Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.V. Abtheilung. merken, daß die elfenbeinene Zunge vorne bey cnie ganz aufliegen, sondern um etwas nur sehr weniges aufgebogen seyn muß, damit die Luft in das Rohr oder die Rinne eindringen kann. Denn wäre dieses nicht, und dieser Deckel läge von al- len Seiten platt auf, so würde ihn die von aus- sen darauf drückende Luft nicht nur allein nicht öffnen, sondern noch fester auf die Ränder der Rinne aufdrücken, und da würde nie ein Laut ent- rend des Sprechen zu verschieben, und ich habe da-
durch eine auffallende Veränderung der Stimme zuwe- gegebracht; aber da ich beym Verschieben nicht immer den rechten Ort traf, so gerieth mir selten der Ton, den ich nehmen wollte. Jch zeige dieses inzwischen hier an, und überlaße es andern auf dieser Spur weiter fort zu wandeln. So viel scheint mir richtig zu seyn, daß sich ein solches Jnstrument nicht nach gewissen ausgerechneten Graden verschieben ließ, sondern daß man immer die Grade durch ein mechanisches Suchen finden müßte, weil man das elfenbeinene Blättchen nie so gleich dick schaben kann, daß es nicht hier und da schwächer oder stärker bleiben, folglich eine bald weitere, bald engere Eintheilung der Grade erfordern sollte. Man sieht, daß ich ein noch weites Feld zu bearbeiten dem Leser überlasse. V. Abtheilung. merken, daß die elfenbeinene Zunge vorne bey cnie ganz aufliegen, ſondern um etwas nur ſehr weniges aufgebogen ſeyn muß, damit die Luft in das Rohr oder die Rinne eindringen kann. Denn waͤre dieſes nicht, und dieſer Deckel laͤge von al- len Seiten platt auf, ſo wuͤrde ihn die von auſ- ſen darauf druͤckende Luft nicht nur allein nicht oͤffnen, ſondern noch feſter auf die Raͤnder der Rinne aufdruͤcken, und da wuͤrde nie ein Laut ent- rend des Sprechen zu verſchieben, und ich habe da-
durch eine auffallende Veraͤnderung der Stimme zuwe- gegebracht; aber da ich beym Verſchieben nicht immer den rechten Ort traf, ſo gerieth mir ſelten der Ton, den ich nehmen wollte. Jch zeige dieſes inzwiſchen hier an, und uͤberlaße es andern auf dieſer Spur weiter fort zu wandeln. So viel ſcheint mir richtig zu ſeyn, daß ſich ein ſolches Jnſtrument nicht nach gewiſſen ausgerechneten Graden verſchieben ließ, ſondern daß man immer die Grade durch ein mechaniſches Suchen finden muͤßte, weil man das elfenbeinene Blaͤttchen nie ſo gleich dick ſchaben kann, daß es nicht hier und da ſchwaͤcher oder ſtaͤrker bleiben, folglich eine bald weitere, bald engere Eintheilung der Grade erfordern ſollte. Man ſieht, daß ich ein noch weites Feld zu bearbeiten dem Leſer uͤberlaſſe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0480" n="414"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V</hi>. Abtheilung.</hi></fw><lb/> merken, daß die elfenbeinene Zunge vorne bey <hi rendition="#aq">c</hi><lb/> nie ganz aufliegen, ſondern um etwas nur ſehr<lb/> weniges aufgebogen ſeyn muß, damit die Luft in<lb/> das Rohr oder die Rinne eindringen kann. Denn<lb/> waͤre dieſes nicht, und dieſer Deckel laͤge von al-<lb/> len Seiten platt auf, ſo wuͤrde ihn die von auſ-<lb/> ſen darauf druͤckende Luft nicht nur allein nicht<lb/> oͤffnen, ſondern noch feſter auf die Raͤnder der<lb/> Rinne aufdruͤcken, und da wuͤrde nie ein Laut<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ent-</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_25_2" prev="#seg2pn_25_1" place="foot" n="(*)">rend des Sprechen zu verſchieben, und ich habe da-<lb/> durch eine auffallende Veraͤnderung der Stimme zuwe-<lb/> gegebracht; aber da ich beym Verſchieben nicht immer<lb/> den rechten Ort traf, ſo gerieth mir ſelten der Ton,<lb/> den ich nehmen wollte. Jch zeige dieſes inzwiſchen hier<lb/> an, und uͤberlaße es andern auf dieſer Spur weiter<lb/> fort zu wandeln. So viel ſcheint mir richtig zu ſeyn,<lb/> daß ſich ein ſolches Jnſtrument nicht nach gewiſſen<lb/> ausgerechneten Graden verſchieben ließ, ſondern daß<lb/> man immer die Grade durch ein mechaniſches Suchen<lb/> finden muͤßte, weil man das elfenbeinene Blaͤttchen<lb/> nie ſo gleich dick ſchaben kann, daß es nicht hier und<lb/> da ſchwaͤcher oder ſtaͤrker bleiben, folglich eine bald<lb/> weitere, bald engere Eintheilung der Grade erfordern<lb/> ſollte. Man ſieht, daß ich ein noch weites Feld zu<lb/> bearbeiten dem Leſer uͤberlaſſe.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [414/0480]
V. Abtheilung.
merken, daß die elfenbeinene Zunge vorne bey c
nie ganz aufliegen, ſondern um etwas nur ſehr
weniges aufgebogen ſeyn muß, damit die Luft in
das Rohr oder die Rinne eindringen kann. Denn
waͤre dieſes nicht, und dieſer Deckel laͤge von al-
len Seiten platt auf, ſo wuͤrde ihn die von auſ-
ſen darauf druͤckende Luft nicht nur allein nicht
oͤffnen, ſondern noch feſter auf die Raͤnder der
Rinne aufdruͤcken, und da wuͤrde nie ein Laut
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(*) rend des Sprechen zu verſchieben, und ich habe da-
durch eine auffallende Veraͤnderung der Stimme zuwe-
gegebracht; aber da ich beym Verſchieben nicht immer
den rechten Ort traf, ſo gerieth mir ſelten der Ton,
den ich nehmen wollte. Jch zeige dieſes inzwiſchen hier
an, und uͤberlaße es andern auf dieſer Spur weiter
fort zu wandeln. So viel ſcheint mir richtig zu ſeyn,
daß ſich ein ſolches Jnſtrument nicht nach gewiſſen
ausgerechneten Graden verſchieben ließ, ſondern daß
man immer die Grade durch ein mechaniſches Suchen
finden muͤßte, weil man das elfenbeinene Blaͤttchen
nie ſo gleich dick ſchaben kann, daß es nicht hier und
da ſchwaͤcher oder ſtaͤrker bleiben, folglich eine bald
weitere, bald engere Eintheilung der Grade erfordern
ſollte. Man ſieht, daß ich ein noch weites Feld zu
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