te. Jch wußte nicht, wie weit ich von dieser Er- findung noch entfernt war. Die Geduld, mit der ich meine Versuche fortsetzte, ist ganz unbeschreib- lich, und ich begreife noch heute nicht, wie ich ganze Monate an mein Werk gehen konnte, ohne einen Schritt weiter zu kommen. Die Gewißheit aber, in der ich war, daß die Sprache nach- ahmlich seyn muß, bestärkte mich in dieser Be- harrlichkeit, und da mir zuweilen während der Ar- beit auch der Zufall Entdeckungen zuführte, so machte ich auch hierauf einige Rechnung.
So war es nur ein bloßer Zufall, daß, als ich zu einem Orgelbauer kam, um statt meines elen- den Küchenblasebalges einen förmlichen Orgelblase- balg anzugeben, ich ihn eben mit einem kleinen Werke, das man Menschenstimme nennt, beschäfti- get fand. Die Töne dieses Jnstruments sollten die menschliche Stimme und das Singen nachahmen, es waren aber noch keine Tasten angebracht, folg- lich war noch nicht darauf zu spielen, man konnte aber mit den Fingern eine Klappe nach der ande- ren herabziehen, und indem man den Blasebalg
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Von der Sprachmaſchine.
te. Jch wußte nicht, wie weit ich von dieſer Er- findung noch entfernt war. Die Geduld, mit der ich meine Verſuche fortſetzte, iſt ganz unbeſchreib- lich, und ich begreife noch heute nicht, wie ich ganze Monate an mein Werk gehen konnte, ohne einen Schritt weiter zu kommen. Die Gewißheit aber, in der ich war, daß die Sprache nach- ahmlich ſeyn muß, beſtaͤrkte mich in dieſer Be- harrlichkeit, und da mir zuweilen waͤhrend der Ar- beit auch der Zufall Entdeckungen zufuͤhrte, ſo machte ich auch hierauf einige Rechnung.
So war es nur ein bloßer Zufall, daß, als ich zu einem Orgelbauer kam, um ſtatt meines elen- den Kuͤchenblaſebalges einen foͤrmlichen Orgelblaſe- balg anzugeben, ich ihn eben mit einem kleinen Werke, das man Menſchenſtimme nennt, beſchaͤfti- get fand. Die Toͤne dieſes Jnſtruments ſollten die menſchliche Stimme und das Singen nachahmen, es waren aber noch keine Taſten angebracht, folg- lich war noch nicht darauf zu ſpielen, man konnte aber mit den Fingern eine Klappe nach der ande- ren herabziehen, und indem man den Blaſebalg
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Von der Sprachmaſchine.
te. Jch wußte nicht, wie weit ich von dieſer Er-
findung noch entfernt war. Die Geduld, mit der
ich meine Verſuche fortſetzte, iſt ganz unbeſchreib-
lich, und ich begreife noch heute nicht, wie ich
ganze Monate an mein Werk gehen konnte, ohne
einen Schritt weiter zu kommen. Die Gewißheit
aber, in der ich war, daß die Sprache nach-
ahmlich ſeyn muß, beſtaͤrkte mich in dieſer Be-
harrlichkeit, und da mir zuweilen waͤhrend der Ar-
beit auch der Zufall Entdeckungen zufuͤhrte, ſo
machte ich auch hierauf einige Rechnung.
So war es nur ein bloßer Zufall, daß, als
ich zu einem Orgelbauer kam, um ſtatt meines elen-
den Kuͤchenblaſebalges einen foͤrmlichen Orgelblaſe-
balg anzugeben, ich ihn eben mit einem kleinen
Werke, das man Menſchenſtimme nennt, beſchaͤfti-
get fand. Die Toͤne dieſes Jnſtruments ſollten die
menſchliche Stimme und das Singen nachahmen,
es waren aber noch keine Taſten angebracht, folg-
lich war noch nicht darauf zu ſpielen, man konnte
aber mit den Fingern eine Klappe nach der ande-
ren herabziehen, und indem man den Blaſebalg
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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/461>, abgerufen am 23.11.2024.
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