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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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zusammenhing, und man brauchte nichts als
pünktlich und aufmerksam beim einen und dem
andern zu sein und sich um weiter nichts zu
kümmern. Schon am zweiten Tage unsrer Fahrt
sah ich einen Soldaten prügeln, der wider einen
Vorgesetzten gemurrt, nachdem er schon verschie¬
dene Unregelmäßigkeiten begangen. Sogleich nahm
ich mir vor, daß dies mir nie widerfahren solle,
und nun kam mir mein Schmollwesen sehr gut
zu statten, indem es mir eine vortreffliche laut¬
lose Pünktlichkeit und Aufmerksamkeit erleichterte
und es mir fortwährend möglich machte, mir in
keiner Weise etwas zu vergeben."

"So wurde ich ein ganz ordentlicher und
brauchbarer Soldat; es machte mir Freude, alles
recht zu begreifen und so zu thun, wie es als
mustergültig vorgeschrieben war, und da es mir
gelang, so fühlte ich mich endlich ziemlich zufrie¬
den, ohne jedoch mehr Worte zu verlieren als
bisher. Nur selten wurde ich beinahe ein wenig
lustig und beging etwa einen närrischen halben
Spaß, was mir vollends den Anstrich eines Sol¬
daten gab, wie er sein soll, und zugleich verhin¬
derte, daß man mich nicht leiden konnte, und so

zuſammenhing, und man brauchte nichts als
pünktlich und aufmerkſam beim einen und dem
andern zu ſein und ſich um weiter nichts zu
kümmern. Schon am zweiten Tage unſrer Fahrt
ſah ich einen Soldaten prügeln, der wider einen
Vorgeſetzten gemurrt, nachdem er ſchon verſchie¬
dene Unregelmäßigkeiten begangen. Sogleich nahm
ich mir vor, daß dies mir nie widerfahren ſolle,
und nun kam mir mein Schmollweſen ſehr gut
zu ſtatten, indem es mir eine vortreffliche laut¬
loſe Pünktlichkeit und Aufmerkſamkeit erleichterte
und es mir fortwährend möglich machte, mir in
keiner Weiſe etwas zu vergeben.«

»So wurde ich ein ganz ordentlicher und
brauchbarer Soldat; es machte mir Freude, alles
recht zu begreifen und ſo zu thun, wie es als
muſtergültig vorgeſchrieben war, und da es mir
gelang, ſo fühlte ich mich endlich ziemlich zufrie¬
den, ohne jedoch mehr Worte zu verlieren als
bisher. Nur ſelten wurde ich beinahe ein wenig
luſtig und beging etwa einen närriſchen halben
Spaß, was mir vollends den Anſtrich eines Sol¬
daten gab, wie er ſein ſoll, und zugleich verhin¬
derte, daß man mich nicht leiden konnte, und ſo

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[43/0055] zuſammenhing, und man brauchte nichts als pünktlich und aufmerkſam beim einen und dem andern zu ſein und ſich um weiter nichts zu kümmern. Schon am zweiten Tage unſrer Fahrt ſah ich einen Soldaten prügeln, der wider einen Vorgeſetzten gemurrt, nachdem er ſchon verſchie¬ dene Unregelmäßigkeiten begangen. Sogleich nahm ich mir vor, daß dies mir nie widerfahren ſolle, und nun kam mir mein Schmollweſen ſehr gut zu ſtatten, indem es mir eine vortreffliche laut¬ loſe Pünktlichkeit und Aufmerkſamkeit erleichterte und es mir fortwährend möglich machte, mir in keiner Weiſe etwas zu vergeben.« »So wurde ich ein ganz ordentlicher und brauchbarer Soldat; es machte mir Freude, alles recht zu begreifen und ſo zu thun, wie es als muſtergültig vorgeſchrieben war, und da es mir gelang, ſo fühlte ich mich endlich ziemlich zufrie¬ den, ohne jedoch mehr Worte zu verlieren als bisher. Nur ſelten wurde ich beinahe ein wenig luſtig und beging etwa einen närriſchen halben Spaß, was mir vollends den Anſtrich eines Sol¬ daten gab, wie er ſein ſoll, und zugleich verhin¬ derte, daß man mich nicht leiden konnte, und ſo

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/55>, abgerufen am 22.11.2024.