und bist gerüstet wie eine Prinzeß?" "Gelt aber!" sagte Vrenchen freundlich lachend, "wißt ihr auch, wer das ist?" "Ei ich denke, das ist wohl der Sali Manz? Berg und Thal kom¬ men nicht zusammen, sagt man, aber die Leute! Aber nimm Dich doch in Acht, Kind, und denk' wie es euren Ältern ergangen ist!" "Ei, das hat sich jetzt gewendet und alles ist gut gewor¬ den" erwiederte Vrenchen lächelnd und freundlich mittheilsam, ja beinahe herablassend "seht, Sali ist mein Hochzeiter!" "Dein Hochzeiter! was Du sagst!" "Ja und er ist ein reicher Herr, er hat hunderttausend Gulden in der Lotterie gewonnen! Denket einmal, Frau!" Diese that einen Sprung, schlug ganz erschrocken die Hände zusammen und schrie: "Hund -- hunderttausend Gulden!" "Hunderttausend Gulden!" versicherte Vrenchen ernsthaft. "Herr Du meines Lebens! Es ist aber nicht wahr, Du lügst mich an, Kind!" "Nun, glaubt was ihr wollt!" "Aber wenn es wahr ist und Du heirathest ihn, was wollt ihr denn machen mit dem Gelde? Willst Du wirklich eine vornehme Frau werden?" "Versteht sich, in drei Wochen halten wir die
und biſt gerüſtet wie eine Prinzeß?« »Gelt aber!« ſagte Vrenchen freundlich lachend, »wißt ihr auch, wer das iſt?« »Ei ich denke, das iſt wohl der Sali Manz? Berg und Thal kom¬ men nicht zuſammen, ſagt man, aber die Leute! Aber nimm Dich doch in Acht, Kind, und denk' wie es euren Ältern ergangen iſt!« »Ei, das hat ſich jetzt gewendet und alles iſt gut gewor¬ den« erwiederte Vrenchen lächelnd und freundlich mittheilſam, ja beinahe herablaſſend »ſeht, Sali iſt mein Hochzeiter!« »Dein Hochzeiter! was Du ſagſt!» »Ja und er iſt ein reicher Herr, er hat hunderttauſend Gulden in der Lotterie gewonnen! Denket einmal, Frau!« Dieſe that einen Sprung, ſchlug ganz erſchrocken die Hände zuſammen und ſchrie: »Hund — hunderttauſend Gulden!« »Hunderttauſend Gulden!« verſicherte Vrenchen ernſthaft. »Herr Du meines Lebens! Es iſt aber nicht wahr, Du lügſt mich an, Kind!« »Nun, glaubt was ihr wollt!» »Aber wenn es wahr iſt und Du heiratheſt ihn, was wollt ihr denn machen mit dem Gelde? Willſt Du wirklich eine vornehme Frau werden?« »Verſteht ſich, in drei Wochen halten wir die
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und biſt gerüſtet wie eine Prinzeß?« »Gelt
aber!« ſagte Vrenchen freundlich lachend, »wißt
ihr auch, wer das iſt?« »Ei ich denke, das
iſt wohl der Sali Manz? Berg und Thal kom¬
men nicht zuſammen, ſagt man, aber die Leute!
Aber nimm Dich doch in Acht, Kind, und denk'
wie es euren Ältern ergangen iſt!« »Ei, das
hat ſich jetzt gewendet und alles iſt gut gewor¬
den« erwiederte Vrenchen lächelnd und freundlich
mittheilſam, ja beinahe herablaſſend »ſeht, Sali
iſt mein Hochzeiter!« »Dein Hochzeiter! was
Du ſagſt!» »Ja und er iſt ein reicher Herr,
er hat hunderttauſend Gulden in der Lotterie
gewonnen! Denket einmal, Frau!« Dieſe that
einen Sprung, ſchlug ganz erſchrocken die Hände
zuſammen und ſchrie: »Hund — hunderttauſend
Gulden!« »Hunderttauſend Gulden!« verſicherte
Vrenchen ernſthaft. »Herr Du meines Lebens!
Es iſt aber nicht wahr, Du lügſt mich an,
Kind!« »Nun, glaubt was ihr wollt!» »Aber
wenn es wahr iſt und Du heiratheſt ihn, was
wollt ihr denn machen mit dem Gelde? Willſt
Du wirklich eine vornehme Frau werden?«
»Verſteht ſich, in drei Wochen halten wir die
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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/321>, abgerufen am 25.11.2024.
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