Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629.

Bild:
<< vorherige Seite

der Handwercks Künste.
angelegt bleibt. Vnd Bornitius: inventoribus alicujus reiBornitins ex
marcello Do.
nato.
Plinius no-
minat.
Gulae proce-
res.

novae, utilis, & publice proficuae, debet concedi ali-
puod privilegium loco mercedis.
Der König Xerxes,
wie auch die Sybariten/ vnd ander Wollüstige mehr ha-
ben nur den jenigen/ welche etwas Schleckerhafftes von
Naschbißlein wusten zuzurichten/ grosse Verehrung vnd Be-
freyung widerfahren lassen. Vnd bey diesen Sybariten vnd
jhres gleichen/ würde gewißlich der jenige/ willkomb gewesen/Valer. Max.
l. 9. c. 1.
Athenaeus.
Panciroll de
Nov. Repet.
& Thom. Gar-
zon. iu Piazzo
univers.

vnd statlich verehrt worden seyn/ welcher vor langen Jahren
zu Venedig den Zucker/ (welcher vor alters gemeiniglich nur
zur Artzuey gebraucht worden) durch eine newe Erfindung
also zubereitet/ daß man denselben reinigen/ vnd zu allerhand
Schleckereyen gebrauchen kan. Vnd hat derselbe Künstler
vber 100000. fl. damit gewonnen/ vnd solches Gut seinem
Sohn/ der sich Adelen lassen/ auch hinterlassen/ welcher es
aber alles verthan and verzehret hat. Aber viel besser gethan
were es/ wenn man die jenigen verehrete vnd befreyete/ welche
durch sinnreiches Nachdencken/ vnd fleissige Arbeit etwas
nützliches erfinden können: Invenire enim primum praeci-
puumq; est, reiq; inventae dignitas adeo multos trahit in
Polydorus.
Virg. pref. de
inv. rer.

amorem sui, ut singuli, si fieri possit, artis alicujus Auto-
res se dici velint, novis inventionibus gloriantes.
Die
Lacedemonier hatten hierinnen eine sonderliche Gewonheit/
(war aber seltzam vnd nicht zum besten) daß sie zwar frembde
Handwercker neben den jhren auffnamen/ vnd arbeiten lies-
sen: Aber wo einer in einem oder dem andern/ eine newe In-
vention
oder Kunst auffbrachte/ so zuvor daselbsten nicht ge-
sehen ward/ verwarffen sie es/ vnd vertrieben den Meister aus
der Stadt. Aber etliche viel andere habens besser bedacht/ inAlso hat Py-
thagorasge-
than.

dem sie beydes den Erfindern vnd Verbessern eines Dinges
grosse Ehr vnd Vergeltung gethan/ offtermals auch sonder-

liche
M iij

der Handwercks Kuͤnſte.
angelegt bleibt. Vnd Bornitius: inventoribus alicujus reiBornitins ex
marcello Do.
nato.
Plinius no-
minat.
Gulæ proce-
res.

novæ, utilis, & publicè proficuæ, debet concedi ali-
puod privilegium loco mercedis.
Der Koͤnig Xerxes,
wie auch die Sybariten/ vnd ander Wolluͤſtige mehr ha-
ben nur den jenigen/ welche etwas Schleckerhafftes von
Naſchbißlein wuſten zuzurichten/ groſſe Verehrung vnd Be-
freyung widerfahren laſſen. Vnd bey dieſen Sybariten vnd
jhres gleichen/ wuͤrde gewißlich der jenige/ willkomb geweſen/Valer. Max.
l. 9. c. 1.
Athenæus.
Panciroll de
Nov. Repet.
& Thom. Gar-
zon. iu Piazzo
univerſ.

vnd ſtatlich verehrt worden ſeyn/ welcher vor langen Jahren
zu Venedig den Zucker/ (welcher vor alters gemeiniglich nur
zur Artzuey gebraucht worden) durch eine newe Erfindung
alſo zubereitet/ daß man denſelben reinigen/ vnd zu allerhand
Schleckereyen gebrauchen kan. Vnd hat derſelbe Kuͤnſtler
vber 100000. fl. damit gewonnen/ vnd ſolches Gut ſeinem
Sohn/ der ſich Adelen laſſen/ auch hinterlaſſen/ welcher es
aber alles verthan and verzehret hat. Aber viel beſſer gethan
were es/ wenn man die jenigen verehrete vnd befreyete/ welche
durch ſinnreiches Nachdencken/ vnd fleiſſige Arbeit etwas
nuͤtzliches erfinden koͤnnen: Invenire enim primum præci-
puumq́; eſt, reiq́; inventæ dignitas adeò multos trahit in
Polydorus.
Virg. pref. de
inv. rer.

amorem ſui, ut ſinguli, ſi fieri poſſit, artis alicujus Auto-
res ſe dici velint, novis inventionibus gloriantes.
Die
Lacedemonier hatten hierinnen eine ſonderliche Gewonheit/
(war aber ſeltzam vnd nicht zum beſten) daß ſie zwar frembde
Handwercker neben den jhren auffnamen/ vnd arbeiten lieſ-
ſen: Aber wo einer in einem oder dem andern/ eine newe In-
vention
oder Kunſt auffbrachte/ ſo zuvor daſelbſten nicht ge-
ſehen ward/ verwarffen ſie es/ vnd vertrieben den Meiſter aus
der Stadt. Aber etliche viel andere habens beſſer bedacht/ inAlſo hat Py-
thagorasge-
than.

dem ſie beydes den Erfindern vnd Verbeſſern eines Dinges
groſſe Ehr vnd Vergeltung gethan/ offtermals auch ſonder-

liche
M iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0105" n="93"/><fw place="top" type="header">der Handwercks Ku&#x0364;n&#x017F;te.</fw><lb/>
angelegt bleibt. Vnd <hi rendition="#aq">Bornitius: inventoribus alicujus rei</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Bornitins ex<lb/>
marcello Do.<lb/>
nato.<lb/>
Plinius no-<lb/>
minat.<lb/>
Gulæ proce-<lb/>
res.</hi></note><lb/><hi rendition="#aq">novæ, utilis, &amp; publicè proficuæ, debet concedi ali-<lb/>
puod privilegium loco mercedis.</hi> Der Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Xerxes,</hi><lb/>
wie auch die Sybariten/ vnd ander Wollu&#x0364;&#x017F;tige mehr ha-<lb/>
ben nur den jenigen/ welche etwas Schleckerhafftes von<lb/>
Na&#x017F;chbißlein wu&#x017F;ten zuzurichten/ gro&#x017F;&#x017F;e Verehrung vnd Be-<lb/>
freyung widerfahren la&#x017F;&#x017F;en. Vnd bey die&#x017F;en Sybariten vnd<lb/>
jhres gleichen/ wu&#x0364;rde gewißlich der jenige/ willkomb gewe&#x017F;en/<note place="right"><hi rendition="#aq">Valer. Max.<lb/>
l. 9. c. 1.<lb/>
Athenæus.<lb/>
Panciroll de<lb/>
Nov. Repet.<lb/>
&amp; Thom. Gar-<lb/>
zon. iu Piazzo<lb/>
univer&#x017F;.</hi></note><lb/>
vnd &#x017F;tatlich verehrt worden &#x017F;eyn/ welcher vor langen Jahren<lb/>
zu Venedig den Zucker/ (welcher vor alters gemeiniglich nur<lb/>
zur Artzuey gebraucht worden) durch eine newe Erfindung<lb/>
al&#x017F;o zubereitet/ daß man den&#x017F;elben reinigen/ vnd zu allerhand<lb/>
Schleckereyen gebrauchen kan. Vnd hat der&#x017F;elbe Ku&#x0364;n&#x017F;tler<lb/>
vber 100000. &#xFB02;. damit gewonnen/ vnd &#x017F;olches Gut &#x017F;einem<lb/>
Sohn/ der &#x017F;ich Adelen la&#x017F;&#x017F;en/ auch hinterla&#x017F;&#x017F;en/ welcher es<lb/>
aber alles verthan and verzehret hat. Aber viel be&#x017F;&#x017F;er gethan<lb/>
were es/ wenn man die jenigen verehrete vnd befreyete/ welche<lb/>
durch &#x017F;innreiches Nachdencken/ vnd flei&#x017F;&#x017F;ige Arbeit etwas<lb/>
nu&#x0364;tzliches erfinden ko&#x0364;nnen: <hi rendition="#aq">Invenire enim primum præci-<lb/>
puumq&#x0301;; e&#x017F;t, reiq&#x0301;; inventæ dignitas adeò multos trahit in</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Polydorus.<lb/>
Virg. pref. de<lb/>
inv. rer.</hi></note><lb/><hi rendition="#aq">amorem &#x017F;ui, ut &#x017F;inguli, &#x017F;i fieri po&#x017F;&#x017F;it, artis alicujus Auto-<lb/>
res &#x017F;e dici velint, novis inventionibus gloriantes.</hi> Die<lb/>
Lacedemonier hatten hierinnen eine &#x017F;onderliche Gewonheit/<lb/>
(war aber &#x017F;eltzam vnd nicht zum be&#x017F;ten) daß &#x017F;ie zwar frembde<lb/>
Handwercker neben den jhren auffnamen/ vnd arbeiten lie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en: Aber wo einer in einem oder dem andern/ eine newe <hi rendition="#aq">In-<lb/>
vention</hi> oder Kun&#x017F;t auffbrachte/ &#x017F;o zuvor da&#x017F;elb&#x017F;ten nicht ge-<lb/>
&#x017F;ehen ward/ verwarffen &#x017F;ie es/ vnd vertrieben den Mei&#x017F;ter aus<lb/>
der Stadt. Aber etliche viel andere habens be&#x017F;&#x017F;er bedacht/ in<note place="right">Al&#x017F;o hat Py-<lb/>
thagorasge-<lb/>
than.</note><lb/>
dem &#x017F;ie beydes den Erfindern vnd Verbe&#x017F;&#x017F;ern eines Dinges<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Ehr vnd Vergeltung gethan/ offtermals auch &#x017F;onder-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M iij</fw><fw place="bottom" type="catch">liche</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0105] der Handwercks Kuͤnſte. angelegt bleibt. Vnd Bornitius: inventoribus alicujus rei novæ, utilis, & publicè proficuæ, debet concedi ali- puod privilegium loco mercedis. Der Koͤnig Xerxes, wie auch die Sybariten/ vnd ander Wolluͤſtige mehr ha- ben nur den jenigen/ welche etwas Schleckerhafftes von Naſchbißlein wuſten zuzurichten/ groſſe Verehrung vnd Be- freyung widerfahren laſſen. Vnd bey dieſen Sybariten vnd jhres gleichen/ wuͤrde gewißlich der jenige/ willkomb geweſen/ vnd ſtatlich verehrt worden ſeyn/ welcher vor langen Jahren zu Venedig den Zucker/ (welcher vor alters gemeiniglich nur zur Artzuey gebraucht worden) durch eine newe Erfindung alſo zubereitet/ daß man denſelben reinigen/ vnd zu allerhand Schleckereyen gebrauchen kan. Vnd hat derſelbe Kuͤnſtler vber 100000. fl. damit gewonnen/ vnd ſolches Gut ſeinem Sohn/ der ſich Adelen laſſen/ auch hinterlaſſen/ welcher es aber alles verthan and verzehret hat. Aber viel beſſer gethan were es/ wenn man die jenigen verehrete vnd befreyete/ welche durch ſinnreiches Nachdencken/ vnd fleiſſige Arbeit etwas nuͤtzliches erfinden koͤnnen: Invenire enim primum præci- puumq́; eſt, reiq́; inventæ dignitas adeò multos trahit in amorem ſui, ut ſinguli, ſi fieri poſſit, artis alicujus Auto- res ſe dici velint, novis inventionibus gloriantes. Die Lacedemonier hatten hierinnen eine ſonderliche Gewonheit/ (war aber ſeltzam vnd nicht zum beſten) daß ſie zwar frembde Handwercker neben den jhren auffnamen/ vnd arbeiten lieſ- ſen: Aber wo einer in einem oder dem andern/ eine newe In- vention oder Kunſt auffbrachte/ ſo zuvor daſelbſten nicht ge- ſehen ward/ verwarffen ſie es/ vnd vertrieben den Meiſter aus der Stadt. Aber etliche viel andere habens beſſer bedacht/ in dem ſie beydes den Erfindern vnd Verbeſſern eines Dinges groſſe Ehr vnd Vergeltung gethan/ offtermals auch ſonder- liche Bornitins ex marcello Do. nato. Plinius no- minat. Gulæ proce- res. Valer. Max. l. 9. c. 1. Athenæus. Panciroll de Nov. Repet. & Thom. Gar- zon. iu Piazzo univerſ. Polydorus. Virg. pref. de inv. rer. Alſo hat Py- thagorasge- than. M iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kentz_handwerksboden_1629
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kentz_handwerksboden_1629/105
Zitationshilfe: Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kentz_handwerksboden_1629/105>, abgerufen am 22.11.2024.