Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609.Himmlisches accidens des Liechtes an sich nehme: gedencke derowegen/ Ob es materialiter der Sonnen verwandt/ vnd derowegen ein jede Seel im Leib etwas Himmlisches außhecke/ wie die Sonn in der grossen Welt ist. Das der Himmel selber das viert Element, oder vnserm jrrdischen Fewr verwand sey/ kan ich nit glauben: allein wann D. Röslin mit den Theophrastisten redet (wie ich weiß) die ein Element nennen/ warinnen etliche Creaturen, als in jrem approprijrten Corpore wohnen: so gewint der Himmel/ vnd verleurt das Fewer. Sonsten kan ich den Himmel nit zu den vbrigen dreyen zehlen. Dann Erd/ Wasser vnnd Lufft/ seind einander also verwandt/ das sie einander corporali facultate anziehen/ zusammen begehren/ vnd in einem globo aneinander hangen: das thut die Himmlische lufft gar nit: Wie dann D. Röslin auch erinnert/ quod tota essentia differat.. Es ist aber vbel gezehlt: Der Fisch/ eins: die faiste/ zwey: die schuppen/ drey: das Meer/ viere. Folio L iij. b. D. Röslin. Keppler helt vnrecht/ der Lufft eigne qualitas sey die Wärme. Keppler. Jch red ex sententia Aristotelis, vnd deren/ die dise qualiteten vnder die Himmlische Zaichen außgetheilet. Für mein Person halt ich alle vnd jede Materialische sachen/ so fern sie von keiner Seel informiert oder außgeheckt seind/ actu et potentia kalt/ tod vnd schwer/ darauß folgt/ das wo der materien mehr (als nemblich in der Erden/ darnach im Wasser) das an vnd für sich selbst alda auch der kelte mehr/ vnd also die lufft nit für sich selbst kelter sey dann die Erd/ sondern propter motum, durch wellichen sie auch stercker wird dann ein baum/ da sie doch sonst weichet. D. Rößlin. Die Feuchte ist im Wasser/ vnnd nit in der Lufft/ wie Kepplerus will. Keppler. Abermal red ich ex sententia Aristotelis, wie es mein fürhaben mitbringt. Sonsten weiß ich das Bodinus wol distinguirt inter fluiditatem (das ist Aristoteli definitio suae humiditatis, vnd bleibt der lufft) vnd inter humiditatem (die da bestehet in einer zächheit des fliessenden/ das es anhange vnd die poros beschliesse oder eindringe/ vnd jnnen anhange/ Himmlisches accidens des Liechtes an sich nehme: gedencke derowegen/ Ob es materialiter der Sonnen verwandt/ vnd derowegen ein jede Seel im Leib etwas Himmlisches außhecke/ wie die Sonn in der grossen Welt ist. Das der Himmel selber das viert Element, oder vnserm jrrdischen Fewr verwand sey/ kan ich nit glauben: allein wann D. Röslin mit den Theophrastisten redet (wie ich weiß) die ein Element nennen/ warinnen etliche Creaturen, als in jrem approprijrten Corpore wohnen: so gewint der Himmel/ vnd verleurt das Fewer. Sonsten kan ich den Himmel nit zu den vbrigen dreyen zehlen. Dann Erd/ Wasser vnnd Lufft/ seind einander also verwandt/ das sie einander corporali facultate anziehen/ zusammen begehren/ vnd in einem globo aneinander hangen: das thut die Himmlische lufft gar nit: Wie dann D. Röslin auch erinnert/ quod tota essentia differat.. Es ist aber vbel gezehlt: Der Fisch/ eins: die faiste/ zwey: die schuppen/ drey: das Meer/ viere. Folio L iij. b. D. Röslin. Keppler helt vnrecht/ der Lufft eigne qualitas sey die Wärme. Keppler. Jch red ex sententia Aristotelis, vnd deren/ die dise qualiteten vnder die Himmlische Zaichen außgetheilet. Für mein Person halt ich alle vnd jede Materialische sachen/ so fern sie von keiner Seel informiert oder außgeheckt seind/ actu et potentia kalt/ tod vnd schwer/ darauß folgt/ das wo der materien mehr (als nemblich in der Erden/ darnach im Wasser) das an vnd für sich selbst alda auch der kelte mehr/ vnd also die lufft nit für sich selbst kelter sey dann die Erd/ sondern propter motum, durch wellichen sie auch stercker wird dann ein baum/ da sie doch sonst weichet. D. Rößlin. Die Feuchte ist im Wasser/ vnnd nit in der Lufft/ wie Kepplerus will. Keppler. Abermal red ich ex sententia Aristotelis, wie es mein fürhaben mitbringt. Sonsten weiß ich das Bodinus wol distinguirt inter fluiditatem (das ist Aristoteli definitio suae humiditatis, vnd bleibt der lufft) vnd inter humiditatem (die da bestehet in einer zächheit des fliessenden/ das es anhange vnd die poros beschliesse oder eindringe/ vnd jnnen anhange/ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0066" n="[64]"/> Himmlisches <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">accidens</foreign></hi> des Liechtes an sich nehme: gedencke derowegen/ Ob es <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">materialiter</foreign></hi> der Sonnen verwandt/ vnd derowegen ein jede Seel im Leib etwas Himmlisches außhecke/ wie die Sonn in der grossen Welt ist. </p> <p>Das der Himmel selber das viert <hi rendition="#aq">Element</hi>, oder vnserm jrrdischen Fewr verwand sey/ kan ich nit glauben: allein wann D. 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Himmlisches accidens des Liechtes an sich nehme: gedencke derowegen/ Ob es materialiter der Sonnen verwandt/ vnd derowegen ein jede Seel im Leib etwas Himmlisches außhecke/ wie die Sonn in der grossen Welt ist.
Das der Himmel selber das viert Element, oder vnserm jrrdischen Fewr verwand sey/ kan ich nit glauben: allein wann D. Röslin mit den Theophrastisten redet (wie ich weiß) die ein Element nennen/ warinnen etliche Creaturen, als in jrem approprijrten Corpore wohnen: so gewint der Himmel/ vnd verleurt das Fewer. Sonsten kan ich den Himmel nit zu den vbrigen dreyen zehlen. Dann Erd/ Wasser vnnd Lufft/ seind einander also verwandt/ das sie einander corporali facultate anziehen/ zusammen begehren/ vnd in einem globo aneinander hangen: das thut die Himmlische lufft gar nit: Wie dann D. Röslin auch erinnert/ quod tota essentia differat.. Es ist aber vbel gezehlt: Der Fisch/ eins: die faiste/ zwey: die schuppen/ drey: das Meer/ viere.
Folio L iij. b. D. Röslin. Keppler helt vnrecht/ der Lufft eigne qualitas sey die Wärme.
Keppler. Jch red ex sententia Aristotelis, vnd deren/ die dise qualiteten vnder die Himmlische Zaichen außgetheilet. Für mein Person halt ich alle vnd jede Materialische sachen/ so fern sie von keiner Seel informiert oder außgeheckt seind/ actu et potentia kalt/ tod vnd schwer/ darauß folgt/ das wo der materien mehr (als nemblich in der Erden/ darnach im Wasser) das an vnd für sich selbst alda auch der kelte mehr/ vnd also die lufft nit für sich selbst kelter sey dann die Erd/ sondern propter motum, durch wellichen sie auch stercker wird dann ein baum/ da sie doch sonst weichet.
D. Rößlin. Die Feuchte ist im Wasser/ vnnd nit in der Lufft/ wie Kepplerus will.
Keppler. Abermal red ich ex sententia Aristotelis, wie es mein fürhaben mitbringt. Sonsten weiß ich das Bodinus wol distinguirt inter fluiditatem (das ist Aristoteli definitio suae humiditatis, vnd bleibt der lufft) vnd inter humiditatem (die da bestehet in einer zächheit des fliessenden/ das es anhange vnd die poros beschliesse oder eindringe/ vnd jnnen anhange/
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(2013-11-25T20:48:33Z)
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Irmtraud Neumeier: Bereitstellung der Texttranskription.
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Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription.
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Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition.
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SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate
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Weitere Informationen:Reste a corriger : figures astrologiques (p. 104), grec (pp. 114, 117, 134, 135) Bleibt noch zu korrigieren : astrologische Figuren (Seite 104 KGW), griechisch (Seite 114, 117, 134, 135). Die Transkription erfolgte nach den unter https://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Die Transkription beruht auf dem Abdruck des Textes in Max Caspar und Franz Hammer (Hg.): Johannes Kepler, Gesammelte Werke. München 1941 (= Kleinere Schriften 1601/1611, Bd. 4), S. 103–144.
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