es auch zehntausend sein?" "Ja das ist nun nicht zu schwören! sagte Spiegel, ich bin nie da unten gewesen und hab's nicht gezählt! Ist auch möglich, daß die Dame dazumal einige Stücke auf dem Wege verloren hat, als sie den Schatz hieher trug, da sie in einem sehr auf¬ geregten Zustande war." "Nun, seien es auch ein Dutzend oder mehr weniger!" sagte Herr Pineiß, "es soll mir darauf nicht ankommen!" Er setzte sich auf den Rand des Brunnens, Spiegel setzte sich auch nieder und leckte sich das Pfötchen. "Da wäre nun der Schatz!" sagte Pineiß, indem er sich hinter den Ohren kratzte, "und hier wäre auch der Mann dazu; fehlt nur noch das bildschöne Weib!" "Wie?" sagte Spiegel. "Ich meine, es fehlt nur noch die¬ jenige, welche die Zehntausend als Mitgift be¬ kommen soll um mich damit zu überraschen am Hochzeitmorgen, und welche alle jene angenehmen Tugenden hat, von denen Du gesprochen!" "Hm! versetzte Spiegel, die Sache verhält sich nicht ganz so, wie Ihr sagt! Der Schatz ist da, wie Ihr richtig einseht; das schöne Weib habe ich, um es aufrichtig zu gestehen, allbereits auch
es auch zehntauſend ſein?« »Ja das iſt nun nicht zu ſchwören! ſagte Spiegel, ich bin nie da unten geweſen und hab's nicht gezählt! Iſt auch möglich, daß die Dame dazumal einige Stücke auf dem Wege verloren hat, als ſie den Schatz hieher trug, da ſie in einem ſehr auf¬ geregten Zuſtande war.« »Nun, ſeien es auch ein Dutzend oder mehr weniger!« ſagte Herr Pineiß, »es ſoll mir darauf nicht ankommen!« Er ſetzte ſich auf den Rand des Brunnens, Spiegel ſetzte ſich auch nieder und leckte ſich das Pfötchen. »Da wäre nun der Schatz!« ſagte Pineiß, indem er ſich hinter den Ohren kratzte, »und hier wäre auch der Mann dazu; fehlt nur noch das bildſchöne Weib!« »Wie?« ſagte Spiegel. »Ich meine, es fehlt nur noch die¬ jenige, welche die Zehntauſend als Mitgift be¬ kommen ſoll um mich damit zu überraſchen am Hochzeitmorgen, und welche alle jene angenehmen Tugenden hat, von denen Du geſprochen!« »Hm! verſetzte Spiegel, die Sache verhält ſich nicht ganz ſo, wie Ihr ſagt! Der Schatz iſt da, wie Ihr richtig einſeht; das ſchöne Weib habe ich, um es aufrichtig zu geſtehen, allbereits auch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0514"n="502"/>
es auch zehntauſend ſein?« »Ja das iſt nun<lb/>
nicht zu ſchwören! ſagte Spiegel, ich bin nie<lb/>
da unten geweſen und hab's nicht gezählt! Iſt<lb/>
auch möglich, daß die Dame dazumal einige<lb/>
Stücke auf dem Wege verloren hat, als ſie den<lb/>
Schatz hieher trug, da ſie in einem ſehr auf¬<lb/>
geregten Zuſtande war.« »Nun, ſeien es auch<lb/>
ein Dutzend oder mehr weniger!« ſagte Herr<lb/>
Pineiß, »es ſoll mir darauf nicht ankommen!«<lb/>
Er ſetzte ſich auf den Rand des Brunnens,<lb/>
Spiegel ſetzte ſich auch nieder und leckte ſich das<lb/>
Pfötchen. »Da wäre nun der Schatz!« ſagte<lb/>
Pineiß, indem er ſich hinter den Ohren kratzte,<lb/>
»und hier wäre auch der Mann dazu; fehlt<lb/>
nur noch das bildſchöne Weib!« »Wie?« ſagte<lb/>
Spiegel. »Ich meine, es fehlt nur noch die¬<lb/>
jenige, welche die Zehntauſend als Mitgift be¬<lb/>
kommen ſoll um mich damit zu überraſchen am<lb/>
Hochzeitmorgen, und welche alle jene angenehmen<lb/>
Tugenden hat, von denen Du geſprochen!« »Hm!<lb/>
verſetzte Spiegel, die Sache verhält ſich nicht<lb/>
ganz ſo, wie Ihr ſagt! Der Schatz iſt da, wie<lb/>
Ihr richtig einſeht; das ſchöne Weib habe ich,<lb/>
um es aufrichtig zu geſtehen, allbereits auch<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[502/0514]
es auch zehntauſend ſein?« »Ja das iſt nun
nicht zu ſchwören! ſagte Spiegel, ich bin nie
da unten geweſen und hab's nicht gezählt! Iſt
auch möglich, daß die Dame dazumal einige
Stücke auf dem Wege verloren hat, als ſie den
Schatz hieher trug, da ſie in einem ſehr auf¬
geregten Zuſtande war.« »Nun, ſeien es auch
ein Dutzend oder mehr weniger!« ſagte Herr
Pineiß, »es ſoll mir darauf nicht ankommen!«
Er ſetzte ſich auf den Rand des Brunnens,
Spiegel ſetzte ſich auch nieder und leckte ſich das
Pfötchen. »Da wäre nun der Schatz!« ſagte
Pineiß, indem er ſich hinter den Ohren kratzte,
»und hier wäre auch der Mann dazu; fehlt
nur noch das bildſchöne Weib!« »Wie?« ſagte
Spiegel. »Ich meine, es fehlt nur noch die¬
jenige, welche die Zehntauſend als Mitgift be¬
kommen ſoll um mich damit zu überraſchen am
Hochzeitmorgen, und welche alle jene angenehmen
Tugenden hat, von denen Du geſprochen!« »Hm!
verſetzte Spiegel, die Sache verhält ſich nicht
ganz ſo, wie Ihr ſagt! Der Schatz iſt da, wie
Ihr richtig einſeht; das ſchöne Weib habe ich,
um es aufrichtig zu geſtehen, allbereits auch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/514>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.