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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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die verfeindeten Leute gegenseitig, sich in's Ge¬
häge zu kommen. Deshalb war er nun erstaunt
über das, was er doch an seinem eigenen Va¬
terhause erlebt, und starrte voll Verwunderung
in die Wüstenei, die er vor sich sah. Dem
Marti war ein Stück Ackerland um das andere
abgepfändet worden, er besaß nichts mehr als
das Haus und den Platz davor nebst etwas
Garten und dem Acker auf der Höhe am Flusse,
von welchem er hartnäckig am längsten nicht
lassen wollte.

Es war aber keine Rede mehr von einer
ordentlichen Bebauung und auf dem Acker, der
einst so schön im gleichmäßigen Korne gewogt,
wenn die Erndte kam, waren jetzt allerhand ab¬
fällige Samenreste gesäet und aufgegangen, aus
alten Schachteln und zerrissenen Düten zusam¬
mengekehrt, Rüben, Kraut und dergleichen und
etwas Kartoffeln, so daß der Acker aussah, wie
ein recht übel gepflegter Gemüseplatz und eine
wunderliche Musterkarte war, dazu angelegt, um
von der Hand in den Mund zu leben, hier eine
Hand voll Rüben auszureißen, wenn man Hun¬
ger hatte und nichts besseres wußte, dort eine

die verfeindeten Leute gegenſeitig, ſich in's Ge¬
häge zu kommen. Deshalb war er nun erſtaunt
über das, was er doch an ſeinem eigenen Va¬
terhauſe erlebt, und ſtarrte voll Verwunderung
in die Wüſtenei, die er vor ſich ſah. Dem
Marti war ein Stück Ackerland um das andere
abgepfändet worden, er beſaß nichts mehr als
das Haus und den Platz davor nebſt etwas
Garten und dem Acker auf der Höhe am Fluſſe,
von welchem er hartnäckig am längſten nicht
laſſen wollte.

Es war aber keine Rede mehr von einer
ordentlichen Bebauung und auf dem Acker, der
einſt ſo ſchön im gleichmäßigen Korne gewogt,
wenn die Erndte kam, waren jetzt allerhand ab¬
fällige Samenreſte geſäet und aufgegangen, aus
alten Schachteln und zerriſſenen Düten zuſam¬
mengekehrt, Rüben, Kraut und dergleichen und
etwas Kartoffeln, ſo daß der Acker ausſah, wie
ein recht übel gepflegter Gemüſeplatz und eine
wunderliche Muſterkarte war, dazu angelegt, um
von der Hand in den Mund zu leben, hier eine
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[267/0279] die verfeindeten Leute gegenſeitig, ſich in's Ge¬ häge zu kommen. Deshalb war er nun erſtaunt über das, was er doch an ſeinem eigenen Va¬ terhauſe erlebt, und ſtarrte voll Verwunderung in die Wüſtenei, die er vor ſich ſah. Dem Marti war ein Stück Ackerland um das andere abgepfändet worden, er beſaß nichts mehr als das Haus und den Platz davor nebſt etwas Garten und dem Acker auf der Höhe am Fluſſe, von welchem er hartnäckig am längſten nicht laſſen wollte. Es war aber keine Rede mehr von einer ordentlichen Bebauung und auf dem Acker, der einſt ſo ſchön im gleichmäßigen Korne gewogt, wenn die Erndte kam, waren jetzt allerhand ab¬ fällige Samenreſte geſäet und aufgegangen, aus alten Schachteln und zerriſſenen Düten zuſam¬ mengekehrt, Rüben, Kraut und dergleichen und etwas Kartoffeln, ſo daß der Acker ausſah, wie ein recht übel gepflegter Gemüſeplatz und eine wunderliche Muſterkarte war, dazu angelegt, um von der Hand in den Mund zu leben, hier eine Hand voll Rüben auszureißen, wenn man Hun¬ ger hatte und nichts beſſeres wußte, dort eine

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/279>, abgerufen am 27.11.2024.