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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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und die Röhre herzustellen gewesen wäre, mußte
sich Vrenchen nun abquälen, selbst das lautere
Wasser dieser Verkommenheit abzugewinnen und
seine Wäscherei in den seichten Sammlungen am
Boden vorzunehmen, statt in dem vertrockneten
und zerspällten Troge. Das Haus selbst war
ebenso kläglich anzusehen; die Fenster waren
vielfältig zerbrochen und mit Papier verklebt,
aber doch waren sie das Freundlichste an dem
Verfall; denn sie waren, selbst die zerbrochenen
Scheiben, klar und sauber gewaschen, ja förmlich
polirt und glänzten so hell, wie Vrenchens Au¬
gen, welche ihm in seiner Armuth ja auch allen
übrigen Staat ersetzen mußten. Und wie die
krausen Haare und die rothgelben Kattunhals¬
tücher zu Vrenchens Augen, stand zu diesen blin¬
kenden Fenstern das wilde grüne Gewächs, was
da durcheinander rankte um das Haus, flatternde
Bohnenwäldchen und eine ganze duftende Wild¬
niß von rothgelbem Goldlack. Die Bohnen hiel¬
ten sich, so gut sie konnten, hier an einem Har¬
kenstiel oder an einem verkehrt in die Erde ge¬
steckten Stumpfbesen, dort an einer von Rost
zerfressenen Helbarte oder Sponton, wie man es

und die Röhre herzuſtellen geweſen wäre, mußte
ſich Vrenchen nun abquälen, ſelbſt das lautere
Waſſer dieſer Verkommenheit abzugewinnen und
ſeine Wäſcherei in den ſeichten Sammlungen am
Boden vorzunehmen, ſtatt in dem vertrockneten
und zerſpällten Troge. Das Haus ſelbſt war
ebenſo kläglich anzuſehen; die Fenſter waren
vielfältig zerbrochen und mit Papier verklebt,
aber doch waren ſie das Freundlichſte an dem
Verfall; denn ſie waren, ſelbſt die zerbrochenen
Scheiben, klar und ſauber gewaſchen, ja förmlich
polirt und glänzten ſo hell, wie Vrenchens Au¬
gen, welche ihm in ſeiner Armuth ja auch allen
übrigen Staat erſetzen mußten. Und wie die
krauſen Haare und die rothgelben Kattunhals¬
tücher zu Vrenchens Augen, ſtand zu dieſen blin¬
kenden Fenſtern das wilde grüne Gewächs, was
da durcheinander rankte um das Haus, flatternde
Bohnenwäldchen und eine ganze duftende Wild¬
niß von rothgelbem Goldlack. Die Bohnen hiel¬
ten ſich, ſo gut ſie konnten, hier an einem Har¬
kenſtiel oder an einem verkehrt in die Erde ge¬
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[269/0281] und die Röhre herzuſtellen geweſen wäre, mußte ſich Vrenchen nun abquälen, ſelbſt das lautere Waſſer dieſer Verkommenheit abzugewinnen und ſeine Wäſcherei in den ſeichten Sammlungen am Boden vorzunehmen, ſtatt in dem vertrockneten und zerſpällten Troge. Das Haus ſelbſt war ebenſo kläglich anzuſehen; die Fenſter waren vielfältig zerbrochen und mit Papier verklebt, aber doch waren ſie das Freundlichſte an dem Verfall; denn ſie waren, ſelbſt die zerbrochenen Scheiben, klar und ſauber gewaſchen, ja förmlich polirt und glänzten ſo hell, wie Vrenchens Au¬ gen, welche ihm in ſeiner Armuth ja auch allen übrigen Staat erſetzen mußten. Und wie die krauſen Haare und die rothgelben Kattunhals¬ tücher zu Vrenchens Augen, ſtand zu dieſen blin¬ kenden Fenſtern das wilde grüne Gewächs, was da durcheinander rankte um das Haus, flatternde Bohnenwäldchen und eine ganze duftende Wild¬ niß von rothgelbem Goldlack. Die Bohnen hiel¬ ten ſich, ſo gut ſie konnten, hier an einem Har¬ kenſtiel oder an einem verkehrt in die Erde ge¬ ſteckten Stumpfbeſen, dort an einer von Roſt zerfreſſenen Helbarte oder Sponton, wie man es

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/281>, abgerufen am 27.11.2024.