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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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dem sie ein oder zweimal geschlagen, hielten sie
inne und rangen still zitternd mit einander, nur
zuweilen aufstöhnend und elendiglich knirschend,
und Einer suchte den Andern über das knackende
Geländer in's Wasser zu werfen. Jetzt waren
aber auch ihre Kinder nachgekommen und sahen
den erbärmlichen Auftritt. Sali sprang eines
Satzes heran, um seinem Vater beizustehen und
ihm zu helfen, dem gehaßten Feinde den Garaus
zu machen, der ohnehin der Schwächere schien
und eben zu unterliegen drohte. Aber auch
Vrenchen sprang, alles wegwerfend, mit einem
langen Aufschrei herzu und umklammerte ihren
Vater um ihn zu schützen, während sie ihn da¬
durch nur hinderte und beschwerte. Thränen
strömten aus ihren Augen und sie sah flehend
den Sali an, der im Begriff war ihren Vater
ebenfalls zu fassen und vollends zu überwältigen.
Unwillkürlich legte er aber seine Hand an sei¬
nen eigenen Vater und suchte denselben mit
festem Arm von dem Gegner loszubringen und
zu beruhigen, so daß der Kampf eine kleine
Weile ruhte oder vielmehr die ganze Gruppe
unruhig hin und her drängte, ohne aus einander

dem ſie ein oder zweimal geſchlagen, hielten ſie
inne und rangen ſtill zitternd mit einander, nur
zuweilen aufſtöhnend und elendiglich knirſchend,
und Einer ſuchte den Andern über das knackende
Geländer in's Waſſer zu werfen. Jetzt waren
aber auch ihre Kinder nachgekommen und ſahen
den erbärmlichen Auftritt. Sali ſprang eines
Satzes heran, um ſeinem Vater beizuſtehen und
ihm zu helfen, dem gehaßten Feinde den Garaus
zu machen, der ohnehin der Schwächere ſchien
und eben zu unterliegen drohte. Aber auch
Vrenchen ſprang, alles wegwerfend, mit einem
langen Aufſchrei herzu und umklammerte ihren
Vater um ihn zu ſchützen, während ſie ihn da¬
durch nur hinderte und beſchwerte. Thränen
ſtrömten aus ihren Augen und ſie ſah flehend
den Sali an, der im Begriff war ihren Vater
ebenfalls zu faſſen und vollends zu überwältigen.
Unwillkürlich legte er aber ſeine Hand an ſei¬
nen eigenen Vater und ſuchte denſelben mit
feſtem Arm von dem Gegner loszubringen und
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Weile ruhte oder vielmehr die ganze Gruppe
unruhig hin und her drängte, ohne aus einander

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[259/0271] dem ſie ein oder zweimal geſchlagen, hielten ſie inne und rangen ſtill zitternd mit einander, nur zuweilen aufſtöhnend und elendiglich knirſchend, und Einer ſuchte den Andern über das knackende Geländer in's Waſſer zu werfen. Jetzt waren aber auch ihre Kinder nachgekommen und ſahen den erbärmlichen Auftritt. Sali ſprang eines Satzes heran, um ſeinem Vater beizuſtehen und ihm zu helfen, dem gehaßten Feinde den Garaus zu machen, der ohnehin der Schwächere ſchien und eben zu unterliegen drohte. Aber auch Vrenchen ſprang, alles wegwerfend, mit einem langen Aufſchrei herzu und umklammerte ihren Vater um ihn zu ſchützen, während ſie ihn da¬ durch nur hinderte und beſchwerte. Thränen ſtrömten aus ihren Augen und ſie ſah flehend den Sali an, der im Begriff war ihren Vater ebenfalls zu faſſen und vollends zu überwältigen. Unwillkürlich legte er aber ſeine Hand an ſei¬ nen eigenen Vater und ſuchte denſelben mit feſtem Arm von dem Gegner loszubringen und zu beruhigen, ſo daß der Kampf eine kleine Weile ruhte oder vielmehr die ganze Gruppe unruhig hin und her drängte, ohne aus einander

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/271>, abgerufen am 26.11.2024.