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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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auf den Tischen und wollten sich ausschütten vor
Lachen. Ihr Gelächter dröhnte aber donnernd
und fest über den haltlosen Lärm der Menge
weg, die auf der Straße lagerte und gab das
Signal zu einem unerhörten Freudentage. Die
Buben und das Gesindel strömten hinter den
zwei armen Gesellen zusammen und ein wilder
Haufen, eine furchtbare Wolke erregend, wälzte
sich mit ihnen dem Thore zu; selbst Weiber und
junge Gassenmädchen liefen mit und mischten
ihre hellen quiekenden Stimmen in das Geschrei
der Burschen. Schon waren sie dem Thore
nah, dessen Thürme von Neugierigen besetzt wa¬
ren, die ihre Mützen schwenkten, die zwei rann¬
ten wie scheu gewordene Pferde, das Herz voll
Qual und Angst; da knieete ein Gassenjunge
wie ein Kobold auf Jobstens fahrendes Felleisen
und ließ sich unter dem Beifallsgeschrei der Menge
mitfahren. Jobst wandte sich und flehte ihn
an, loszulassen, auch schlug er mit dem Stocke
nach ihm; aber der Junge duckte sich und grinste
ihn an. Darüber gewann Fridolin einen grö¬
ßeren Vorsprung und wie Jobst es merkte, warf
er ihm den Stock zwischen die Füße, daß er

auf den Tiſchen und wollten ſich ausſchütten vor
Lachen. Ihr Gelächter dröhnte aber donnernd
und feſt über den haltloſen Lärm der Menge
weg, die auf der Straße lagerte und gab das
Signal zu einem unerhörten Freudentage. Die
Buben und das Geſindel ſtrömten hinter den
zwei armen Geſellen zuſammen und ein wilder
Haufen, eine furchtbare Wolke erregend, wälzte
ſich mit ihnen dem Thore zu; ſelbſt Weiber und
junge Gaſſenmädchen liefen mit und miſchten
ihre hellen quiekenden Stimmen in das Geſchrei
der Burſchen. Schon waren ſie dem Thore
nah, deſſen Thürme von Neugierigen beſetzt wa¬
ren, die ihre Mützen ſchwenkten, die zwei rann¬
ten wie ſcheu gewordene Pferde, das Herz voll
Qual und Angſt; da knieete ein Gaſſenjunge
wie ein Kobold auf Jobſtens fahrendes Felleiſen
und ließ ſich unter dem Beifallsgeſchrei der Menge
mitfahren. Jobſt wandte ſich und flehte ihn
an, loszulaſſen, auch ſchlug er mit dem Stocke
nach ihm; aber der Junge duckte ſich und grinſte
ihn an. Darüber gewann Fridolin einen grö¬
ßeren Vorſprung und wie Jobſt es merkte, warf
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[442/0454] auf den Tiſchen und wollten ſich ausſchütten vor Lachen. Ihr Gelächter dröhnte aber donnernd und feſt über den haltloſen Lärm der Menge weg, die auf der Straße lagerte und gab das Signal zu einem unerhörten Freudentage. Die Buben und das Geſindel ſtrömten hinter den zwei armen Geſellen zuſammen und ein wilder Haufen, eine furchtbare Wolke erregend, wälzte ſich mit ihnen dem Thore zu; ſelbſt Weiber und junge Gaſſenmädchen liefen mit und miſchten ihre hellen quiekenden Stimmen in das Geſchrei der Burſchen. Schon waren ſie dem Thore nah, deſſen Thürme von Neugierigen beſetzt wa¬ ren, die ihre Mützen ſchwenkten, die zwei rann¬ ten wie ſcheu gewordene Pferde, das Herz voll Qual und Angſt; da knieete ein Gaſſenjunge wie ein Kobold auf Jobſtens fahrendes Felleiſen und ließ ſich unter dem Beifallsgeſchrei der Menge mitfahren. Jobſt wandte ſich und flehte ihn an, loszulaſſen, auch ſchlug er mit dem Stocke nach ihm; aber der Junge duckte ſich und grinſte ihn an. Darüber gewann Fridolin einen grö¬ ßeren Vorſprung und wie Jobſt es merkte, warf er ihm den Stock zwiſchen die Füße, daß er

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/454>, abgerufen am 22.11.2024.