Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.nicht vollkommlich erlernen/ damit er ohn zweiffel die Astrologiam weyt weyt vnter die Medicinam hervnter gesetzt haben wil: Führet zum Zeugen eyn/ erstlich Aristotelem de coelo lib. 2. cap. 3. Er thut aber dem guten Herrn Gewalt/ vnnd zeucht jhn beym Mantel mit jhme zu gehen/ da doch sein Weg gar auff ein anders Ort zugehet. Dann ich Aristoteli vnd Feselio geständig bin/ daß wir viel besser wissen/ wie es allhie mit vnserm Erdtboden beschaffen/ als wie es mit den himmelischen leuchtenden Kugeln eine Gelegenheit habe/ verstehe/ ob auch lebendige Creaturen in denselbigen/ so wol als auff dieser Erden Kugel sich auffhalten/ vnnd was es für Thier seyn müssen: Jtem/ ob solche Kugeln gemacht seyen von einer festen Matery wie ein Stein/ oder von einer flüssigen/ wie Wasser: ob sie durchleuchtig wie ein Crystall/ oder finster wie ein leymen Kloß: ob sie ein Nebel/ eine Wolcke/ ein Feuwerflamme: ob sie grün/ schwartz oder roht an der Farbe. Diese Stücke/ sage ich/ seyndt gantz schwehr wegen der vnbegreifflichen Höhe: ist wahr/ aber doch seynd sie nicht allerdings vnmüglich: dann Aristoteles selber macht sich am selbigen Ort darhinder/ dieselbige Dinge zu ergründen/ vnnd hat nicht gar nichts außgerichtet: Dann man auch deroselben Zufälle nicht gantz vnnd gar nicht vernemmen kan/ sondern diß ist allein wahr/ daß dessen/ so man darvon mit eusserlichen Sinnen vernimbt/ wenig sey/ gegen dem jenigen zu rechnen/ was vns vnsere fünff Sinne von einem Kraut oder Thier berichten/ vnnd zu verstehen geben. Daß aber darvmb deß Menschens Verstandt auß dem jenigen was die Augen jhn von dem Himmel berichten/ nichts gründtlichers abnemmen köndte/ wirdt nicht zu erweisen seyn. Zum Vberfluß gebe ichs also zu bedencken/ wann die Sterne nur allein im Himmel blieben/ vnnd wir hie auff Erden/ vnnd also sie vns gantz vnnd gar keine Bottschafft herunter thäten/ so were es verlohren: Wann sie schon alle menschliche Händel trieben vnnd walteten/ so würden wir doch nicht wissen/ woher es käme/ sondern wir würden bey dieser generali notitia bleiben Er
nicht vollkommlich erlernen/ damit er ohn zweiffel die Astrologiam weyt weyt vnter die Medicinam hervnter gesetzt haben wil: Führet zum Zeugen eyn/ erstlich Aristotelem de coelo lib. 2. cap. 3. Er thut aber dem guten Herrn Gewalt/ vnnd zeucht jhn beym Mantel mit jhme zu gehen/ da doch sein Weg gar auff ein anders Ort zugehet. Dann ich Aristoteli vnd Feselio geständig bin/ daß wir viel besser wissen/ wie es allhie mit vnserm Erdtboden beschaffen/ als wie es mit den himmelischen leuchtenden Kugeln eine Gelegenheit habe/ verstehe/ ob auch lebendige Creaturen in denselbigen/ so wol als auff dieser Erden Kugel sich auffhalten/ vnnd was es für Thier seyn müssen: Jtem/ ob solche Kugeln gemacht seyen von einer festen Matery wie ein Stein/ oder von einer flüssigen/ wie Wasser: ob sie durchleuchtig wie ein Crystall/ oder finster wie ein leymen Kloß: ob sie ein Nebel/ eine Wolcke/ ein Feuwerflamme: ob sie grün/ schwartz oder roht an der Farbe. Diese Stücke/ sage ich/ seyndt gantz schwehr wegen der vnbegreifflichen Höhe: ist wahr/ aber doch seynd sie nicht allerdings vnmüglich: dann Aristoteles selber macht sich am selbigen Ort darhinder/ dieselbige Dinge zu ergründen/ vnnd hat nicht gar nichts außgerichtet: Dann man auch deroselben Zufälle nicht gantz vnnd gar nicht vernemmen kan/ sondern diß ist allein wahr/ daß dessen/ so man darvon mit eusserlichen Sinnen vernimbt/ wenig sey/ gegen dem jenigen zu rechnen/ was vns vnsere fünff Sinne von einem Kraut oder Thier berichten/ vnnd zu verstehen geben. Daß aber darvmb deß Menschens Verstandt auß dem jenigen was die Augen jhn von dem Himmel berichten/ nichts gründtlichers abnemmen köndte/ wirdt nicht zu erweisen seyn. Zum Vberfluß gebe ichs also zu bedencken/ wann die Sterne nur allein im Himmel blieben/ vnnd wir hie auff Erden/ vnnd also sie vns gantz vnnd gar keine Bottschafft herunter thäten/ so were es verlohren: Wann sie schon alle menschliche Händel trieben vnnd walteten/ so würden wir doch nicht wissen/ woher es käme/ sondern wir würden bey dieser generali notitia bleiben Er
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nicht vollkommlich erlernen/ damit er ohn zweiffel die Astrologiam weyt weyt vnter die Medicinam hervnter gesetzt haben wil: Führet zum Zeugen eyn/ erstlich Aristotelem de coelo lib. 2. cap. 3.
Er thut aber dem guten Herrn Gewalt/ vnnd zeucht jhn beym Mantel mit jhme zu gehen/ da doch sein Weg gar auff ein anders Ort zugehet. Dann ich Aristoteli vnd Feselio geständig bin/ daß wir viel besser wissen/ wie es allhie mit vnserm Erdtboden beschaffen/ als wie es mit den himmelischen leuchtenden Kugeln eine Gelegenheit habe/ verstehe/ ob auch lebendige Creaturen in denselbigen/ so wol als auff dieser Erden Kugel sich auffhalten/ vnnd was es für Thier seyn müssen: Jtem/ ob solche Kugeln gemacht seyen von einer festen Matery wie ein Stein/ oder von einer flüssigen/ wie Wasser: ob sie durchleuchtig wie ein Crystall/ oder finster wie ein leymen Kloß: ob sie ein Nebel/ eine Wolcke/ ein Feuwerflamme: ob sie grün/ schwartz oder roht an der Farbe. Diese Stücke/ sage ich/ seyndt gantz schwehr wegen der vnbegreifflichen Höhe: ist wahr/ aber doch seynd sie nicht allerdings vnmüglich: dann Aristoteles selber macht sich am selbigen Ort darhinder/ dieselbige Dinge zu ergründen/ vnnd hat nicht gar nichts außgerichtet: Dann man auch deroselben Zufälle nicht gantz vnnd gar nicht vernemmen kan/ sondern diß ist allein wahr/ daß dessen/ so man darvon mit eusserlichen Sinnen vernimbt/ wenig sey/ gegen dem jenigen zu rechnen/ was vns vnsere fünff Sinne von einem Kraut oder Thier berichten/ vnnd zu verstehen geben. Daß aber darvmb deß Menschens Verstandt auß dem jenigen was die Augen jhn von dem Himmel berichten/ nichts gründtlichers abnemmen köndte/ wirdt nicht zu erweisen seyn.
Zum Vberfluß gebe ichs also zu bedencken/ wann die Sterne nur allein im Himmel blieben/ vnnd wir hie auff Erden/ vnnd also sie vns gantz vnnd gar keine Bottschafft herunter thäten/ so were es verlohren: Wann sie schon alle menschliche Händel trieben vnnd walteten/ so würden wir doch nicht wissen/ woher es käme/ sondern wir würden bey dieser generali notitia bleiben
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(2013-11-19T13:21:53Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-19T13:21:53Z)
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Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-19T13:21:53Z)
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Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1))
(2013-12-10T14:15:34Z)
Weitere Informationen:Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.
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