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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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ich als ein wahrer Teufelskerl an Stärke und
Rührigkeit in der Seestadt Hamburg anlangte,
wo ich alsbald dem Wasser zulief und mich unter
die Seeleute mischte, welche sich da umtrieben
und mit dem Befrachten ihrer Schiffe beschäftigt
waren. Da ich überall zugriff und ohne alber¬
nes Gaffen doch aufmerksam war, ohne ein Wort
dabei zu sprechen, noch je den Mund zu ver¬
ziehen, so duldeten die einsilbigen derben Gesellen
mich bald unter sich und ich brachte eine Woche
unter ihnen zu, worauf sie mich auf einem engli¬
schen Kauffahrer einschmuggelten, dessen Kapitän
mich aufnahm unter der Bedingung, daß ich ihm
in seinem Privatgeschäfte helfe, das er während
seiner Fahrten betrieb. Dieses bestand nämlich
im Zusammensetzen und Herstellen von allerhand
Feuerwaffen und Pistolen aus alten abgenutzten
Bestandtheilen, die er in großer Menge zusam¬
menkaufte, wenn er in der alten Welt vor Anker
ging. Es waren seltsame und fabelhafte Todes¬
werkzeuge, die er so mit schrecklicher Leidenschaft
zusammenfügte und dann bei Gelegenheit an wil¬
den Küsten gegen werthvolle Friedensprodukte und
sanfte Naturgegenstände austauschte. Ich hielt

ich als ein wahrer Teufelskerl an Stärke und
Rührigkeit in der Seeſtadt Hamburg anlangte,
wo ich alsbald dem Waſſer zulief und mich unter
die Seeleute miſchte, welche ſich da umtrieben
und mit dem Befrachten ihrer Schiffe beſchäftigt
waren. Da ich überall zugriff und ohne alber¬
nes Gaffen doch aufmerkſam war, ohne ein Wort
dabei zu ſprechen, noch je den Mund zu ver¬
ziehen, ſo duldeten die einſilbigen derben Geſellen
mich bald unter ſich und ich brachte eine Woche
unter ihnen zu, worauf ſie mich auf einem engli¬
ſchen Kauffahrer einſchmuggelten, deſſen Kapitän
mich aufnahm unter der Bedingung, daß ich ihm
in ſeinem Privatgeſchäfte helfe, das er während
ſeiner Fahrten betrieb. Dieſes beſtand nämlich
im Zuſammenſetzen und Herſtellen von allerhand
Feuerwaffen und Piſtolen aus alten abgenutzten
Beſtandtheilen, die er in großer Menge zuſam¬
menkaufte, wenn er in der alten Welt vor Anker
ging. Es waren ſeltſame und fabelhafte Todes¬
werkzeuge, die er ſo mit ſchrecklicher Leidenſchaft
zuſammenfügte und dann bei Gelegenheit an wil¬
den Küſten gegen werthvolle Friedensprodukte und
ſanfte Naturgegenſtände austauſchte. Ich hielt

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[40/0052] ich als ein wahrer Teufelskerl an Stärke und Rührigkeit in der Seeſtadt Hamburg anlangte, wo ich alsbald dem Waſſer zulief und mich unter die Seeleute miſchte, welche ſich da umtrieben und mit dem Befrachten ihrer Schiffe beſchäftigt waren. Da ich überall zugriff und ohne alber¬ nes Gaffen doch aufmerkſam war, ohne ein Wort dabei zu ſprechen, noch je den Mund zu ver¬ ziehen, ſo duldeten die einſilbigen derben Geſellen mich bald unter ſich und ich brachte eine Woche unter ihnen zu, worauf ſie mich auf einem engli¬ ſchen Kauffahrer einſchmuggelten, deſſen Kapitän mich aufnahm unter der Bedingung, daß ich ihm in ſeinem Privatgeſchäfte helfe, das er während ſeiner Fahrten betrieb. Dieſes beſtand nämlich im Zuſammenſetzen und Herſtellen von allerhand Feuerwaffen und Piſtolen aus alten abgenutzten Beſtandtheilen, die er in großer Menge zuſam¬ menkaufte, wenn er in der alten Welt vor Anker ging. Es waren ſeltſame und fabelhafte Todes¬ werkzeuge, die er ſo mit ſchrecklicher Leidenſchaft zuſammenfügte und dann bei Gelegenheit an wil¬ den Küſten gegen werthvolle Friedensprodukte und ſanfte Naturgegenſtände austauſchte. Ich hielt

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/52>, abgerufen am 22.11.2024.