Feinden ihn mit erhöhtem Ansehen zu bekleiden wünsche, weshalb er es an der Zeit fand, nach Lissabon zu reisen und die Verhältnisse herzustellen. Aber noch sollte die Frau nicht wissen, um was es sich handle, sondern erst nach verrichteten Dingen mit ihm in seinen Palast ein¬ ziehen. Er theilte ihr daher lediglich mit, daß er eine Reise in nothwendigen Geschäften vorhabe, und da sie hierüber feuerroth im Gesichte wurde, achtete er nicht sehr darauf, streichelte ihr die flammenden Wangen und begab sich in den Stall, um die Pferde auszusuchen für ihn und einen Reitknecht. Allein es kam der Stallmeister herbei, fragend, was zu seinen Diensten stände, und als Don Correa die zwei Pferde bezeichnete, die man ihm satteln solle, zog der Stallmeister ehrerbietig sein ledernes Haus¬ käppchen, machte einen steifen aber tiefen Bückling und sagte höflich, die Pferde gehörten seiner gnädigen Donna und er werde nicht verfehlen, ungesäumt ihre Willens¬ meinung einzuholen. Hierauf richtete er sich wieder in die Höhe, worauf Correa dem Alten, den er aufmerksam betrachtet, eine Ohrfeige gab und ihn aus dem Stalle warf, nicht sowohl aus Rohheit, als aus angeborner Matri¬ monial-Politik, die in diesem ersten Falle ihm ungesucht zu Gebote stand, so wenig er auch auf dem Gebiete schon erfahren war. Sodann befahl er einem Knechte mit harter Stimme und strengem Blicke, die Pferde zu satteln und sich selber zur Abreise bereit zu machen, worauf er wieder in den Saal hinauf ging, gestiefelt
Feinden ihn mit erhöhtem Anſehen zu bekleiden wünſche, weshalb er es an der Zeit fand, nach Liſſabon zu reiſen und die Verhältniſſe herzuſtellen. Aber noch ſollte die Frau nicht wiſſen, um was es ſich handle, ſondern erſt nach verrichteten Dingen mit ihm in ſeinen Palaſt ein¬ ziehen. Er theilte ihr daher lediglich mit, daß er eine Reiſe in nothwendigen Geſchäften vorhabe, und da ſie hierüber feuerroth im Geſichte wurde, achtete er nicht ſehr darauf, ſtreichelte ihr die flammenden Wangen und begab ſich in den Stall, um die Pferde auszuſuchen für ihn und einen Reitknecht. Allein es kam der Stallmeiſter herbei, fragend, was zu ſeinen Dienſten ſtände, und als Don Correa die zwei Pferde bezeichnete, die man ihm ſatteln ſolle, zog der Stallmeiſter ehrerbietig ſein ledernes Haus¬ käppchen, machte einen ſteifen aber tiefen Bückling und ſagte höflich, die Pferde gehörten ſeiner gnädigen Donna und er werde nicht verfehlen, ungeſäumt ihre Willens¬ meinung einzuholen. Hierauf richtete er ſich wieder in die Höhe, worauf Correa dem Alten, den er aufmerkſam betrachtet, eine Ohrfeige gab und ihn aus dem Stalle warf, nicht ſowohl aus Rohheit, als aus angeborner Matri¬ monial-Politik, die in dieſem erſten Falle ihm ungeſucht zu Gebote ſtand, ſo wenig er auch auf dem Gebiete ſchon erfahren war. Sodann befahl er einem Knechte mit harter Stimme und ſtrengem Blicke, die Pferde zu ſatteln und ſich ſelber zur Abreiſe bereit zu machen, worauf er wieder in den Saal hinauf ging, geſtiefelt
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Feinden ihn mit erhöhtem Anſehen zu bekleiden wünſche,
weshalb er es an der Zeit fand, nach Liſſabon zu reiſen
und die Verhältniſſe herzuſtellen. Aber noch ſollte die
Frau nicht wiſſen, um was es ſich handle, ſondern erſt
nach verrichteten Dingen mit ihm in ſeinen Palaſt ein¬
ziehen. Er theilte ihr daher lediglich mit, daß er eine
Reiſe in nothwendigen Geſchäften vorhabe, und da ſie
hierüber feuerroth im Geſichte wurde, achtete er nicht ſehr
darauf, ſtreichelte ihr die flammenden Wangen und begab
ſich in den Stall, um die Pferde auszuſuchen für ihn und
einen Reitknecht. Allein es kam der Stallmeiſter herbei,
fragend, was zu ſeinen Dienſten ſtände, und als Don
Correa die zwei Pferde bezeichnete, die man ihm ſatteln
ſolle, zog der Stallmeiſter ehrerbietig ſein ledernes Haus¬
käppchen, machte einen ſteifen aber tiefen Bückling und
ſagte höflich, die Pferde gehörten ſeiner gnädigen Donna
und er werde nicht verfehlen, ungeſäumt ihre Willens¬
meinung einzuholen. Hierauf richtete er ſich wieder in
die Höhe, worauf Correa dem Alten, den er aufmerkſam
betrachtet, eine Ohrfeige gab und ihn aus dem Stalle warf,
nicht ſowohl aus Rohheit, als aus angeborner Matri¬
monial-Politik, die in dieſem erſten Falle ihm ungeſucht
zu Gebote ſtand, ſo wenig er auch auf dem Gebiete ſchon
erfahren war. Sodann befahl er einem Knechte mit
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Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/292>, abgerufen am 25.11.2024.
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