tet lag und in denen sie des Sonntags fleißig las. Sie besaß noch alle ihre Schulbücher seit vielen Jahren her und hatte auch nicht Eines verloren, sowie sie auch noch die ganze kleine Gelehrsamkeit im Gedächtniß trug, und sie wußte noch den Katechismus auswendig, wie das De¬ klinirbuch, das Rechenbuch, wie das Geographie¬ buch, die biblische Geschichte und die weltlichen Lesebücher; auch besaß sie einige der hübschen Geschichten von Christoph Schmid und dessen kleine Erzählungen mit den artigen Spruchversen am Ende, wenigstens ein halbes Dutzend ver¬ schiedene Schatzkästlein und Rosengärtchen zum Aufschlagen, eine Sammlung Kalender voll be¬ währter mannigfacher Erfahrung und Weisheit, einige merkwürdige Prophezeiungen, eine Anlei¬ tung zum Kartenschlagen, ein Erbauungsbuch auf alle Tage des Jahres für denkende Jungfrauen und ein altes Exemplar von Schillers Räubern, welches sie so oft las, als sie glaubte es ge¬ nugsam vergessen zu haben, und jedesmal wurde sie von Neuem gerührt, hielt aber sehr verstän¬ dige und sichtende Reden darüber. Alles, was in diesen Büchern stand, hatte sie auch im Kopfe
tet lag und in denen ſie des Sonntags fleißig las. Sie beſaß noch alle ihre Schulbücher ſeit vielen Jahren her und hatte auch nicht Eines verloren, ſowie ſie auch noch die ganze kleine Gelehrſamkeit im Gedächtniß trug, und ſie wußte noch den Katechismus auswendig, wie das De¬ klinirbuch, das Rechenbuch, wie das Geographie¬ buch, die bibliſche Geſchichte und die weltlichen Leſebücher; auch beſaß ſie einige der hübſchen Geſchichten von Chriſtoph Schmid und deſſen kleine Erzählungen mit den artigen Spruchverſen am Ende, wenigſtens ein halbes Dutzend ver¬ ſchiedene Schatzkäſtlein und Roſengärtchen zum Aufſchlagen, eine Sammlung Kalender voll be¬ währter mannigfacher Erfahrung und Weisheit, einige merkwürdige Prophezeiungen, eine Anlei¬ tung zum Kartenſchlagen, ein Erbauungsbuch auf alle Tage des Jahres für denkende Jungfrauen und ein altes Exemplar von Schillers Räubern, welches ſie ſo oft las, als ſie glaubte es ge¬ nugſam vergeſſen zu haben, und jedesmal wurde ſie von Neuem gerührt, hielt aber ſehr verſtän¬ dige und ſichtende Reden darüber. Alles, was in dieſen Büchern ſtand, hatte ſie auch im Kopfe
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tet lag und in denen ſie des Sonntags fleißig
las. Sie beſaß noch alle ihre Schulbücher ſeit
vielen Jahren her und hatte auch nicht Eines
verloren, ſowie ſie auch noch die ganze kleine
Gelehrſamkeit im Gedächtniß trug, und ſie wußte
noch den Katechismus auswendig, wie das De¬
klinirbuch, das Rechenbuch, wie das Geographie¬
buch, die bibliſche Geſchichte und die weltlichen
Leſebücher; auch beſaß ſie einige der hübſchen
Geſchichten von Chriſtoph Schmid und deſſen
kleine Erzählungen mit den artigen Spruchverſen
am Ende, wenigſtens ein halbes Dutzend ver¬
ſchiedene Schatzkäſtlein und Roſengärtchen zum
Aufſchlagen, eine Sammlung Kalender voll be¬
währter mannigfacher Erfahrung und Weisheit,
einige merkwürdige Prophezeiungen, eine Anlei¬
tung zum Kartenſchlagen, ein Erbauungsbuch auf
alle Tage des Jahres für denkende Jungfrauen
und ein altes Exemplar von Schillers Räubern,
welches ſie ſo oft las, als ſie glaubte es ge¬
nugſam vergeſſen zu haben, und jedesmal wurde
ſie von Neuem gerührt, hielt aber ſehr verſtän¬
dige und ſichtende Reden darüber. Alles, was
in dieſen Büchern ſtand, hatte ſie auch im Kopfe
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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/401>, abgerufen am 30.12.2024.
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