Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629.Von Vernewerung vnd Verbesserung Nothdurfftvnd Mangel lehrt vtel ding erdencken vnd erfinden.cken/ als zum Exempel: In den Indianischen Bergwercken/ weil man nicht Seiler vnd Stricke genug haben kan/ braucht man an deren stat zerschnittenes/ außgedehntes vnd gewun- denes Ochsen Leder. Item/ erst vnter Mannes Gedencken/ ist daselbst durch einen Portugaleser erfunden worden/ ein Kraut (welches daselbst jährlich vnd häuffig wächst) zu dor- ren/ vnd selbiges an stat des Holtzes vnd Kohlen (dessen da- selbst wenig ist) zum Gold vnd Metal schmeltzen zu gebrau- I. r. c. 3. & l. 3. c. 3. de rer. inv.chen/ welches auch das Fewer/ Hitz vnd Gluth sehr wol helt. Daher schreibet Polyd. Virgil. Multae res vitae necessariae, urgente necessiitate, (quae rerum magistraest) inventa sunt. Et necessitas multas vitae commoditates adinve- nit. Das ist: Die Noth ist vieler Dinge Lehrmeisterin. idololatr. So kömpt auch offt eine Kunst aus der andern/ wie etli- Viel Kunst aus eim Handwerck entspringt/ Daß ein Kunst auff die ander dringt. Sonsten hat man bey Ab- vnd Zunehmung der Künste Es sind auch die Erfinder eines guten nutzbaren Din- ange-
Von Vernewerung vnd Verbeſſerung Nothdurfftvnd Mangel lehrt vtel ding erdencken vnd erfinden.cken/ als zum Exempel: In den Indianiſchen Bergwercken/ weil man nicht Seiler vnd Stricke genug haben kan/ braucht man an deren ſtat zerſchnittenes/ außgedehntes vnd gewun- denes Ochſen Leder. Item/ erſt vnter Mannes Gedencken/ iſt daſelbſt durch einen Portugaleſer erfunden worden/ ein Kraut (welches daſelbſt jaͤhrlich vnd haͤuffig waͤchſt) zu dor- ren/ vnd ſelbiges an ſtat des Holtzes vnd Kohlen (deſſen da- ſelbſt wenig iſt) zum Gold vnd Metal ſchmeltzen zu gebrau- I. r. c. 3. & l. 3. c. 3. de rer. inv.chen/ welches auch das Fewer/ Hitz vnd Gluth ſehr wol helt. Daher ſchreibet Polyd. Virgil. Multæ res vitæ neceſſariæ, urgente neceſſiitate, (quæ rerum magiſtraeſt) inventa ſunt. Et neceſſitas multas vitæ commoditates adinve- nit. Das iſt: Die Noth iſt vieler Dinge Lehrmeiſterin. idololatr. So koͤmpt auch offt eine Kunſt aus der andern/ wie etli- Viel Kunſt aus eim Handwerck entſpringt/ Daß ein Kunſt auff die ander dringt. Sonſten hat man bey Ab- vnd Zunehmung der Kuͤnſte Es ſind auch die Erfinder eines guten nutzbaren Din- ange-
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Von Vernewerung vnd Verbeſſerung
cken/ als zum Exempel: In den Indianiſchen Bergwercken/
weil man nicht Seiler vnd Stricke genug haben kan/ braucht
man an deren ſtat zerſchnittenes/ außgedehntes vnd gewun-
denes Ochſen Leder. Item/ erſt vnter Mannes Gedencken/
iſt daſelbſt durch einen Portugaleſer erfunden worden/ ein
Kraut (welches daſelbſt jaͤhrlich vnd haͤuffig waͤchſt) zu dor-
ren/ vnd ſelbiges an ſtat des Holtzes vnd Kohlen (deſſen da-
ſelbſt wenig iſt) zum Gold vnd Metal ſchmeltzen zu gebrau-
chen/ welches auch das Fewer/ Hitz vnd Gluth ſehr wol helt.
Daher ſchreibet Polyd. Virgil. Multæ res vitæ neceſſariæ,
urgente neceſſiitate, (quæ rerum magiſtraeſt) inventa
ſunt. Et neceſſitas multas vitæ commoditates adinve-
nit. Das iſt: Die Noth iſt vieler Dinge Lehrmeiſterin.
Nothdurfft
vnd Mangel
lehrt vtel ding
erdencken vnd
erfinden.
I. r. c. 3. & l. 3.
c. 3. de rer. inv.
So koͤmpt auch offt eine Kunſt aus der andern/ wie etli-
che der Alten geſagt: Nulla ars non alterius artis, aut mater
aut propinqua eſt: Welches wol mit des Teutſchen Poeten
Worten gegeben wird:
Viel Kunſt aus eim Handwerck entſpringt/
Daß ein Kunſt auff die ander dringt.
Sonſten hat man bey Ab- vnd Zunehmung der Kuͤnſte
auch dieſes zu betrachten/ was Pancirollus erinnert: Weil
Gott der HErr woͤlle/ daß je zu zeiten etwas in Abgang/ dage-
gen etwas in Schwang vnd herfuͤr kommen ſol/ daß ſolches
vnter andern auch dieſes andeute/ daß nemlich dieſer gegen-
wertige Wandel vnd Welt mit der Zeit vergehen/ vnd ein an-
ders vnd newes dagegen angehen werde.
lib. 1. nov. rep.
Es ſind auch die Erfinder eines guten nutzbaren Din-
ges beydes des Ruhms vnd auch der Verehrung wol werth:
ſintemal (wie Johan Wredeman ſagt) etwas gutes erfinden/
oder ein erfunden Ding verbeſſern in einer Kunſt/ iſt pretio-
ſus labor, das iſt eine ſolche Arbeit/ da eine Verehrung wol
ange-
In prolog. Ar-
chitect.
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Zitationshilfe: | Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kentz_handwerksboden_1629/104>, abgerufen am 21.07.2024. |