und die Königin sandten Vertreter mit ihren Glück¬ wünschen, und die Versammlung war eine glänzende, wenn auch nicht sehr zahlreiche. Die Braut durfte sich trotzdem sehen lassen. Zambo war in einen schweren weißen Seidenstoff gekleidet, der in schmale Streifen mit Goldfäden abgenäht worden. Der breite stehende Spitzen¬ kragen, der silberdurchwirkte Schleier und die in das Haar geflochtenen Perlenschnüre, das auf dem freien Theile des Busens liegende Diamantkreuz hoben ihre dunkle oder vielmehr hellbraune Farbe wie etwas Selbst¬ verständliches, ja Einzigmögliches hervor, und ihre an¬ geborene schlanke und gerade Körperhaltung war so edel, daß Don Correa, als ein gelehrter Geistlicher unter den Gästen ihm flüsternd anerbot, einen Stammbaum zu ver¬ fassen und ihre Abkunft auf die Königin von Saba zurückzuführen, stolz auf ihre Haltung hinwies und sagte, es sei nicht nöthig.
Der fremdartige Reiz der ganzen Erscheinung wurde aber noch erhöht durch die über sie ausgegossene natürliche Demuth und den träumerischen Glanz ihrer Augen, welche verriethen, daß sie nicht recht wußte, was mit ihr vor¬ ging, da sie von den Nonnen in keiner Weise auf welt¬ liche Dinge vorbereitet worden.
Das erfuhr Don Correa erst auf seinem schönen Admiralschiffe, als er gleich nach der Hochzeit mit der Gemahlin die Rückreise nach Afrika angetreten hatte. Die Donna Maria Correa hielt sich nach wie vor für
und die Königin ſandten Vertreter mit ihren Glück¬ wünſchen, und die Verſammlung war eine glänzende, wenn auch nicht ſehr zahlreiche. Die Braut durfte ſich trotzdem ſehen laſſen. Zambo war in einen ſchweren weißen Seidenſtoff gekleidet, der in ſchmale Streifen mit Goldfäden abgenäht worden. Der breite ſtehende Spitzen¬ kragen, der ſilberdurchwirkte Schleier und die in das Haar geflochtenen Perlenſchnüre, das auf dem freien Theile des Buſens liegende Diamantkreuz hoben ihre dunkle oder vielmehr hellbraune Farbe wie etwas Selbſt¬ verſtändliches, ja Einzigmögliches hervor, und ihre an¬ geborene ſchlanke und gerade Körperhaltung war ſo edel, daß Don Correa, als ein gelehrter Geiſtlicher unter den Gäſten ihm flüſternd anerbot, einen Stammbaum zu ver¬ faſſen und ihre Abkunft auf die Königin von Saba zurückzuführen, ſtolz auf ihre Haltung hinwies und ſagte, es ſei nicht nöthig.
Der fremdartige Reiz der ganzen Erſcheinung wurde aber noch erhöht durch die über ſie ausgegoſſene natürliche Demuth und den träumeriſchen Glanz ihrer Augen, welche verriethen, daß ſie nicht recht wußte, was mit ihr vor¬ ging, da ſie von den Nonnen in keiner Weiſe auf welt¬ liche Dinge vorbereitet worden.
Das erfuhr Don Correa erſt auf ſeinem ſchönen Admiralſchiffe, als er gleich nach der Hochzeit mit der Gemahlin die Rückreiſe nach Afrika angetreten hatte. Die Donna Maria Correa hielt ſich nach wie vor für
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und die Königin ſandten Vertreter mit ihren Glück¬
wünſchen, und die Verſammlung war eine glänzende,
wenn auch nicht ſehr zahlreiche. Die Braut durfte ſich
trotzdem ſehen laſſen. Zambo war in einen ſchweren
weißen Seidenſtoff gekleidet, der in ſchmale Streifen mit
Goldfäden abgenäht worden. Der breite ſtehende Spitzen¬
kragen, der ſilberdurchwirkte Schleier und die in das
Haar geflochtenen Perlenſchnüre, das auf dem freien
Theile des Buſens liegende Diamantkreuz hoben ihre
dunkle oder vielmehr hellbraune Farbe wie etwas Selbſt¬
verſtändliches, ja Einzigmögliches hervor, und ihre an¬
geborene ſchlanke und gerade Körperhaltung war ſo edel,
daß Don Correa, als ein gelehrter Geiſtlicher unter den
Gäſten ihm flüſternd anerbot, einen Stammbaum zu ver¬
faſſen und ihre Abkunft auf die Königin von Saba
zurückzuführen, ſtolz auf ihre Haltung hinwies und ſagte,
es ſei nicht nöthig.
Der fremdartige Reiz der ganzen Erſcheinung wurde
aber noch erhöht durch die über ſie ausgegoſſene natürliche
Demuth und den träumeriſchen Glanz ihrer Augen, welche
verriethen, daß ſie nicht recht wußte, was mit ihr vor¬
ging, da ſie von den Nonnen in keiner Weiſe auf welt¬
liche Dinge vorbereitet worden.
Das erfuhr Don Correa erſt auf ſeinem ſchönen
Admiralſchiffe, als er gleich nach der Hochzeit mit der
Gemahlin die Rückreiſe nach Afrika angetreten hatte.
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Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/351>, abgerufen am 22.11.2024.
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