Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609.Keppler. Gantz wol/ Es ist auch von mir nit zu stumpffieren gemaint/ sonder zum rechtmässigen fort helffen/ wie bishero villfältige meldung gethan: was aber hie sonderlich verächtlich lautten will/ ist zu einem andern zweck gerichtet/ wie bald folgen soll. Fol. G ij. a. D. Röslin. Jch gestehe gar nit/ das meine prognostica auß einem besondern Trib gehen. Jch kan einem die vrsachen für augen setzen. Keppler. So gestehe Jch nit/ das sie auß gnugsamen vrsachen gehen: müste derohalben folgen/ das sie per accidens waar worden wären/ sine providentia: das will aber ich nit reden/ sondern viel lieber glauben/ Herrn Dr. Röslins ratiocinatio sey also von Gott dirigirt worden/ das sich auch ohne gnugsame rationes schliessen müssen/ was geschehen sollen. Warlich in aller meiner wissenschafft von der Astrologia, waiß ich nit soviel gewishait/ das ich ein einige special sach (in massen D. Röslin vil Lande vnd sachen gar namhafft gemacht) cum fiducia, darumb es mir Fol. 210 maist zuthun gewest/ dürffte vorsagen. D. Rößlin. Rationibus pugnandum non Enthusiasmis. Keppler. Jch gestehe gern/ das D. Röslin vrsachen anziehe: die sag ich aber nit gnuegsam sein/ künfftige dinge also zu specificiern: vnd halte demnach dise rationes selber für Enthusiasticas, das ist Fol. 210 für interpretationem divinitus instinctam. Also hat Sutorius auch vrsachen eingeführt/ warum er vermeine/ das der Türckische Kayser Mahomet anno 1603 sterben werde/ vnnd sein Reich vndergehen. Da ist D. Röslin kommen/ vnd hat gesagt/ soliche vrsachen seien nit gnugsam/ vnd er glaubs nit/ so vil dise vrsachen belanget. Nu ist es mit der Person geschehen/ Er ist auff das vorgesagte Jahr gestorben. Da sage D. Röslin/ ob Sutorius diß vngefehr errathen/ oder instinctu divino: welliches er von Sutorio sagt/ das muß er selber auch haben. D. Röslin. Dise Kunst bestehet in artificiosis conjecturis: gehört aber vil darzu/ sonderlich dis fundament, das Gott ein Gott der Ordnung ist. Keppler. Gantz wol/ Es ist auch von mir nit zu stumpffieren gemaint/ sonder zum rechtmässigen fort helffen/ wie bishero villfältige meldung gethan: was aber hie sonderlich verächtlich lautten will/ ist zu einem andern zweck gerichtet/ wie bald folgen soll. Fol. G ij. a. D. Röslin. Jch gestehe gar nit/ das meine prognostica auß einem besondern Trib gehen. Jch kan einem die vrsachen für augen setzen. Keppler. So gestehe Jch nit/ das sie auß gnugsamen vrsachen gehen: müste derohalben folgen/ das sie per accidens waar worden wären/ sine providentia: das will aber ich nit reden/ sondern viel lieber glauben/ Herrn Dr. Röslins ratiocinatio sey also von Gott dirigirt worden/ das sich auch ohne gnugsame rationes schliessen müssen/ was geschehen sollen. Warlich in aller meiner wissenschafft von der Astrologia, waiß ich nit soviel gewishait/ das ich ein einige special sach (in massen D. Röslin vil Lande vnd sachen gar namhafft gemacht) cum fiducia, darumb es mir Fol. 210 maist zuthun gewest/ dürffte vorsagen. D. Rößlin. Rationibus pugnandum non Enthusiasmis. Keppler. Jch gestehe gern/ das D. Röslin vrsachen anziehe: die sag ich aber nit gnuegsam sein/ künfftige dinge also zu specificiern: vnd halte demnach dise rationes selber für Enthusiasticas, das ist Fol. 210 für interpretationem divinitùs instinctam. Also hat Sutorius auch vrsachen eingeführt/ warum er vermeine/ das der Türckische Kayser Mahomet anno 1603 sterben werde/ vnnd sein Reich vndergehen. Da ist D. Röslin kommen/ vnd hat gesagt/ soliche vrsachen seien nit gnugsam/ vnd er glaubs nit/ so vil dise vrsachen belanget. Nu ist es mit der Person geschehen/ Er ist auff das vorgesagte Jahr gestorben. Da sage D. Röslin/ ob Sutorius diß vngefehr errathen/ oder instinctu divino: welliches er von Sutorio sagt/ das muß er selber auch haben. D. Röslin. Dise Kunst bestehet in artificiosis conjecturis: gehört aber vil darzu/ sonderlich dis fundament, das Gott ein Gott der Ordnung ist. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0041" n="[39]"/> <p>Keppler. Gantz wol/ Es ist auch von mir nit zu stumpffieren gemaint/ sonder zum rechtmässigen fort helffen/ wie bishero villfältige meldung gethan: was aber hie sonderlich verächtlich lautten will/ ist zu einem andern zweck gerichtet/ wie bald folgen soll. </p> <p><hi rendition="#aq">Fol.</hi> G ij. a. D. Röslin. Jch gestehe gar nit/ das meine <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">prognostica</foreign></hi> auß einem besondern Trib gehen. Jch kan einem die vrsachen für augen setzen. </p> <p>Keppler. 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Fol. G ij. a. D. Röslin. Jch gestehe gar nit/ das meine prognostica auß einem besondern Trib gehen. Jch kan einem die vrsachen für augen setzen.
Keppler. So gestehe Jch nit/ das sie auß gnugsamen vrsachen gehen: müste derohalben folgen/ das sie per accidens waar worden wären/ sine providentia: das will aber ich nit reden/ sondern viel lieber glauben/ Herrn Dr. Röslins ratiocinatio sey also von Gott dirigirt worden/ das sich auch ohne gnugsame rationes schliessen müssen/ was geschehen sollen. Warlich in aller meiner wissenschafft von der Astrologia, waiß ich nit soviel gewishait/ das ich ein einige special sach (in massen D. Röslin vil Lande vnd sachen gar namhafft gemacht) cum fiducia, darumb es mir Fol. 210 maist zuthun gewest/ dürffte vorsagen.
D. Rößlin. Rationibus pugnandum non Enthusiasmis.
Keppler. Jch gestehe gern/ das D. Röslin vrsachen anziehe: die sag ich aber nit gnuegsam sein/ künfftige dinge also zu specificiern: vnd halte demnach dise rationes selber für Enthusiasticas, das ist Fol. 210 für interpretationem divinitùs instinctam.
Also hat Sutorius auch vrsachen eingeführt/ warum er vermeine/ das der Türckische Kayser Mahomet anno 1603 sterben werde/ vnnd sein Reich vndergehen. Da ist D. Röslin kommen/ vnd hat gesagt/ soliche vrsachen seien nit gnugsam/ vnd er glaubs nit/ so vil dise vrsachen belanget. Nu ist es mit der Person geschehen/ Er ist auff das vorgesagte Jahr gestorben. Da sage D. Röslin/ ob Sutorius diß vngefehr errathen/ oder instinctu divino: welliches er von Sutorio sagt/ das muß er selber auch haben.
D. Röslin. Dise Kunst bestehet in artificiosis conjecturis: gehört aber vil darzu/ sonderlich dis fundament, das Gott ein Gott der Ordnung ist.
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Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition.
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SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-12-10T13:26:34Z)
Weitere Informationen:Reste a corriger : figures astrologiques (p. 104), grec (pp. 114, 117, 134, 135) Bleibt noch zu korrigieren : astrologische Figuren (Seite 104 KGW), griechisch (Seite 114, 117, 134, 135). Die Transkription erfolgte nach den unter https://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Die Transkription beruht auf dem Abdruck des Textes in Max Caspar und Franz Hammer (Hg.): Johannes Kepler, Gesammelte Werke. München 1941 (= Kleinere Schriften 1601/1611, Bd. 4), S. 103–144.
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