die Zimmerthüre, um das vermißte Licht bälder zu sehen und den zögernden Pagen zur Eile zu mahnen. In der linken Hand den Leuchter hoch empor haltend, daß sein hübsches Gesicht hell bestrahlt wurde, führte Luis mit der Rechten die Zambo oder Maria herbei, welche von den Füßen bis zum Haupte vom Straßenstaube bedeckt und vor Müdigkeit wankend ihm folgte.
"Da ist sie von selbst gekommen!" rief der Knabe mit triumphierender Freude über das treffliche Abenteuer. Zambo dagegen fiel aus Erschöpfung und Aufregung vor den Admiral hin und umfing mit den Armen seine Füße, während aus den zu ihm aufblickenden Augen große Thränen quollen. In froher Ueberraschung hob er sie, nun zum zweiten Male, von der Erde auf und sein Schlafrock von dunklem Sammet wurde vom Staube weiß gefärbt. Gleich dem Vater des verlorenen Sohnes eilte er selbst, die weibliche Dienerschaft aufzujagen und ihr den nächtlichen Ankömmling zu jeglicher Pflege zu übergeben und anzuempfehlen.
Dann erst ließ er sich von dem Pagen mittheilen, wo er die Zambo gefunden. Luis erzählte mit glückseligem Eifer, daß er, ohne den Thorwärter zu wecken, vorläufig nur die Klappe des vergitterten Guckfensters geöffnet und hinausgeschaut habe. Da sei eine müde Frauengestalt draußen gestanden, die sich kaum aufrecht gehalten, und als er durch das Gitter das Licht auf sie gerichtet, sei es die gute Zambo gewesen. Nun habe er selbst die Riegel
die Zimmerthüre, um das vermißte Licht bälder zu ſehen und den zögernden Pagen zur Eile zu mahnen. In der linken Hand den Leuchter hoch empor haltend, daß ſein hübſches Geſicht hell beſtrahlt wurde, führte Luis mit der Rechten die Zambo oder Maria herbei, welche von den Füßen bis zum Haupte vom Straßenſtaube bedeckt und vor Müdigkeit wankend ihm folgte.
„Da iſt ſie von ſelbſt gekommen!“ rief der Knabe mit triumphierender Freude über das treffliche Abenteuer. Zambo dagegen fiel aus Erſchöpfung und Aufregung vor den Admiral hin und umfing mit den Armen ſeine Füße, während aus den zu ihm aufblickenden Augen große Thränen quollen. In froher Ueberraſchung hob er ſie, nun zum zweiten Male, von der Erde auf und ſein Schlafrock von dunklem Sammet wurde vom Staube weiß gefärbt. Gleich dem Vater des verlorenen Sohnes eilte er ſelbſt, die weibliche Dienerſchaft aufzujagen und ihr den nächtlichen Ankömmling zu jeglicher Pflege zu übergeben und anzuempfehlen.
Dann erſt ließ er ſich von dem Pagen mittheilen, wo er die Zambo gefunden. Luis erzählte mit glückſeligem Eifer, daß er, ohne den Thorwärter zu wecken, vorläufig nur die Klappe des vergitterten Guckfenſters geöffnet und hinausgeſchaut habe. Da ſei eine müde Frauengeſtalt draußen geſtanden, die ſich kaum aufrecht gehalten, und als er durch das Gitter das Licht auf ſie gerichtet, ſei es die gute Zambo geweſen. Nun habe er ſelbſt die Riegel
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0346"n="336"/>
die Zimmerthüre, um das vermißte Licht bälder zu ſehen<lb/>
und den zögernden Pagen zur Eile zu mahnen. In der<lb/>
linken Hand den Leuchter hoch empor haltend, daß ſein<lb/>
hübſches Geſicht hell beſtrahlt wurde, führte Luis mit der<lb/>
Rechten die Zambo oder Maria herbei, welche von den<lb/>
Füßen bis zum Haupte vom Straßenſtaube bedeckt und<lb/>
vor Müdigkeit wankend ihm folgte.</p><lb/><p>„Da iſt ſie von ſelbſt gekommen!“ rief der Knabe<lb/>
mit triumphierender Freude über das treffliche Abenteuer.<lb/>
Zambo dagegen fiel aus Erſchöpfung und Aufregung vor<lb/>
den Admiral hin und umfing mit den Armen ſeine Füße,<lb/>
während aus den zu ihm aufblickenden Augen große<lb/>
Thränen quollen. In froher Ueberraſchung hob er ſie,<lb/>
nun zum zweiten Male, von der Erde auf und ſein<lb/>
Schlafrock von dunklem Sammet wurde vom Staube<lb/>
weiß gefärbt. Gleich dem Vater des verlorenen Sohnes<lb/>
eilte er ſelbſt, die weibliche Dienerſchaft aufzujagen und<lb/>
ihr den nächtlichen Ankömmling zu jeglicher Pflege zu<lb/>
übergeben und anzuempfehlen.</p><lb/><p>Dann erſt ließ er ſich von dem Pagen mittheilen, wo<lb/>
er die Zambo gefunden. Luis erzählte mit glückſeligem<lb/>
Eifer, daß er, ohne den Thorwärter zu wecken, vorläufig<lb/>
nur die Klappe des vergitterten Guckfenſters geöffnet und<lb/>
hinausgeſchaut habe. Da ſei eine müde Frauengeſtalt<lb/>
draußen geſtanden, die ſich kaum aufrecht gehalten, und<lb/>
als er durch das Gitter das Licht auf ſie gerichtet, ſei<lb/>
es die gute Zambo geweſen. Nun habe er ſelbſt die Riegel<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[336/0346]
die Zimmerthüre, um das vermißte Licht bälder zu ſehen
und den zögernden Pagen zur Eile zu mahnen. In der
linken Hand den Leuchter hoch empor haltend, daß ſein
hübſches Geſicht hell beſtrahlt wurde, führte Luis mit der
Rechten die Zambo oder Maria herbei, welche von den
Füßen bis zum Haupte vom Straßenſtaube bedeckt und
vor Müdigkeit wankend ihm folgte.
„Da iſt ſie von ſelbſt gekommen!“ rief der Knabe
mit triumphierender Freude über das treffliche Abenteuer.
Zambo dagegen fiel aus Erſchöpfung und Aufregung vor
den Admiral hin und umfing mit den Armen ſeine Füße,
während aus den zu ihm aufblickenden Augen große
Thränen quollen. In froher Ueberraſchung hob er ſie,
nun zum zweiten Male, von der Erde auf und ſein
Schlafrock von dunklem Sammet wurde vom Staube
weiß gefärbt. Gleich dem Vater des verlorenen Sohnes
eilte er ſelbſt, die weibliche Dienerſchaft aufzujagen und
ihr den nächtlichen Ankömmling zu jeglicher Pflege zu
übergeben und anzuempfehlen.
Dann erſt ließ er ſich von dem Pagen mittheilen, wo
er die Zambo gefunden. Luis erzählte mit glückſeligem
Eifer, daß er, ohne den Thorwärter zu wecken, vorläufig
nur die Klappe des vergitterten Guckfenſters geöffnet und
hinausgeſchaut habe. Da ſei eine müde Frauengeſtalt
draußen geſtanden, die ſich kaum aufrecht gehalten, und
als er durch das Gitter das Licht auf ſie gerichtet, ſei
es die gute Zambo geweſen. Nun habe er ſelbſt die Riegel
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/346>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.