Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

III. Abtheilung.
ben, so oft der Fall vorkömmt, jedesmal angemer-
ket werden wird.

§. 71.

Jndem die Natur beyde Kiefer(*) mit aufein-
ander passenden Zähnen versah, war ihre vornehmste
Absicht, mit diesen Werkzeugen gleich einer Mühle
den ersten Stoff der Nahrung zu zermalmen, und
ihn theils zum Hinabschlucken, theils zur künftigen
Verdauung geschmeidiger zu machen. Diese Absicht
hätte sie nicht erreicht, wenn sie nicht wenigstens ei-
nen der Kiefer beweglich und geschickt gemacht hät-
te, sich von dem andern zu entfernen, und die Speise
wie zwischen zwey Mühlsteine einzulassen. Der obe-
re Kiefer bleibt also beständig fest und unbeweglich,
der untere aber bewegt sich abwärts. Die Oeff-
nung des aufgesperrten Mundes durfte, besonders
zwischen den vorderen Zähnen, auch nicht zu klein
seyn, damit man größere Stücke anfassen, und ab-

bei-
(*) Kinnladen, Kinnbacken, Kiefer, maxillae, mandi-
bulae.

III. Abtheilung.
ben, ſo oft der Fall vorkoͤmmt, jedesmal angemer-
ket werden wird.

§. 71.

Jndem die Natur beyde Kiefer(*) mit aufein-
ander paſſenden Zaͤhnen verſah, war ihre vornehmſte
Abſicht, mit dieſen Werkzeugen gleich einer Muͤhle
den erſten Stoff der Nahrung zu zermalmen, und
ihn theils zum Hinabſchlucken, theils zur kuͤnftigen
Verdauung geſchmeidiger zu machen. Dieſe Abſicht
haͤtte ſie nicht erreicht, wenn ſie nicht wenigſtens ei-
nen der Kiefer beweglich und geſchickt gemacht haͤt-
te, ſich von dem andern zu entfernen, und die Speiſe
wie zwiſchen zwey Muͤhlſteine einzulaſſen. Der obe-
re Kiefer bleibt alſo beſtaͤndig feſt und unbeweglich,
der untere aber bewegt ſich abwaͤrts. Die Oeff-
nung des aufgeſperrten Mundes durfte, beſonders
zwiſchen den vorderen Zaͤhnen, auch nicht zu klein
ſeyn, damit man groͤßere Stuͤcke anfaſſen, und ab-

bei-
(*) Kinnladen, Kinnbacken, Kiefer, maxillæ, mandi-
bulæ.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0166" n="128"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III</hi>. Abtheilung.</hi></fw><lb/>
ben, &#x017F;o oft der Fall vorko&#x0364;mmt, jedesmal angemer-<lb/>
ket werden wird.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 71.</head><lb/>
            <p>Jndem die Natur beyde Kiefer<note place="foot" n="(*)">Kinnladen, Kinnbacken, Kiefer, <hi rendition="#aq">maxillæ, mandi-<lb/>
bulæ.</hi></note> mit aufein-<lb/>
ander pa&#x017F;&#x017F;enden Za&#x0364;hnen ver&#x017F;ah, war ihre vornehm&#x017F;te<lb/>
Ab&#x017F;icht, mit die&#x017F;en Werkzeugen gleich einer Mu&#x0364;hle<lb/>
den er&#x017F;ten Stoff der Nahrung zu zermalmen, und<lb/>
ihn theils zum Hinab&#x017F;chlucken, theils zur ku&#x0364;nftigen<lb/>
Verdauung ge&#x017F;chmeidiger zu machen. Die&#x017F;e Ab&#x017F;icht<lb/>
ha&#x0364;tte &#x017F;ie nicht erreicht, wenn &#x017F;ie nicht wenig&#x017F;tens ei-<lb/>
nen der Kiefer beweglich und ge&#x017F;chickt gemacht ha&#x0364;t-<lb/>
te, &#x017F;ich von dem andern zu entfernen, und die Spei&#x017F;e<lb/>
wie zwi&#x017F;chen zwey Mu&#x0364;hl&#x017F;teine einzula&#x017F;&#x017F;en. Der obe-<lb/>
re Kiefer bleibt al&#x017F;o be&#x017F;ta&#x0364;ndig fe&#x017F;t und unbeweglich,<lb/>
der untere aber bewegt &#x017F;ich abwa&#x0364;rts. Die Oeff-<lb/>
nung des aufge&#x017F;perrten Mundes durfte, be&#x017F;onders<lb/>
zwi&#x017F;chen den vorderen Za&#x0364;hnen, auch nicht zu klein<lb/>
&#x017F;eyn, damit man gro&#x0364;ßere Stu&#x0364;cke anfa&#x017F;&#x017F;en, und ab-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bei-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0166] III. Abtheilung. ben, ſo oft der Fall vorkoͤmmt, jedesmal angemer- ket werden wird. §. 71. Jndem die Natur beyde Kiefer (*) mit aufein- ander paſſenden Zaͤhnen verſah, war ihre vornehmſte Abſicht, mit dieſen Werkzeugen gleich einer Muͤhle den erſten Stoff der Nahrung zu zermalmen, und ihn theils zum Hinabſchlucken, theils zur kuͤnftigen Verdauung geſchmeidiger zu machen. Dieſe Abſicht haͤtte ſie nicht erreicht, wenn ſie nicht wenigſtens ei- nen der Kiefer beweglich und geſchickt gemacht haͤt- te, ſich von dem andern zu entfernen, und die Speiſe wie zwiſchen zwey Muͤhlſteine einzulaſſen. Der obe- re Kiefer bleibt alſo beſtaͤndig feſt und unbeweglich, der untere aber bewegt ſich abwaͤrts. Die Oeff- nung des aufgeſperrten Mundes durfte, beſonders zwiſchen den vorderen Zaͤhnen, auch nicht zu klein ſeyn, damit man groͤßere Stuͤcke anfaſſen, und ab- bei- (*) Kinnladen, Kinnbacken, Kiefer, maxillæ, mandi- bulæ.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/166
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/166>, abgerufen am 18.12.2024.