Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.nicht gleich ein Fabel oder Lügen/ daß einer vor dem andern ein geschicktere oder vngeschicktere Natur gewinne/ nachdem er vnter einer Configuration oder Zeichen geboren. num. 65. Buler zwar/ oder weise Leute werden vom Himmel allein nit erzogen/ sondern durch böse Gesellschafft vnnd fleissiges auffmercken auff der Welt Lauff. Gleich wie aber ein guter oder harter Kopff zur Weißheit/ ein schamhaffte oder muhtwillige Natur zur Bulerey fürschub thut/ also thut es auch der Himmel. Vrsach/ weil es nicht mehr der Himmel selbst/ sondern sein character ist in deß Menschen Seel vnd Temperament drinnen steckend. Wie droben num. 65 erkläret. CIII. Vnter einem gewissen Planeten in sonderheit geboren seyn/ halte ich ein Stück auß den Astrologischen Aberglauben/ die mit den dominationibus Planetarum super domos et super genituram vmbgehen/ vnd jhr Spiel damit treiben: Aber dannoch seyndt etliche Natiuiteten/ die eine wolgeschickte läuffige Natur vervrsachen/ ob es drvmb nicht eben von deß Mercurii wegen ein Kauffmann seyn muß: dann das genus vitae steht nächst seiner general inclination zu seinem oder der seinigen freyem Willen. CIV. So ist auch nicht gläublich/ daß man auß der Natiuitet sehen könne/ wie es einem allerdings ergehen werde. Dann ob wol gemeiniglich ein jeder seines Glücks eygener Meister ist/ so vberhäupt dahin zu schreiben: so seynd doch vielmehr zufällige Vrsachen/ dann nur der Himmel/ oder nur deß Menschen Gemüht vnd Sitten/ deren jede für sich selbst ein Gewirr in deß Menschen zustandt machen/ vnd denselben verkehren kan. Doch behält allweg der himmlische in die Natur eyngepflantzte character den Zügel in genere in der Handt/ gleich wie Gott in vltimis et indiuiduis, euentibus, eorumque mirabili coaptatione, da alles endtlich den Weg hinauß gerahten muß/ welchen er für den besten erkennet. Piijr
nicht gleich ein Fabel oder Lügen/ daß einer vor dem andern ein geschicktere oder vngeschicktere Natur gewinne/ nachdem er vnter einer Configuration oder Zeichen geboren. num. 65. Buler zwar/ oder weise Leute werden vom Himmel allein nit erzogen/ sondern durch böse Gesellschafft vnnd fleissiges auffmercken auff der Welt Lauff. Gleich wie aber ein guter oder harter Kopff zur Weißheit/ ein schamhaffte oder muhtwillige Natur zur Bulerey fürschub thut/ also thut es auch der Himmel. Vrsach/ weil es nicht mehr der Himmel selbst/ sondern sein character ist in deß Menschen Seel vnd Temperament drinnen steckend. Wie droben num. 65 erkläret. CIII. Vnter einem gewissen Planeten in sonderheit geboren seyn/ halte ich ein Stück auß den Astrologischen Aberglauben/ die mit den dominationibus Planetarum super domos et super genituram vmbgehen/ vnd jhr Spiel damit treiben: Aber dannoch seyndt etliche Natiuiteten/ die eine wolgeschickte läuffige Natur vervrsachen/ ob es drvmb nicht eben von deß Mercurii wegen ein Kauffmann seyn muß: dann das genus vitae steht nächst seiner general inclination zu seinem oder der seinigen freyem Willen. CIV. So ist auch nicht gläublich/ daß man auß der Natiuitet sehen könne/ wie es einem allerdings ergehen werde. Dann ob wol gemeiniglich ein jeder seines Glücks eygener Meister ist/ so vberhäupt dahin zu schreiben: so seynd doch vielmehr zufällige Vrsachen/ dann nur der Himmel/ oder nur deß Menschen Gemüht vnd Sitten/ deren jede für sich selbst ein Gewirr in deß Menschen zustandt machen/ vnd denselben verkehren kan. Doch behält allweg der himmlische in die Natur eyngepflantzte character den Zügel in genere in der Handt/ gleich wie Gott in vltimis et indiuiduis, euentibus, eorumque mirabili coaptatione, da alles endtlich den Weg hinauß gerahten muß/ welchen er für den besten erkennet. Piijr
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nicht gleich ein Fabel oder Lügen/ daß einer vor dem andern ein geschicktere oder vngeschicktere Natur gewinne/ nachdem er vnter einer Configuration oder Zeichen geboren. num. 65.
Buler zwar/ oder weise Leute werden vom Himmel allein nit erzogen/ sondern durch böse Gesellschafft vnnd fleissiges auffmercken auff der Welt Lauff. Gleich wie aber ein guter oder harter Kopff zur Weißheit/ ein schamhaffte oder muhtwillige Natur zur Bulerey fürschub thut/ also thut es auch der Himmel. Vrsach/ weil es nicht mehr der Himmel selbst/ sondern sein character ist in deß Menschen Seel vnd Temperament drinnen steckend. Wie droben num. 65 erkläret.
CIII.
Vnter einem gewissen Planeten in sonderheit geboren seyn/ halte ich ein Stück auß den Astrologischen Aberglauben/ die mit den dominationibus Planetarum super domos et super genituram vmbgehen/ vnd jhr Spiel damit treiben: Aber dannoch seyndt etliche Natiuiteten/ die eine wolgeschickte läuffige Natur vervrsachen/ ob es drvmb nicht eben von deß Mercurii wegen ein Kauffmann seyn muß: dann das genus vitae steht nächst seiner general inclination zu seinem oder der seinigen freyem Willen.
CIV.
So ist auch nicht gläublich/ daß man auß der Natiuitet sehen könne/ wie es einem allerdings ergehen werde. Dann ob wol gemeiniglich ein jeder seines Glücks eygener Meister ist/ so vberhäupt dahin zu schreiben: so seynd doch vielmehr zufällige Vrsachen/ dann nur der Himmel/ oder nur deß Menschen Gemüht vnd Sitten/ deren jede für sich selbst ein Gewirr in deß Menschen zustandt machen/ vnd denselben verkehren kan.
Doch behält allweg der himmlische in die Natur eyngepflantzte character den Zügel in genere in der Handt/ gleich wie Gott in vltimis et indiuiduis, euentibus, eorumque mirabili coaptatione, da alles endtlich den Weg hinauß gerahten muß/ welchen er für den besten erkennet.
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Zitationshilfe: | Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Piijr]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/136>, abgerufen am 30.07.2024. |