Die Sache verhält sich so: Beyde Ausgänge, nämlich die Nase, und der Zungenkanal sammt dem Munde sind zugleich offen. Dadurch theilet sich die Stimme, die bey allen übrigen Buchstaben nur al- lein durch eine beyder Oeffnungen heraus geht, in zwey Wege, folglich muß nothwendig derjenige Theil, der durch die Nase geht, schwächer werden, als bey einem jeden anderen N, bey dem der ganze Strohm der Stimme vereinigt durch dieselbe durch- zieht. Warum aber dieses en dennoch so sehr, und noch weit mehr als alle andere N durch die Nase zu lauten scheinet, davon wird die Ursache auch sogleich in die Augen fallen, wenn man dasselbe noch aus einem anderen Gesichtspunkte betrachtet, in welchem es weiter nichts anders ist, als ein Selbstlauter, bey dem sich zugleich auch die Nase öffnet. Will ich das französische en in enlever aussprechen, so geb' ich das a an, und lasse dabey die Nase offen; dieses gibt das vollkom- mene en. So ist es mit allen übrigen Selbstlautern, mit dem on in bonte, mit dem ain in ainsi u. s. w. Nun ist oben gesagt worden, daß bey allen Selbst- lautern die Nase geschlossen seyn muß. Jst sie
es
IV. Abtheilung.
Die Sache verhaͤlt ſich ſo: Beyde Ausgaͤnge, naͤmlich die Naſe, und der Zungenkanal ſammt dem Munde ſind zugleich offen. Dadurch theilet ſich die Stimme, die bey allen uͤbrigen Buchſtaben nur al- lein durch eine beyder Oeffnungen heraus geht, in zwey Wege, folglich muß nothwendig derjenige Theil, der durch die Naſe geht, ſchwaͤcher werden, als bey einem jeden anderen N, bey dem der ganze Strohm der Stimme vereinigt durch dieſelbe durch- zieht. Warum aber dieſes en dennoch ſo ſehr, und noch weit mehr als alle andere N durch die Naſe zu lauten ſcheinet, davon wird die Urſache auch ſogleich in die Augen fallen, wenn man daſſelbe noch aus einem anderen Geſichtspunkte betrachtet, in welchem es weiter nichts anders iſt, als ein Selbſtlauter, bey dem ſich zugleich auch die Naſe oͤffnet. Will ich das franzoͤſiſche en in enlever ausſprechen, ſo geb' ich das a an, und laſſe dabey die Naſe offen; dieſes gibt das vollkom- mene en. So iſt es mit allen uͤbrigen Selbſtlautern, mit dem on in bonté, mit dem ain in ainſi u. ſ. w. Nun iſt oben geſagt worden, daß bey allen Selbſt- lautern die Naſe geſchloſſen ſeyn muß. Jſt ſie
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IV. Abtheilung.
Die Sache verhaͤlt ſich ſo: Beyde Ausgaͤnge,
naͤmlich die Naſe, und der Zungenkanal ſammt dem
Munde ſind zugleich offen. Dadurch theilet ſich die
Stimme, die bey allen uͤbrigen Buchſtaben nur al-
lein durch eine beyder Oeffnungen heraus geht, in
zwey Wege, folglich muß nothwendig derjenige Theil,
der durch die Naſe geht, ſchwaͤcher werden, als
bey einem jeden anderen N, bey dem der ganze
Strohm der Stimme vereinigt durch dieſelbe durch-
zieht. Warum aber dieſes en dennoch ſo ſehr, und
noch weit mehr als alle andere N durch die Naſe
zu lauten ſcheinet, davon wird die Urſache auch
ſogleich in die Augen fallen, wenn man daſſelbe
noch aus einem anderen Geſichtspunkte betrachtet,
in welchem es weiter nichts anders iſt, als ein
Selbſtlauter, bey dem ſich zugleich auch
die Naſe oͤffnet. Will ich das franzoͤſiſche en in
enlever ausſprechen, ſo geb' ich das a an, und
laſſe dabey die Naſe offen; dieſes gibt das vollkom-
mene en. So iſt es mit allen uͤbrigen Selbſtlautern,
mit dem on in bonté, mit dem ain in ainſi u. ſ. w.
Nun iſt oben geſagt worden, daß bey allen Selbſt-
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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/378>, abgerufen am 23.11.2024.
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