nachzuahmen, kann ich so bestimmt nicht mehr ange- b[e]n. Nur so viel besinne ich mich noch, daß ich zur nämlichen Zeit, als ich an meinem Schachspieler arbeitete, nämlich im Jahre 1769. schon anfieng verschiedene musikalische Jnstrumente in der Absicht zu untersuchen um irgend eines darunter zu finden, das der menschlichen Stimme am nächsten käme. Alles, was nur Ton und Schall gibt, selbst die Trompete, das Waldhorn, ja sogar die Maultrom- mel ließ ich nicht unbemerkt vorüber, und ob man gleich denken sollte, daß bey diesen angeführten Din- gen nicht viel für die Sprache zu suchen wäre, so habe ich ihnen dennoch in der Folge über manche bey der Sprache vorkommende Nebenumstände wich- tige Aufschlüße zu verdanken gehabt.
Es war mir wie jederman bekannt, daß die Mundstücke an der Hautbois, dem Clarinette, dem Fagote u. d. gl. der Menschenstimme am näch- sten kommen, weil sie der menschlichen Stimmritze in ihrer Verrichtung etwas ähnlich sind. Eben so wußt' ich auch, daß man schon seit langer Zeit, be- sonders in Frankreich, die sogenannte Menschen-
stim-
V. Abtheilung.
nachzuahmen, kann ich ſo beſtimmt nicht mehr ange- b[e]n. Nur ſo viel beſinne ich mich noch, daß ich zur naͤmlichen Zeit, als ich an meinem Schachſpieler arbeitete, naͤmlich im Jahre 1769. ſchon anfieng verſchiedene muſikaliſche Jnſtrumente in der Abſicht zu unterſuchen um irgend eines darunter zu finden, das der menſchlichen Stimme am naͤchſten kaͤme. Alles, was nur Ton und Schall gibt, ſelbſt die Trompete, das Waldhorn, ja ſogar die Maultrom- mel ließ ich nicht unbemerkt voruͤber, und ob man gleich denken ſollte, daß bey dieſen angefuͤhrten Din- gen nicht viel fuͤr die Sprache zu ſuchen waͤre, ſo habe ich ihnen dennoch in der Folge uͤber manche bey der Sprache vorkommende Nebenumſtaͤnde wich- tige Aufſchluͤße zu verdanken gehabt.
Es war mir wie jederman bekannt, daß die Mundſtuͤcke an der Hautbois, dem Clarinette, dem Fagote u. d. gl. der Menſchenſtimme am naͤch- ſten kommen, weil ſie der menſchlichen Stimmritze in ihrer Verrichtung etwas aͤhnlich ſind. Eben ſo wußt' ich auch, daß man ſchon ſeit langer Zeit, be- ſonders in Frankreich, die ſogenannte Menſchen-
ſtim-
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V. Abtheilung.
nachzuahmen, kann ich ſo beſtimmt nicht mehr ange-
ben. Nur ſo viel beſinne ich mich noch, daß ich zur
naͤmlichen Zeit, als ich an meinem Schachſpieler
arbeitete, naͤmlich im Jahre 1769. ſchon anfieng
verſchiedene muſikaliſche Jnſtrumente in der Abſicht
zu unterſuchen um irgend eines darunter zu finden,
das der menſchlichen Stimme am naͤchſten kaͤme.
Alles, was nur Ton und Schall gibt, ſelbſt die
Trompete, das Waldhorn, ja ſogar die Maultrom-
mel ließ ich nicht unbemerkt voruͤber, und ob man
gleich denken ſollte, daß bey dieſen angefuͤhrten Din-
gen nicht viel fuͤr die Sprache zu ſuchen waͤre, ſo
habe ich ihnen dennoch in der Folge uͤber manche
bey der Sprache vorkommende Nebenumſtaͤnde wich-
tige Aufſchluͤße zu verdanken gehabt.
Es war mir wie jederman bekannt, daß die
Mundſtuͤcke an der Hautbois, dem Clarinette, dem
Fagote u. d. gl. der Menſchenſtimme am naͤch-
ſten kommen, weil ſie der menſchlichen Stimmritze
in ihrer Verrichtung etwas aͤhnlich ſind. Eben ſo
wußt' ich auch, daß man ſchon ſeit langer Zeit, be-
ſonders in Frankreich, die ſogenannte Menſchen-
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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/452>, abgerufen am 16.02.2025.
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