Dann sagte sie seufzend: "Ich werde es nicht erleben, daß er wiederkommt!"
Indem sie dies sagte, begab sich die größte Merkwürdigkeit dieses Tages und ein offener Reisewagen mit einem Extrapostillon fuhr mit Macht auf das stille Plätzchen, das von der Abendsonne noch halb bestreift war. In dem Wagen saß ein Mann, der eine Mütze trug wie die französischen Officiere sie tragen, und eben so trug er einen Schnurr- und Kinnbart und ein gänzlich gebräuntes und ausgedörrtes Gesicht zur Schau, das überdies einige Spuren von Kugeln und Säbelhieben zeigte. Auch war er in einen Burnus gehüllt, alles dies, wie es französische Militairs aus Afrika mitzubringen pflegen, und die Füße stemmte er gegen eine kolossale Löwen¬ haut, welche auf dem Boden des Wagens lag; auf dem Rücksitze vor ihm lag ein Säbel und eine halblange arabische Pfeife neben andern fremdartigen Gegenständen.
Dieser Mann sperrte ungeachtet des ernsten Gesichtes, das er machte, die Augen weit auf und suchte mit denselben rings auf dem Platze ein Haus, wie Einer der aus einem schweren
Dann ſagte ſie ſeufzend: »Ich werde es nicht erleben, daß er wiederkommt!«
Indem ſie dies ſagte, begab ſich die größte Merkwürdigkeit dieſes Tages und ein offener Reiſewagen mit einem Extrapoſtillon fuhr mit Macht auf das ſtille Plätzchen, das von der Abendſonne noch halb beſtreift war. In dem Wagen ſaß ein Mann, der eine Mütze trug wie die franzöſiſchen Officiere ſie tragen, und eben ſo trug er einen Schnurr- und Kinnbart und ein gänzlich gebräuntes und ausgedörrtes Geſicht zur Schau, das überdies einige Spuren von Kugeln und Säbelhieben zeigte. Auch war er in einen Burnus gehüllt, alles dies, wie es franzöſiſche Militairs aus Afrika mitzubringen pflegen, und die Füße ſtemmte er gegen eine koloſſale Löwen¬ haut, welche auf dem Boden des Wagens lag; auf dem Rückſitze vor ihm lag ein Säbel und eine halblange arabiſche Pfeife neben andern fremdartigen Gegenſtänden.
Dieſer Mann ſperrte ungeachtet des ernſten Geſichtes, das er machte, die Augen weit auf und ſuchte mit denſelben rings auf dem Platze ein Haus, wie Einer der aus einem ſchweren
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0036"n="24"/>
Dann ſagte ſie ſeufzend: »Ich werde es nicht<lb/>
erleben, daß er wiederkommt!«</p><lb/><p>Indem ſie dies ſagte, begab ſich die größte<lb/>
Merkwürdigkeit dieſes Tages und ein offener<lb/>
Reiſewagen mit einem Extrapoſtillon fuhr mit<lb/>
Macht auf das ſtille Plätzchen, das von der<lb/>
Abendſonne noch halb beſtreift war. In dem<lb/>
Wagen ſaß ein Mann, der eine Mütze trug wie<lb/>
die franzöſiſchen Officiere ſie tragen, und eben<lb/>ſo trug er einen Schnurr- und Kinnbart und ein<lb/>
gänzlich gebräuntes und ausgedörrtes Geſicht zur<lb/>
Schau, das überdies einige Spuren von Kugeln<lb/>
und Säbelhieben zeigte. Auch war er in einen<lb/>
Burnus gehüllt, alles dies, wie es franzöſiſche<lb/>
Militairs aus Afrika mitzubringen pflegen, und<lb/>
die Füße ſtemmte er gegen eine koloſſale Löwen¬<lb/>
haut, welche auf dem Boden des Wagens lag;<lb/>
auf dem Rückſitze vor ihm lag ein Säbel und<lb/>
eine halblange arabiſche Pfeife neben andern<lb/>
fremdartigen Gegenſtänden.</p><lb/><p>Dieſer Mann ſperrte ungeachtet des ernſten<lb/>
Geſichtes, das er machte, die Augen weit auf<lb/>
und ſuchte mit denſelben rings auf dem Platze<lb/>
ein Haus, wie Einer der aus einem ſchweren<lb/></p></div></body></text></TEI>
[24/0036]
Dann ſagte ſie ſeufzend: »Ich werde es nicht
erleben, daß er wiederkommt!«
Indem ſie dies ſagte, begab ſich die größte
Merkwürdigkeit dieſes Tages und ein offener
Reiſewagen mit einem Extrapoſtillon fuhr mit
Macht auf das ſtille Plätzchen, das von der
Abendſonne noch halb beſtreift war. In dem
Wagen ſaß ein Mann, der eine Mütze trug wie
die franzöſiſchen Officiere ſie tragen, und eben
ſo trug er einen Schnurr- und Kinnbart und ein
gänzlich gebräuntes und ausgedörrtes Geſicht zur
Schau, das überdies einige Spuren von Kugeln
und Säbelhieben zeigte. Auch war er in einen
Burnus gehüllt, alles dies, wie es franzöſiſche
Militairs aus Afrika mitzubringen pflegen, und
die Füße ſtemmte er gegen eine koloſſale Löwen¬
haut, welche auf dem Boden des Wagens lag;
auf dem Rückſitze vor ihm lag ein Säbel und
eine halblange arabiſche Pfeife neben andern
fremdartigen Gegenſtänden.
Dieſer Mann ſperrte ungeachtet des ernſten
Geſichtes, das er machte, die Augen weit auf
und ſuchte mit denſelben rings auf dem Platze
ein Haus, wie Einer der aus einem ſchweren
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/36>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.