Unter den vierfüßigen Thieren ist der Hund eines der geschicktesten, muntersten, und an Vor- stellungen reichesten. Eine seiner vorzüglichsten Ei- genschaften ist die Wachsamkeit, bey deren Ausü- bung er unläugbar eine Sprache führt. Macht auf dem Lande, bey einer windstillen Nacht, ein noch weit entferntes Geräusch, oder Fußtritt seine Aufmerksamkeit rege, so fängt er damit an, daß er seinen Unwillen darüber mit stillem Murren be- zeigt. Läßt das Geräusch nicht nach, so wird sein Murren lauter, dann bricht er in ein stumpfes kurz abgebrochenes Bellen aus, das ist: er läßt alle 3 oder 4 Sekunden einen kurzen Stimmstoß hören. Je näher der Gegenstand seines Unwillens heranrückt, je lauter und öfter wird sein Bellen. Zuletzt steigt es auf den höchsten Grad, und wird so geschwind wiederholt, daß sich das Thier kaum Zeit läßt Athem zu holen. Jst es ein Mensch, der sich nähert, und widersetzt er sich dem Hunde etwan mit aufgehobenem Stock, und fühlt sich der Hund zu schwach seinem Gegner zu widerstehen, so wird er bey einem jeden drohenden Streich zu-
rück-
I. Abtheilung.
§. 3.
Unter den vierfuͤßigen Thieren iſt der Hund eines der geſchickteſten, munterſten, und an Vor- ſtellungen reicheſten. Eine ſeiner vorzuͤglichſten Ei- genſchaften iſt die Wachſamkeit, bey deren Ausuͤ- bung er unlaͤugbar eine Sprache fuͤhrt. Macht auf dem Lande, bey einer windſtillen Nacht, ein noch weit entferntes Geraͤuſch, oder Fußtritt ſeine Aufmerkſamkeit rege, ſo faͤngt er damit an, daß er ſeinen Unwillen daruͤber mit ſtillem Murren be- zeigt. Laͤßt das Geraͤuſch nicht nach, ſo wird ſein Murren lauter, dann bricht er in ein ſtumpfes kurz abgebrochenes Bellen aus, das iſt: er laͤßt alle 3 oder 4 Sekunden einen kurzen Stimmſtoß hoͤren. Je naͤher der Gegenſtand ſeines Unwillens heranruͤckt, je lauter und oͤfter wird ſein Bellen. Zuletzt ſteigt es auf den hoͤchſten Grad, und wird ſo geſchwind wiederholt, daß ſich das Thier kaum Zeit laͤßt Athem zu holen. Jſt es ein Menſch, der ſich naͤhert, und widerſetzt er ſich dem Hunde etwan mit aufgehobenem Stock, und fuͤhlt ſich der Hund zu ſchwach ſeinem Gegner zu widerſtehen, ſo wird er bey einem jeden drohenden Streich zu-
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I. Abtheilung.
§. 3.
Unter den vierfuͤßigen Thieren iſt der Hund
eines der geſchickteſten, munterſten, und an Vor-
ſtellungen reicheſten. Eine ſeiner vorzuͤglichſten Ei-
genſchaften iſt die Wachſamkeit, bey deren Ausuͤ-
bung er unlaͤugbar eine Sprache fuͤhrt. Macht
auf dem Lande, bey einer windſtillen Nacht, ein
noch weit entferntes Geraͤuſch, oder Fußtritt ſeine
Aufmerkſamkeit rege, ſo faͤngt er damit an, daß
er ſeinen Unwillen daruͤber mit ſtillem Murren be-
zeigt. Laͤßt das Geraͤuſch nicht nach, ſo wird ſein
Murren lauter, dann bricht er in ein ſtumpfes
kurz abgebrochenes Bellen aus, das iſt: er laͤßt
alle 3 oder 4 Sekunden einen kurzen Stimmſtoß
hoͤren. Je naͤher der Gegenſtand ſeines Unwillens
heranruͤckt, je lauter und oͤfter wird ſein Bellen.
Zuletzt ſteigt es auf den hoͤchſten Grad, und wird
ſo geſchwind wiederholt, daß ſich das Thier kaum
Zeit laͤßt Athem zu holen. Jſt es ein Menſch,
der ſich naͤhert, und widerſetzt er ſich dem Hunde
etwan mit aufgehobenem Stock, und fuͤhlt ſich der
Hund zu ſchwach ſeinem Gegner zu widerſtehen,
ſo wird er bey einem jeden drohenden Streich zu-
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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/32>, abgerufen am 21.11.2024.
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