durch konventionelle Handzeichen alles sagen kann, und daß man daher auch durch konventionelle Schriftzeichen seine Gedanken eben so gut andern mittheilen, und ein so geschriebenes Buch von einem jeden, der sich diese Zeichen bekannt machte, in sei- ner eigenen Sprache gelesen werden könnte. Die Musikschrift ist in der ganzen Welt gleich. Was der Jtaliäner schreibt, das singt der Russe. Die verschiedenen Jnstrumente, mit denen man diese Schrift liest, kann man für so viele Muttersprachen ansehen, in denen ein jeder immer das ausdrückt, was der fremde Author, der vielleicht nicht Einen Ton auf diesen Jnstrumenten anzustimmen wußte, durch die auf fünf Linien gereihten Zeichen vorschrieb.
§. 13.
Eh ich die Taubstummen verlasse, muß ich noch eine Bemerkung hieher setzen, die bey dem Gegen- stande dieses Buches von Wichtigkeit ist. Sie be- stehet darin, daß viele unter ihnen Einem, der lang- sam zu ihnen spricht, die Worte an der Bewegung des Mundes und der Lage der Zunge absehen. Um
mich
B 3
Von der Sprache uͤberhaupt.
durch konventionelle Handzeichen alles ſagen kann, und daß man daher auch durch konventionelle Schriftzeichen ſeine Gedanken eben ſo gut andern mittheilen, und ein ſo geſchriebenes Buch von einem jeden, der ſich dieſe Zeichen bekannt machte, in ſei- ner eigenen Sprache geleſen werden koͤnnte. Die Muſikſchrift iſt in der ganzen Welt gleich. Was der Jtaliaͤner ſchreibt, das ſingt der Ruſſe. Die verſchiedenen Jnſtrumente, mit denen man dieſe Schrift lieſt, kann man fuͤr ſo viele Mutterſprachen anſehen, in denen ein jeder immer das ausdruͤckt, was der fremde Author, der vielleicht nicht Einen Ton auf dieſen Jnſtrumenten anzuſtimmen wußte, durch die auf fuͤnf Linien gereihten Zeichen vorſchrieb.
§. 13.
Eh ich die Taubſtummen verlaſſe, muß ich noch eine Bemerkung hieher ſetzen, die bey dem Gegen- ſtande dieſes Buches von Wichtigkeit iſt. Sie be- ſtehet darin, daß viele unter ihnen Einem, der lang- ſam zu ihnen ſpricht, die Worte an der Bewegung des Mundes und der Lage der Zunge abſehen. Um
mich
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Von der Sprache uͤberhaupt.
durch konventionelle Handzeichen alles ſagen kann,
und daß man daher auch durch konventionelle
Schriftzeichen ſeine Gedanken eben ſo gut andern
mittheilen, und ein ſo geſchriebenes Buch von einem
jeden, der ſich dieſe Zeichen bekannt machte, in ſei-
ner eigenen Sprache geleſen werden koͤnnte. Die
Muſikſchrift iſt in der ganzen Welt gleich. Was
der Jtaliaͤner ſchreibt, das ſingt der Ruſſe. Die
verſchiedenen Jnſtrumente, mit denen man dieſe
Schrift lieſt, kann man fuͤr ſo viele Mutterſprachen
anſehen, in denen ein jeder immer das ausdruͤckt,
was der fremde Author, der vielleicht nicht Einen
Ton auf dieſen Jnſtrumenten anzuſtimmen wußte,
durch die auf fuͤnf Linien gereihten Zeichen vorſchrieb.
§. 13.
Eh ich die Taubſtummen verlaſſe, muß ich noch
eine Bemerkung hieher ſetzen, die bey dem Gegen-
ſtande dieſes Buches von Wichtigkeit iſt. Sie be-
ſtehet darin, daß viele unter ihnen Einem, der lang-
ſam zu ihnen ſpricht, die Worte an der Bewegung
des Mundes und der Lage der Zunge abſehen. Um
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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/49>, abgerufen am 23.02.2025.
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