Auf einmal ertönte die laute Stimme eines der Priester, der rief: "Wunder! Wunder! Ein großes Heil ist geschehen! Der Herr ist eingekehrt in seine irdische Wohnung, in sein liebliches Pavillon und Sommer¬ häuschen! Er will die erste Heidin sehen, die wir hier getauft haben!"
Alles blickte starren Auges auf das Altarbild, auf welches die Zambo gedeutet hatte, und bald rief hier, bald dort Einer aus der Menge: Ich seh' es auch! Ich seh' es auch! ohne daß Jemand wußte, was eigentlich zu sehen sei. Die Jesuiten, schnell gefaßt, die günstige Gelegenheit zu packen, schlugen alle weiteren Erörterungen mit einem mächtigen Tedeum nieder, das sie anstimmten und in welches alles Volk einfiel. Dann ergriffen sie die Neugetaufte und führten sie mit Kreuz und Fahne in Procession in der Kirche und um die Kirche herum, unter geschwungenen Räucherfässern und fortwährend ihr Ora pro nobis singend. Immer mehr Volk lief herbei, und in kurzer Zeit war sie ihrem Herrn und Beschützer abhanden gekommen und unsichtbar geworden; denn man schleppte sie auch noch in den Straßen herum und in verschiedene Häuser hinein, wo man sich an ihrem Anblicke erbauen wollte.
Endlich ging Don Correa, sie zu suchen, und holte sie aus dem dicksten Haufen Leute heraus, wo sie sich ersichtlich voll Furcht und Angst befand, da sie gar nicht wußte, was Alles zu bedeuten habe, und zu glauben be¬
Auf einmal ertönte die laute Stimme eines der Prieſter, der rief: „Wunder! Wunder! Ein großes Heil iſt geſchehen! Der Herr iſt eingekehrt in ſeine irdiſche Wohnung, in ſein liebliches Pavillon und Sommer¬ häuschen! Er will die erſte Heidin ſehen, die wir hier getauft haben!“
Alles blickte ſtarren Auges auf das Altarbild, auf welches die Zambo gedeutet hatte, und bald rief hier, bald dort Einer aus der Menge: Ich ſeh' es auch! Ich ſeh' es auch! ohne daß Jemand wußte, was eigentlich zu ſehen ſei. Die Jeſuiten, ſchnell gefaßt, die günſtige Gelegenheit zu packen, ſchlugen alle weiteren Erörterungen mit einem mächtigen Tedeum nieder, das ſie anſtimmten und in welches alles Volk einfiel. Dann ergriffen ſie die Neugetaufte und führten ſie mit Kreuz und Fahne in Proceſſion in der Kirche und um die Kirche herum, unter geſchwungenen Räucherfäſſern und fortwährend ihr Ora pro nobis ſingend. Immer mehr Volk lief herbei, und in kurzer Zeit war ſie ihrem Herrn und Beſchützer abhanden gekommen und unſichtbar geworden; denn man ſchleppte ſie auch noch in den Straßen herum und in verſchiedene Häuſer hinein, wo man ſich an ihrem Anblicke erbauen wollte.
Endlich ging Don Correa, ſie zu ſuchen, und holte ſie aus dem dickſten Haufen Leute heraus, wo ſie ſich erſichtlich voll Furcht und Angſt befand, da ſie gar nicht wußte, was Alles zu bedeuten habe, und zu glauben be¬
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Auf einmal ertönte die laute Stimme eines der
Prieſter, der rief: „Wunder! Wunder! Ein großes Heil
iſt geſchehen! Der Herr iſt eingekehrt in ſeine irdiſche
Wohnung, in ſein liebliches Pavillon und Sommer¬
häuschen! Er will die erſte Heidin ſehen, die wir hier
getauft haben!“
Alles blickte ſtarren Auges auf das Altarbild, auf
welches die Zambo gedeutet hatte, und bald rief hier, bald
dort Einer aus der Menge: Ich ſeh' es auch! Ich ſeh'
es auch! ohne daß Jemand wußte, was eigentlich zu
ſehen ſei. Die Jeſuiten, ſchnell gefaßt, die günſtige
Gelegenheit zu packen, ſchlugen alle weiteren Erörterungen
mit einem mächtigen Tedeum nieder, das ſie anſtimmten
und in welches alles Volk einfiel. Dann ergriffen ſie
die Neugetaufte und führten ſie mit Kreuz und Fahne
in Proceſſion in der Kirche und um die Kirche herum,
unter geſchwungenen Räucherfäſſern und fortwährend ihr
Ora pro nobis ſingend. Immer mehr Volk lief herbei,
und in kurzer Zeit war ſie ihrem Herrn und Beſchützer
abhanden gekommen und unſichtbar geworden; denn man
ſchleppte ſie auch noch in den Straßen herum und in
verſchiedene Häuſer hinein, wo man ſich an ihrem Anblicke
erbauen wollte.
Endlich ging Don Correa, ſie zu ſuchen, und holte
ſie aus dem dickſten Haufen Leute heraus, wo ſie ſich
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Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/327>, abgerufen am 22.11.2024.
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