Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite

Wann dann die Mittelmaaß fürhanden/ so fraget sichs/ weil der Planeten (auß andern principiis in meinem Mysterio eyngeführet) fünff seyn sollen/ ob es schöner/ daß sie alle einander gleich/ vnd die Mittelmaß haben sollen: oder ob ein Vnterscheidt seyn solle ? Da antworte ich auß dem weisen Mann Sprach: Es ist immer zwey gegen zwey/ vnd eins gegen eins: vnd hieran siehet man die Weißheit Gottes. Wie nun die Zierdt dieser nideren Welt bestehet in dem vnzahlbaren Vnterscheidt vnd Widerwärtigkeit der Kräutter vnnd Thiere/ also ist auch von den himmlischen Liechtern viel gläublicher/ daß sie mit den gradibus qualitatum vnterscheiden seyn sollen.

Weytter fragt es sich/ wann dann einem Planeten die mittelmaß der Qualiteten zugelegt wirdt/ ob dann die vbrige alle nur auff eine Seitten/ das ist/ auff die geringere/ oder auff die mehrere Maaß abweichen oder sich auff beyde Seitten außtheilen sollen? Da wirdt abermal ein vernünfftiger schliessen/ daß die Mittelmaaß nicht besser köndte erkläret oder herauß gestriechen werden/ als wann nicht allein das wenigere/ sondern auch das mehrere darneben gehalten werde. Folgt derhalben abermal/ daß die vbrige Planeten sich vmb die Mittelmaaß hervmb finden/ vnd zu beyden Seiten außtheilen sollen.

Also haben wir nun gefvnden auß zweyen principiis sechs Vnterscheidt/ den Vberschuß an Wärm vnnd an Feuchte/ die Mittelmaaß an beyden/ vnd den Abgang an beyden.

Weil dann die Sonne einig ist/ vnd nur formalis, nichts dann Liecht/ die nichts thut dann wärmen: der Mond auch einig/ vnnd nur materialisch/ der nichts thut dann befeuchten: so schickt sichs fein/ daß die vbrige fünff beydes miteinander seyen/ durch ihr eygnes Liecht wärmen/ vnd darneben obbeschriebener massen auch befeuchtigen.

So last vns nun sehen/ wie wir auß zusammensetzung der obern sechs Sachen fünff Eygenschafften finden.

Weil dann jede Qualitet drey gradus hat/ vnd allwegen beyde Qualiteten in einem Planeten bey einander seynd/ so betrachte nun die Proportzen zweyer Qualiteten gegeneinander/ wie viel derselbigen seyn köndten: da wirst du finden/ mehr nicht dann drey. Dann die

Dijr

Wann dann die Mittelmaaß fürhanden/ so fraget sichs/ weil der Planeten (auß andern principiis in meinem Mysterio eyngeführet) fünff seyn sollen/ ob es schöner/ daß sie alle einander gleich/ vnd die Mittelmaß haben sollen: oder ob ein Vnterscheidt seyn solle ? Da antworte ich auß dem weisen Mann Sprach: Es ist immer zwey gegen zwey/ vnd eins gegen eins: vnd hieran siehet man die Weißheit Gottes. Wie nun die Zierdt dieser nideren Welt bestehet in dem vnzahlbaren Vnterscheidt vnd Widerwärtigkeit der Kräutter vnnd Thiere/ also ist auch von den himmlischen Liechtern viel gläublicher/ daß sie mit den gradibus qualitatum vnterscheiden seyn sollen.

Weytter fragt es sich/ wann dann einem Planeten die mittelmaß der Qualiteten zugelegt wirdt/ ob dann die vbrige alle nur auff eine Seitten/ das ist/ auff die geringere/ oder auff die mehrere Maaß abweichen oder sich auff beyde Seitten außtheilen sollen? Da wirdt abermal ein vernünfftiger schliessen/ daß die Mittelmaaß nicht besser köndte erkläret oder herauß gestriechen werden/ als wann nicht allein das wenigere/ sondern auch das mehrere darneben gehalten werde. Folgt derhalben abermal/ daß die vbrige Planeten sich vmb die Mittelmaaß hervmb finden/ vnd zu beyden Seiten außtheilen sollen.

Also haben wir nun gefvnden auß zweyen principiis sechs Vnterscheidt/ den Vberschuß an Wärm vnnd an Feuchte/ die Mittelmaaß an beyden/ vnd den Abgang an beyden.

Weil dann die Sonne einig ist/ vnd nur formalis, nichts dann Liecht/ die nichts thut dann wärmen: der Mond auch einig/ vnnd nur materialisch/ der nichts thut dann befeuchten: so schickt sichs fein/ daß die vbrige fünff beydes miteinander seyen/ durch ihr eygnes Liecht wärmen/ vnd darneben obbeschriebener massen auch befeuchtigen.

So last vns nun sehen/ wie wir auß zusammensetzung der obern sechs Sachen fünff Eygenschafften finden.

Weil dann jede Qualitet drey gradus hat/ vnd allwegen beyde Qualiteten in einem Planeten bey einander seynd/ so betrachte nun die Proportzen zweyer Qualiteten gegeneinander/ wie viel derselbigen seyn köndten: da wirst du finden/ mehr nicht dann drey. Dann die

Dijr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0046" n="[Dijr]"/>
          <p> Wann dann die Mittelmaaß fürhanden/ so fraget sichs/ weil der Planeten (auß andern <hi rendition="#aq">principiis </hi>in meinem <hi rendition="#aq">Mysterio
             </hi>eyngeführet) fünff seyn sollen/ ob es schöner/ daß sie alle einander gleich/ vnd
             die Mittelmaß haben sollen: oder ob ein Vnterscheidt seyn solle ? Da antworte ich auß
             dem weisen Mann Sprach: Es ist immer zwey gegen zwey/ vnd eins gegen eins: vnd hieran
             siehet man die Weißheit Gottes. Wie nun die Zierdt dieser nideren Welt bestehet in dem
             vnzahlbaren Vnterscheidt vnd Widerwärtigkeit der Kräutter vnnd Thiere/ also ist auch von
             den himmlischen Liechtern viel gläublicher/ daß sie mit den <hi rendition="#aq">gradibus
               qualitatum</hi> vnterscheiden seyn sollen. </p>
          <p> Weytter fragt es sich/ wann dann einem Planeten die mittelmaß der Qualiteten zugelegt
             wirdt/ ob dann die vbrige alle nur auff eine Seitten/ das ist/ auff die geringere/ oder
             auff die mehrere Maaß abweichen oder sich auff beyde Seitten außtheilen sollen? Da wirdt
             abermal ein vernünfftiger schliessen/ daß die Mittelmaaß nicht besser köndte erkläret
             oder herauß gestriechen werden/ als wann nicht allein das wenigere/ sondern auch das
             mehrere darneben gehalten werde. Folgt derhalben abermal/ daß die vbrige Planeten sich
             vmb die Mittelmaaß hervmb finden/ vnd zu beyden Seiten außtheilen sollen. </p>
          <p> Also haben wir nun gefvnden auß zweyen <hi rendition="#aq">principiis </hi>sechs
             Vnterscheidt/ den Vberschuß an Wärm vnnd an Feuchte/ die Mittelmaaß an beyden/ vnd den
             Abgang an beyden. </p>
          <p> Weil dann die Sonne einig ist/ vnd nur <hi rendition="#aq">formalis</hi>, nichts dann
             Liecht/ die nichts thut dann wärmen: der Mond auch einig/ vnnd nur materialisch/ der
             nichts thut dann befeuchten: so schickt sichs fein/ daß die vbrige fünff beydes
             miteinander seyen/ durch ihr eygnes Liecht wärmen/ vnd darneben obbeschriebener massen
             auch befeuchtigen. </p>
          <p> So last vns nun sehen/ wie wir auß zusammensetzung der obern sechs Sachen fünff
             Eygenschafften finden. </p>
          <p> Weil dann jede Qualitet drey <hi rendition="#aq">gradus </hi>hat/ vnd allwegen beyde
             Qualiteten in einem Planeten bey einander seynd/ so betrachte nun die Proportzen zweyer
             Qualiteten gegeneinander/ wie viel derselbigen seyn köndten: da wirst du finden/ mehr
             nicht dann drey. Dann die
             <fw type="sig" place="bottom">Dijr</fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Dijr]/0046] Wann dann die Mittelmaaß fürhanden/ so fraget sichs/ weil der Planeten (auß andern principiis in meinem Mysterio eyngeführet) fünff seyn sollen/ ob es schöner/ daß sie alle einander gleich/ vnd die Mittelmaß haben sollen: oder ob ein Vnterscheidt seyn solle ? Da antworte ich auß dem weisen Mann Sprach: Es ist immer zwey gegen zwey/ vnd eins gegen eins: vnd hieran siehet man die Weißheit Gottes. Wie nun die Zierdt dieser nideren Welt bestehet in dem vnzahlbaren Vnterscheidt vnd Widerwärtigkeit der Kräutter vnnd Thiere/ also ist auch von den himmlischen Liechtern viel gläublicher/ daß sie mit den gradibus qualitatum vnterscheiden seyn sollen. Weytter fragt es sich/ wann dann einem Planeten die mittelmaß der Qualiteten zugelegt wirdt/ ob dann die vbrige alle nur auff eine Seitten/ das ist/ auff die geringere/ oder auff die mehrere Maaß abweichen oder sich auff beyde Seitten außtheilen sollen? Da wirdt abermal ein vernünfftiger schliessen/ daß die Mittelmaaß nicht besser köndte erkläret oder herauß gestriechen werden/ als wann nicht allein das wenigere/ sondern auch das mehrere darneben gehalten werde. Folgt derhalben abermal/ daß die vbrige Planeten sich vmb die Mittelmaaß hervmb finden/ vnd zu beyden Seiten außtheilen sollen. Also haben wir nun gefvnden auß zweyen principiis sechs Vnterscheidt/ den Vberschuß an Wärm vnnd an Feuchte/ die Mittelmaaß an beyden/ vnd den Abgang an beyden. Weil dann die Sonne einig ist/ vnd nur formalis, nichts dann Liecht/ die nichts thut dann wärmen: der Mond auch einig/ vnnd nur materialisch/ der nichts thut dann befeuchten: so schickt sichs fein/ daß die vbrige fünff beydes miteinander seyen/ durch ihr eygnes Liecht wärmen/ vnd darneben obbeschriebener massen auch befeuchtigen. So last vns nun sehen/ wie wir auß zusammensetzung der obern sechs Sachen fünff Eygenschafften finden. Weil dann jede Qualitet drey gradus hat/ vnd allwegen beyde Qualiteten in einem Planeten bey einander seynd/ so betrachte nun die Proportzen zweyer Qualiteten gegeneinander/ wie viel derselbigen seyn köndten: da wirst du finden/ mehr nicht dann drey. Dann die Dijr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/46
Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Dijr]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/46>, abgerufen am 23.11.2024.