemeinglich zu dieser Jahreszeit auff den Gebürgen noch viel Schnee hat/ dahero die Winde/ wann sie auffgetrieben werden/ pflegen kalt zu seyn: Die andere ist diese/ daß es sich ansehen läst/ als solte der Mertz wegen weniger Aspecten ziemlich schön sein/ vnd also die Wärme sich etlicher massen erholen/ darauff dann der April biß fast vmb den 19. viel aspecte hat/ die vielleicht den Schnee in Gebürgen mit stättigem Regen wol abtreiben können werden/ daß es hernach bis zu endt Aprilis schön Wetter geben mag. Wann ich aber wüste/ welches auß diesen beyden geschehen würde/ köndte ich hernach im Mayen darauff bauwen. Als zum Exempel/ laß es seyn was zu erst gesetzt/ so wolte ich im Mayen rauhe kalte Lüffte/ vnnd ein vngeschlacht kalt Regenwetter setzen. Ob aber schon diß vngewiß/ so ist doch diß gewiß/ daß das Wetter diese bestimbte Zeit nach Gelegenheit deß Erdtbodens sehr vnruhig/ vnd nicht schön seyn werde.
Gleiches zusagen vom 3. biß in 15. Junij/ sonderlich den 12. 13. 14. Junii. Es kan viel Regen geben/ es kan auch nur vngestümmen Windt/ oder Donnerwetter geben/ nach dem das Erdtrich seyn wird: still wird es nicht zugehen.
Diß Stückwerk ist nicht zu verwerffen/ wer weiß/ es mag noch einmal zu grossem Nutzen kommen. Wann ich zu schiffen hette/ vnd köndte ohne Versäumnuß meiner Sachen einen Tag oder viertzehen am Portu bleiben/ warvmb wolte ich nicht lieber nach dem 17. May die Segel fliehen lassen/ dann zuvor/ weil vngestümme Aspectus zuvor fürhanden. Hat S. Paulus den Winter gescheuwet/ vnd die Schiffahrt widerrahten/ warvmb wolte ich nicht auch ein Winterige vngestümme constitutionem scheuwen vmb den 12. 13. 14. Junii.
LXII.
Damit ich aber D. Feselio allen Verdacht der vngewissen Experientz halben benemme/ wil ich mir selber eynwerffen. Dann es die Frage/ ob auch die Astronomia so gewiß, daß man zu den Aspecten
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Zitationshilfe: | Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Kiiijr]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/98>, abgerufen am 27.07.2024. |