Wird die Lunge hingegen jähe und mit Gewalt zu- sammengepreßt, so, daß die darin enthaltene Luft, die auf einmal weichen soll, nicht mehr der Oeff- nung der Stimmritze angemessen ist, so stemmt sich diese Luft im Herausgehen, oder sie wird vielmehr von den zu engen Rändern zusammengedrückt, wo- durch ein hörbares Reiben entsteht, und dieses ist der starke beym H vernehmliche Hauch.(*) Es ist nichts leichter, als dieses durch einen Versuch zu beweisen. Man nehme einen mit einer ziemlich wei- ten Röhre versehenen Blasebalg, und drücke ihn ganz langsam zusammen, so wird man die herausströh- mende Luft gar nicht hören; dann drücke man ihn mit Gewalt, so wird die Oeffnung gleich zu enge seyn, und die herausfahrende Luft einem Hauch, ei- nem Seufzer gleichen.
§. 153.
(*) Vielleicht trägt zu diesem Hauch auch das An- stossen der Luft an den Gaumen, und die übrigen Sprachwerkzeuge, und die Richtung, die sie dadurch be- kömmt, etwas bey.
IV. Abtheilung.
Wird die Lunge hingegen jaͤhe und mit Gewalt zu- ſammengepreßt, ſo, daß die darin enthaltene Luft, die auf einmal weichen ſoll, nicht mehr der Oeff- nung der Stimmritze angemeſſen iſt, ſo ſtemmt ſich dieſe Luft im Herausgehen, oder ſie wird vielmehr von den zu engen Raͤndern zuſammengedruͤckt, wo- durch ein hoͤrbares Reiben entſteht, und dieſes iſt der ſtarke beym H vernehmliche Hauch.(*) Es iſt nichts leichter, als dieſes durch einen Verſuch zu beweiſen. Man nehme einen mit einer ziemlich wei- ten Roͤhre verſehenen Blaſebalg, und druͤcke ihn ganz langſam zuſammen, ſo wird man die herausſtroͤh- mende Luft gar nicht hoͤren; dann druͤcke man ihn mit Gewalt, ſo wird die Oeffnung gleich zu enge ſeyn, und die herausfahrende Luft einem Hauch, ei- nem Seufzer gleichen.
§. 153.
(*) Vielleicht traͤgt zu dieſem Hauch auch das An- ſtoſſen der Luft an den Gaumen, und die uͤbrigen Sprachwerkzeuge, und die Richtung, die ſie dadurch be- koͤmmt, etwas bey.
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IV. Abtheilung.
Wird die Lunge hingegen jaͤhe und mit Gewalt zu-
ſammengepreßt, ſo, daß die darin enthaltene Luft,
die auf einmal weichen ſoll, nicht mehr der Oeff-
nung der Stimmritze angemeſſen iſt, ſo ſtemmt ſich
dieſe Luft im Herausgehen, oder ſie wird vielmehr
von den zu engen Raͤndern zuſammengedruͤckt, wo-
durch ein hoͤrbares Reiben entſteht, und dieſes iſt
der ſtarke beym H vernehmliche Hauch. (*) Es iſt
nichts leichter, als dieſes durch einen Verſuch zu
beweiſen. Man nehme einen mit einer ziemlich wei-
ten Roͤhre verſehenen Blaſebalg, und druͤcke ihn ganz
langſam zuſammen, ſo wird man die herausſtroͤh-
mende Luft gar nicht hoͤren; dann druͤcke man ihn
mit Gewalt, ſo wird die Oeffnung gleich zu enge
ſeyn, und die herausfahrende Luft einem Hauch, ei-
nem Seufzer gleichen.
§. 153.
(*) Vielleicht traͤgt zu dieſem Hauch auch das An-
ſtoſſen der Luft an den Gaumen, und die uͤbrigen
Sprachwerkzeuge, und die Richtung, die ſie dadurch be-
koͤmmt, etwas bey.
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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/332>, abgerufen am 16.07.2024.
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