Haus, wo wir uns lieb haben, wie es uns ge¬ fällt, und im Winter machen wir uns die wärm¬ sten Schlupfwinkel oder kriechen den Bauern in's warme Heu. Also kurz entschlossen, haltet gleich hier Hochzeit und kommt mit uns, dann seid ihr aller Sorgen los und habt euch für immer und ewiglich, so lang es euch gefällt wenigstens; denn alt werdet ihr bei unserem freien Leben, das könnt ihr glauben! Denkt nicht etwa, daß ich euch nachtragen will, was eure Alten an mir gethan! Nein! es macht mir zwar Vergnügen, euch da angekommen zu sehen, wo ihr seid; allein damit bin ich zufrieden, und werde euch behülf¬ lich und dienstfertig sein, wenn ihr mir folgt." Er sagte das wirklich in einem aufrichtigen und gemüthlichen Tone. "Nun, besinnt euch ein bis¬ chen, aber folget mir, wenn ich euch gut zum Rath bin! Laßt fahren die Welt und nehmet euch und fraget Niemandem was nach! Denkt an das luftige Hochzeitbett im tiefen Wald oder auf einem Heustock, wenn es euch zu kalt ist!" Damit ging er in's Haus. Vrenchen zitterte in Salis Armen und dieser sagte: "Was meinst Du dazu? Mich dünkt, es wäre nicht übel,
Haus, wo wir uns lieb haben, wie es uns ge¬ fällt, und im Winter machen wir uns die wärm¬ ſten Schlupfwinkel oder kriechen den Bauern in's warme Heu. Alſo kurz entſchloſſen, haltet gleich hier Hochzeit und kommt mit uns, dann ſeid ihr aller Sorgen los und habt euch für immer und ewiglich, ſo lang es euch gefällt wenigſtens; denn alt werdet ihr bei unſerem freien Leben, das könnt ihr glauben! Denkt nicht etwa, daß ich euch nachtragen will, was eure Alten an mir gethan! Nein! es macht mir zwar Vergnügen, euch da angekommen zu ſehen, wo ihr ſeid; allein damit bin ich zufrieden, und werde euch behülf¬ lich und dienſtfertig ſein, wenn ihr mir folgt.« Er ſagte das wirklich in einem aufrichtigen und gemüthlichen Tone. »Nun, beſinnt euch ein bis¬ chen, aber folget mir, wenn ich euch gut zum Rath bin! Laßt fahren die Welt und nehmet euch und fraget Niemandem was nach! Denkt an das luftige Hochzeitbett im tiefen Wald oder auf einem Heuſtock, wenn es euch zu kalt iſt!« Damit ging er in's Haus. Vrenchen zitterte in Salis Armen und dieſer ſagte: »Was meinſt Du dazu? Mich dünkt, es wäre nicht übel,
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Haus, wo wir uns lieb haben, wie es uns ge¬
fällt, und im Winter machen wir uns die wärm¬
ſten Schlupfwinkel oder kriechen den Bauern in's
warme Heu. Alſo kurz entſchloſſen, haltet gleich
hier Hochzeit und kommt mit uns, dann ſeid ihr
aller Sorgen los und habt euch für immer und
ewiglich, ſo lang es euch gefällt wenigſtens; denn
alt werdet ihr bei unſerem freien Leben, das
könnt ihr glauben! Denkt nicht etwa, daß ich
euch nachtragen will, was eure Alten an mir
gethan! Nein! es macht mir zwar Vergnügen,
euch da angekommen zu ſehen, wo ihr ſeid; allein
damit bin ich zufrieden, und werde euch behülf¬
lich und dienſtfertig ſein, wenn ihr mir folgt.«
Er ſagte das wirklich in einem aufrichtigen und
gemüthlichen Tone. »Nun, beſinnt euch ein bis¬
chen, aber folget mir, wenn ich euch gut zum
Rath bin! Laßt fahren die Welt und nehmet
euch und fraget Niemandem was nach! Denkt
an das luftige Hochzeitbett im tiefen Wald oder
auf einem Heuſtock, wenn es euch zu kalt iſt!«
Damit ging er in's Haus. Vrenchen zitterte
in Salis Armen und dieſer ſagte: »Was meinſt
Du dazu? Mich dünkt, es wäre nicht übel,
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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/356>, abgerufen am 23.11.2024.
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