sehr enge begränzt sind, so kann auch ihre Sprache von keinem weiten Umfange seyn. Sie bestehet in Schreyen, Rufen, Winseln, Pfeiffen, Krähen, Gir- ren, Brüllen, Grunzen, Bellen, Zischen, Sum- sen, und wie alle die Töne heissen, die sie aus- stossen, und in manchen anderen Zeichen, die sie sich wechselweise durch die Verdrehung verschiedener Glieder des Körpers geben. Jhre Fähigkeit zu spre- chen reicht nicht weiter, als ihre Leidenschaften, ih- ren Trieb, und überhaupt den Zustand ihrer Em- pfindungen zu entdecken. Schmerzen, Vergnügen, Freude, Unwillen, Liebe, Haß, Neigung, Zorn, Verlangen, Mitleid, Furcht, Herzhaftigkeit und Schrecken sind die Empfindungen, die sie vorzüg- lich kennbar ausdrücken.
Wenn wir manche Thiere oft und mit Auf- merksamkeit betrachten, so lernen wir ihre Sprache so gut verstehen, als wenn sie artikulirte Worte zu uns sprächen. Man erlaube mir hier einige aus den zahmen Hausthieren, die jederman zu be- merken Gelegenheit hat, zum Beyspiele anzuführen, und ihre Sprache ein wenig genauer zu verfolgen.
§. 3.
A 2
Von der Sprache uͤberhaupt.
ſehr enge begraͤnzt ſind, ſo kann auch ihre Sprache von keinem weiten Umfange ſeyn. Sie beſtehet in Schreyen, Rufen, Winſeln, Pfeiffen, Kraͤhen, Gir- ren, Bruͤllen, Grunzen, Bellen, Ziſchen, Sum- ſen, und wie alle die Toͤne heiſſen, die ſie aus- ſtoſſen, und in manchen anderen Zeichen, die ſie ſich wechſelweiſe durch die Verdrehung verſchiedener Glieder des Koͤrpers geben. Jhre Faͤhigkeit zu ſpre- chen reicht nicht weiter, als ihre Leidenſchaften, ih- ren Trieb, und uͤberhaupt den Zuſtand ihrer Em- pfindungen zu entdecken. Schmerzen, Vergnuͤgen, Freude, Unwillen, Liebe, Haß, Neigung, Zorn, Verlangen, Mitleid, Furcht, Herzhaftigkeit und Schrecken ſind die Empfindungen, die ſie vorzuͤg- lich kennbar ausdruͤcken.
Wenn wir manche Thiere oft und mit Auf- merkſamkeit betrachten, ſo lernen wir ihre Sprache ſo gut verſtehen, als wenn ſie artikulirte Worte zu uns ſpraͤchen. Man erlaube mir hier einige aus den zahmen Hausthieren, die jederman zu be- merken Gelegenheit hat, zum Beyſpiele anzufuͤhren, und ihre Sprache ein wenig genauer zu verfolgen.
§. 3.
A 2
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[3/0031]
Von der Sprache uͤberhaupt.
ſehr enge begraͤnzt ſind, ſo kann auch ihre Sprache
von keinem weiten Umfange ſeyn. Sie beſtehet in
Schreyen, Rufen, Winſeln, Pfeiffen, Kraͤhen, Gir-
ren, Bruͤllen, Grunzen, Bellen, Ziſchen, Sum-
ſen, und wie alle die Toͤne heiſſen, die ſie aus-
ſtoſſen, und in manchen anderen Zeichen, die ſie
ſich wechſelweiſe durch die Verdrehung verſchiedener
Glieder des Koͤrpers geben. Jhre Faͤhigkeit zu ſpre-
chen reicht nicht weiter, als ihre Leidenſchaften, ih-
ren Trieb, und uͤberhaupt den Zuſtand ihrer Em-
pfindungen zu entdecken. Schmerzen, Vergnuͤgen,
Freude, Unwillen, Liebe, Haß, Neigung, Zorn,
Verlangen, Mitleid, Furcht, Herzhaftigkeit und
Schrecken ſind die Empfindungen, die ſie vorzuͤg-
lich kennbar ausdruͤcken.
Wenn wir manche Thiere oft und mit Auf-
merkſamkeit betrachten, ſo lernen wir ihre Sprache
ſo gut verſtehen, als wenn ſie artikulirte Worte
zu uns ſpraͤchen. Man erlaube mir hier einige
aus den zahmen Hausthieren, die jederman zu be-
merken Gelegenheit hat, zum Beyſpiele anzufuͤhren,
und ihre Sprache ein wenig genauer zu verfolgen.
§. 3.
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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/31>, abgerufen am 17.02.2025.
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