reiste in unsere Universitätsstadt zurück, um den dortigen Aufenthalt zu beendigen, und so weiter, bis nach Verfluß von weniger als sieben Monaten die brave schöne Regine als seine Gattin abermals neben ihm in einem Reise¬ wagen saß.
Als Reinhart glücklich die Magd auf die Hochzeitreise geschickt, hielt er einen Augenblick inne und bemerkte erst jetzt, daß das Schnurren der Spinnräder nicht mehr zu hören war; denn die beiden Mädchen hatten über dem erfreulichen Schicksal der Regine das Spinnen vergessen, und die Augen gespannt auf den Erzähler gerichtet, hielten sie Daum und Zeigefinger in der Luft, ohne daß der Faden lief. Die Eine mochte sich das schöne Reisekleid der glückhaften Person vorstellen, die Andere in Gedanken die goldene Damenuhr betrachten, die ihr ohne Zweifel an langer Kette hing. Hinwiederum bedachte Jene die Herrlichkeit des Augenblickes, wo sie im Fall wäre, selbst¬ eigene Dienstboten anzustellen und aus einer großen Zahl sich meldender Mädchen, auf dem Sopha sitzend, einige auszuwählen. Die Andere aber nahm sich vor, an Re¬ ginens Stelle jedenfalls sofort wenigstens sechs Paar neue Stiefelchen von Zeug und von feinstem Leder machen zu lassen, und mit süßem Schauer sah sie schon den jungen, ledigen Schuhmachermeister vor sich, den sie hatte in's Haus kommen lassen, die Stiefelchen anzumessen, jedes Paar besonders, und sie hielt ihm huldvoll den Fuß hin, bereit, ihm auch die Hand zu schenken, um welche der
reiſte in unſere Univerſitätsſtadt zurück, um den dortigen Aufenthalt zu beendigen, und ſo weiter, bis nach Verfluß von weniger als ſieben Monaten die brave ſchöne Regine als ſeine Gattin abermals neben ihm in einem Reiſe¬ wagen ſaß.
Als Reinhart glücklich die Magd auf die Hochzeitreiſe geſchickt, hielt er einen Augenblick inne und bemerkte erſt jetzt, daß das Schnurren der Spinnräder nicht mehr zu hören war; denn die beiden Mädchen hatten über dem erfreulichen Schickſal der Regine das Spinnen vergeſſen, und die Augen geſpannt auf den Erzähler gerichtet, hielten ſie Daum und Zeigefinger in der Luft, ohne daß der Faden lief. Die Eine mochte ſich das ſchöne Reiſekleid der glückhaften Perſon vorſtellen, die Andere in Gedanken die goldene Damenuhr betrachten, die ihr ohne Zweifel an langer Kette hing. Hinwiederum bedachte Jene die Herrlichkeit des Augenblickes, wo ſie im Fall wäre, ſelbſt¬ eigene Dienſtboten anzuſtellen und aus einer großen Zahl ſich meldender Mädchen, auf dem Sopha ſitzend, einige auszuwählen. Die Andere aber nahm ſich vor, an Re¬ ginens Stelle jedenfalls ſofort wenigſtens ſechs Paar neue Stiefelchen von Zeug und von feinſtem Leder machen zu laſſen, und mit ſüßem Schauer ſah ſie ſchon den jungen, ledigen Schuhmachermeiſter vor ſich, den ſie hatte in's Haus kommen laſſen, die Stiefelchen anzumeſſen, jedes Paar beſonders, und ſie hielt ihm huldvoll den Fuß hin, bereit, ihm auch die Hand zu ſchenken, um welche der
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reiſte in unſere Univerſitätsſtadt zurück, um den dortigen
Aufenthalt zu beendigen, und ſo weiter, bis nach Verfluß
von weniger als ſieben Monaten die brave ſchöne Regine
als ſeine Gattin abermals neben ihm in einem Reiſe¬
wagen ſaß.
Als Reinhart glücklich die Magd auf die Hochzeitreiſe
geſchickt, hielt er einen Augenblick inne und bemerkte erſt
jetzt, daß das Schnurren der Spinnräder nicht mehr zu
hören war; denn die beiden Mädchen hatten über dem
erfreulichen Schickſal der Regine das Spinnen vergeſſen,
und die Augen geſpannt auf den Erzähler gerichtet, hielten
ſie Daum und Zeigefinger in der Luft, ohne daß der
Faden lief. Die Eine mochte ſich das ſchöne Reiſekleid
der glückhaften Perſon vorſtellen, die Andere in Gedanken
die goldene Damenuhr betrachten, die ihr ohne Zweifel
an langer Kette hing. Hinwiederum bedachte Jene die
Herrlichkeit des Augenblickes, wo ſie im Fall wäre, ſelbſt¬
eigene Dienſtboten anzuſtellen und aus einer großen Zahl
ſich meldender Mädchen, auf dem Sopha ſitzend, einige
auszuwählen. Die Andere aber nahm ſich vor, an Re¬
ginens Stelle jedenfalls ſofort wenigſtens ſechs Paar neue
Stiefelchen von Zeug und von feinſtem Leder machen zu
laſſen, und mit ſüßem Schauer ſah ſie ſchon den jungen,
ledigen Schuhmachermeiſter vor ſich, den ſie hatte in's
Haus kommen laſſen, die Stiefelchen anzumeſſen, jedes
Paar beſonders, und ſie hielt ihm huldvoll den Fuß hin,
bereit, ihm auch die Hand zu ſchenken, um welche der
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Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/102>, abgerufen am 24.11.2024.
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